Story: Hyung-man (Ahn Sung-ki) ist Anfang Fünfzig und repariert in einem kleinen Laden Kameras. Eines Tages stirbt ein guter Freund von
ihm und obwohl dieser ihn um viel Geld betrogen hat, verspricht Hyung-man ihm, nach seiner Tochter Nam-eun (Lee Ha-na) zu sehen. Nam-eun wohnt
nur wenige Häuser von seinem Laden entfernt und so sieht Hyung-man ab und zu nach ihr. Das 25-jährige Mädchen scheint aber schon seit langem
Gefühle für den wesentlich älteren Mann zu haben und gibt Hyung-man auch mehr als genügend Hinweise. Der Kamera-Spezialist ist bisher aber sehr
gut ohne eine Frau in seinem Leben zurechtgekommen und ignoriert vorerst die Annäherungsversuche des Mädchens. Er weiß auch gar nicht, wie er anderen
eine Beziehung zu einem Mädchen, das nur halb so alt ist wie er, erklären könnte. Letztendlich erkennt er, dass es nur Angst ist, die ihn davon
abhält, eine Beziehung mit Nam-eun einzugehen und er überwindet diese. Trotz des großen Altersunterschieds haben die beiden aber bald mit
den gleichen Problemen zu kämpfen wie andere Paare und die Zukunft der zwei scheint ungewiss.
Kritik: Es gibt in der Liebe jegliche Kompositionsvarianten zweier Menschen. Darauf soll auch der Titel hinweisen, der sich auf das
englische Sprichwort "All is fair in love and war" ("In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt") bezieht. Warum sollte also ein junges Mädchen nicht
auch Interesse an einem Mann haben, der gut doppelt so alt ist wie sie? Den gesellschaftlichen Normen entspricht das selbstverständlich nicht und so
ist eine solche Beziehung viel Kritik und Kopfschütteln von außen ausgesetzt. "Fair Love" stellt aber keineswegs nur ein Romantikdrama dar, das den
Altersunterschied der beiden Verliebten in den Mittelpunkt rückt, sondern betrachtet mit einem erwachsenen Blick auf die Beziehung die ganz normalen
Probleme, mit denen jedes Paar zu kämpfen hat. Mit seinem gut geschriebenen Drehbuch, das vor allem mit durchdachten Dialogen punktet, kann dieses
Romantikdrama auf subtile Weise berühren. Leider kann aber die zweite Hälfte des Films nicht mit der ersten mithalten.
Ein Film wie "Fair Love" steht und fällt mit seinen Darstellern. Veteran Ahn Sung-ki ("My New Partner", "Nowhere to Hide") gibt eine sehr gute
Darstellung des einsamen Mannes ab, dessen Leben in bestimmten Bahnen verläuft und der ein Alter erreicht hat, in dem er nicht mehr bereit ist,
irgendetwas zu ändern. Das ist auch der Grund, warum er zuerst Nam-euns Annäherungsversuche nicht erwidert. Interessanterweise scheint er in seinem
ganzen Leben noch nie eine richtige Beziehung zu einer Frau gehabt zu haben! Bisher hat sich Hyung-man immer in sich zurückgezogen und ein ruhiges
Leben geführt, das man auch gerne als ereignislos betrachten kann. Der Kamera-Spezialist ist auch etwas zu gutmütig für die Welt und wurde so von
seinem Freund um eine große Summe Geld betrogen. Er scheint einige Erfahrungen gesammelt zu haben, die ihn dazu veranlasst haben, sich immer mehr
in sein Schneckenhäuschen zurückzuziehen. Nun ist er so, wie er ist, und damit muss er leben.
In Form von Nam-eun trifft ihn dann jedoch die Liebe. Anfangs hält er Nam-euns Interesse an ihm für pure Spielerei, natürlich muss er auch befürchten,
dass das Mädchen schlichtweg einen Vaterersatz sucht, da ihr Vater nie für sie da war. Doch Nam-eun kommt mit Gleichaltrigen nicht zurecht, langweilt
sich sogar mit ihnen und sucht daher immer wieder die Nähe des älteren Mannes. Lee Ha-na ("Le Grand Chef") kann mit Ahn Sung-ki auf schauspielerischer
Ebene sehr gut mithalten und porträtiert einen komplexen Charakter, dessen Handlungen man nicht immer sofort nachvollziehen kann.
Nachdem die beiden schließlich ein Paar sind, müssen sie sich mit den typischen Problemen, die der Altersunterschied mit sich bringt, auseinandersetzen.
Viele Bekannte Hyung-mans betrachten die Beziehung als krank, halten ihn für jemand Perversen und das alles, obwohl der Verliebte bisher ganz still
vor sich hingelebt hat und nie etwas Ungewöhnliches getan hat. Es ist das erste Mal, dass Hyung-man aus sich herausgeht, nach seinem Gefühl handelt,
seine Angst überwindet und glücklich wird.
Hyung-man sieht verbittert aus, er sitzt in seinem kleinen Kameraladen, ist ein Spezialist auf seinem Gebiet und hat ein paar sympathische Angestellte,
mit denen er immer nur ein paar trockene Worte wechselt. Gefällt ihm ein Kunde nicht, so lässt er sich mit der Reperatur von dessen Kamera besonders viel
Zeit. Erst in seiner Beziehung mit Nam-eun blüht er auf, ja, er benimmt sich sogar wie ein dummer Teenager. Er bestätigt damit: Egal, wie
alt man ist, wenn man verliebt ist, wird man wieder zum Kind.
Sein glückliches Lächeln muss jedem als Antwort entgegengehalten werden, der ihn fragt, was
er denn mit so einem jungen Mädchen anfangen will. Tatsächlich zeigt sich aber, dass Hyung-man immer wieder Nam-eun an seiner Lebensweisheit teilhaben
lässt und damit doch wieder ein wenig die Vaterrolle übernimmt. Nam-eun dagegen versucht ihn zu ändern, was in seinem Alter ohnehin unmöglich ist.
Daneben gibt es aber auch andere Beziehungsprobleme, so kann Hyung-man nie richtig aus sich herausgehen, während Nam-eun in ihrem Leben an einem
Punkt ist, an dem sie nicht weiß, wohin sie soll.
Die Charaktere in "Fair Love" sind realistisch gezeichnet und es wird auch nicht versucht, das Publikum durch unnötiges Drama zu Tränen zu rühren.
Der Film ist ehrlich in der Beschreibung der Probleme einer Beziehung und kann damit auch ein breites Publikum gewinnen. Dabei durchzieht ein
nicht aufdringlicher bittersüßer Ton das Romantikdrama. Die Nebencharaktere sind gut ausgestaltet, der Kameraladen wird für uns schnell zu einer
Heimat und so stört auch das gemächliche Tempo kaum. Das einzige was wirklich problematisch ist und dem Film viel nimmt, ist ein omnipräsenter
Soundtrack voller englischer Balladen, die unnötig Kitsch in den Film bringen. Auch das Ende erweist sich mit seiner Mischung aus Indie-Film und
Musikvideo als nicht wirklich gelungen. Irgendwie scheint man am Ende nicht die richtige Ausfahrt bekommen zu haben. Das schadet diesem ansonsten
erwachsenen und nachdenklichen Romantikdrama doch mehr als man anfangs glaubt. Alleine wegen seiner Thematik und einigen tiefgründen Dialogen zum
Thema Beziehungen ist "Fair Love" jedoch eine gute Alternative zu anderen Romantikfilmen.