Story: Lee Hyeon-min (Shin Hyeon-jun) arbeitet für die Polizei und gibt nicht mehr identifizierbaren Mordopfern
ihr Gesicht zurück. Doch obwohl ihm sein Chef anbietet auch von zu Hause aus an Gesichtsrekonstruktionen zu arbeiten,
lehnt Shin ab. Der Grund ist seine Tochter, die vor kurzem eine Herztransplantation bekommen hat, und der es immer
schlechter geht, obwohl der behandelnde Arzt ihm versichert, dass mit ihr alles in Ordnung sei.
Währenddessen treibt ein Gewaltverbrecher in der Stadt sein Unwesen, der seine Opfer mit einer Säure bis auf die
Knochen auflöst. Die Polizei ist ratlos, kommt aber bald zu dem Schluss, dass das Auflösen in der Säure geschieht um
zu verbergen, dass den Opfern Organe entfernt wurden. Der einzige der ihnen jetzt noch weiterhelfen kann ist Shin,
aber dieser steht nicht mehr zur Verfügung.
Eines Tages steht jedoch die Kollegin Jeong Seon-yeong (Song Yun-ah) vor Shins Haustür und hat einen Schädel bei sich.
Shin macht zwar sofort klar, dass er nicht mehr arbeitet, aber Seon-yeong schafft es mit ihrer aufdringlichen Art,
dass sich Shin schließlich den Schädel ansieht. Als er dann auch noch von einem Geist heimgesucht wird, der offensichtlich
will, dass der Schädel seine Identität zurückbekommt, ist Shin wieder im Spiel, und die Polizei somit dem Täter wieder
auf den Fersen.
Kritik: "Face" ist ein merkwürdiger Horrorfilm. Wir haben hier alles, was wir von einem klischeebeladenen
asiatischen Horrorstreifen erwarten müssen, und doch scheint der Film im Endeffekt eigentlich eher ein düsterer
Thriller sein zu wollen. Die Mischung geht im Endeffekt allerdings nicht auf und auch das Drama, das immer wieder
seinen Weg in den Film findet, mag nicht wirklich funktionieren. Es scheint beinahe so, als wenn Regisseur Yoo
Sang-Gon eigentlich einen anderen Film machen wollte, die Produzenten ihm aber nur Gelder für einen Horrorfilm zur
Verfügung gestellt haben. Schließlich war man in Korea (und ist man heute immer noch) angewiesen auf Horrorstreifen
im Sommer, da diese gute Umsatzzahlen versprechen. Dem Film schadet diese Unfokusiertheit aber enorm, da das wirre
Drehbuch uns mit zu vielen Logikfehlern nervt, und der Film im Gesamten einfach nicht als Ganzes wirkt.
Wenn man es genau nimmt, dann handelt es sich bei dem Film ganz eindeutig um einen Thriller, bei dem im Nachhinein
einige Geisterszenen hineingeschrieben wurden. Jedes Mal wenn der Geist hinter Shin im Spiegel auftaucht, oder aus dem
Boden kriecht, fragen wir uns wie das jetzt in den Film passen soll. Denn gegen Ende ist uns klar, dass alle diese
Geisterszenen total unwichtig sind und nur darauf abzielen ein paar billige Schockeffekte zu kreieren. Gut, all
jene, die nicht schon den x-ten "Ring"-Klon hinter sich haben, werden tatsächlich in ein paar Szenen erschrocken von
ihrem Stuhl aufschrecken, aber die Schreckmomente sind wahrlich nicht sonderlich innovativ gestaltet. Es sei denn man
kann einen in der Mitte gespiegelten Geist, der auf einen zugekrochen kommt, als innovativ bezeichnen. Oder einen Geist,
der an der Decke entlangkrabbelt. Die Bilder können manchmal recht gruselig aussehen, aber das war es dann auch schon.
Der Thriller im Film kommt auch nicht viel besser weg. Wir wissen schon nach wenigen Minuten, wer der wahre Täter ist
(zumindest glauben wir das) und die Drehbuchschreiber scheinen dies zu nutzen um uns gezielt in einem Irrglauben zu
lassen, um uns später den richtigen Täter zu präsentieren, von dem wir im Film eigentlich kaum etwas gesehen haben.
Aber nicht mal das machen die Drehbuchschreiber richtig, denn schlussendlich ist der erste Verdächtige tatsächlich
sogar der Täter.
Es ist auch nicht wirklich intelligent, dass der Zuschauer mehr weiß als die Protagonisten. Es wäre auch so schon
leicht genug für uns gewesen herauszufinden, dass es sich bei dem ganzen Fall um die Herzen der Opfer dreht, die für
wichtige Operationen benötigt werden. Aber der Regisseur zeigt uns sogar schon in der ersten Minute eine Herzentnahme
bei einem der Opfer...
Dann gibt es da noch den Drama-Teil zwischen Lee und seiner kranken Tochter, die überdies auch noch ihre Mutter
verloren hat. Leider findet auch hier keine emotionale Involvierung des Zuschauers statt. Überdies muss man sich
fragen, was sich genau für das kleine Mädchen geändert hat, dass sie plötzlich wieder ganz freudig durch die Gegend
springt? Weil sie nun nicht mehr von einem Geist heimgesucht wird? Ein Geist, der ihr eigentlich ohnehin nichts hat
antuen wollen, wie wir erfahren, und der sich auch durchaus hätte anders manifestieren können als an der Decke hängend
das kleine Mädchen zu erschrecken...
Am Ende wartet "Face" mit einem Twist auf, der nochmal jegliche Logik, die ohnehin nie wirklich im Film
vorhanden war, umwirft, und uns aufzeigt, dass in dem Werk jegliche Kontinuität verloren gegangen ist.
Darsteller Shin Hyeon-jun ("Guns & Talks", "Shadowless Sword") gibt sein Bestes um seinem Charakter wenigstens ein
paar Ecken und Kanten zu verleihen, so dass er es tatsächlich schafft, dass er als Bezugsperson für den Zuschauer dienen
kann. Song Yun-ah ("Arang") erscheint am Anfang etwas nervend, kann dann aber schnell mit ihrer speziellen Art den
Zuschauer für sich gewinnen. Die Freundschaft, die sich langsam zwischen Lee und Jeong entwickelt, funktioniert
auch erstaunlich gut, gerade weil man auf eine unnötige Liebesgeschichte verzichtet.
Es macht Spaß Lee bei seiner Arbeit der Gesichtsrekonstruktion zuzusehen, und hier und da gibt es auch ein paar
spannende Szenen, aber schlussendlich erweist sich der Film als enttäuschend.
Grund für diese Enttäuschung ist wie gesagt das unwahrscheinlich konfuse Drehbuch und etliche Logikfehler. Mit
gerade einmal etwas über 80 Minuten ist "Face" erstaunlich kurz, aber nicht wirklich kompakt gehalten, da es immer
wieder einige Hänger gibt und das Tempo oft unnötig nachlässt. Die Bilder wirken überdies nicht so poliert wie wir
das von koreanischen Horrorfilmen mittlerweile gewohnt sind, aber das fällt dann wiederum gar nicht so negativ auf.
Allerdings erweist sich die Regie oftmals als recht unoriginell.
Spannung kommt bei diesem Horrorthriller nur selten auf, daran kann auch nicht die recht gelungene Musikuntermalung
etwas ändern. Schlussendlich ist "Face" eine ganz nette Abendunterhaltung. Gerade seine recht kurze Laufzeit
ist löblich, zumal sich der Film länger anfühlt (was eigentlich auch einen Kritikpunkt darstellt). Die beiden
Hauptcharaktere können einen außerdem zum Glück im Film halten. "Face" erweist sich aber am Ende als zu vorhersehbar,
und ist unnötig mit Bildern eines langhaarigen Geistes gespickt. Kein Film für Thriller-Fans, und auch
Horror-Enthusiasten werden hier nichts Neues vorfinden. Dennoch kann man mit dem Film ein paar unbedeutende Minuten
Unterhaltung haben, wenn man nichts Großes (oder auch nicht so Großes) erwartet. Aber genug ist das eben nicht.