Story: Nana (Miki Yeung) hat ihre Erinnerung verloren. Das einzige woran sie sich erinnern kann ist Fei (Alan
Kuo), der auf einem Basketballfeld auf sie wartet. Sie weiß, dass sie Fei in der "Bystreet" finden kann, einem Ort,
an den man geht, wenn man sich von der bekannten Welt zurückziehen will. Allerdings gibt es, wenn man einmal dort ist,
keinen Weg mehr zurück. Nana bekommt den Weg zur "Bystreet" von King (Deep Ng) gezeigt. Tatsächlich handelt es sich
bei King aber um Nanas Freund, an den sie sich nicht mehr erinnern kann.
In "Bystreet" angekommen, findet Nana tatsächlich Fei, allerdings sucht dieser schon Trost bei PS (Po Po), einer Frau,
die von Fei weiß, seitdem er in den Nachrichten war. Fei hatte nämlich versucht sich bei einem Drogenbaron dafür zu
rächen, dass seine Mutter die Todesstrafe für Rauschgiftschmuggel bekam. Dabei hatte er ein Auge verloren und
sucht seitdem bei der Heiligen Maria und in der "Bystreet" Zuflucht. Doch mit Nanas Auftauchen kommen alte Erinnerungen
zurück. Fei weiß nun wieder, dass eine Aufgabe vor ihm liegt, aber weder er, Nana, noch sonst irgendwer kommen
aus der "Bystreet" wieder heraus...
Kritik: "Fate" ist von Anfang bis Ende eigenartig, und man weiß einfach nicht, wo man ihn einordnen soll.
Das fängt schon beim TV-Look an, der immer wieder von ansprechenden Bildern weggewaschen wird und an anderer Stelle an
Kunstkino erinnert. Schlussendlich bleibt es allerdings wirklich eine Sache des Geschmacks, ob man aus "Fate" etwas
für sich mitnehmen kann. Denn etwas für jedermann ist dieser ungewöhnliche HK-Streifen mit Sicherheit nicht. Dabei
erweist sich der Film leider eben oft auch als eine durch und durch gemischte Angelegenheit. Es gibt ein paar Ideen
und Umsetzungen, vor denen man respektvoll den Hut heben muss - die kleinen Comiceinschübe sind ein Beispiel dafür - oft
hapert es aber etwas an der Umsetzung, oder es kommt einfach zu einigen wirklich nicht nachzuvollziehbaren Szenen, die
der abstrakten und vielleicht metapherartigen Story die Magie rauben. Was soll man also von "Fate" halten? Ich weiß es
nicht genau, aber man bereut es jedenfalls nicht den Film gesehen zu haben, wenn man bereit ist sich auf leicht
experimentelles HK-Kino einzulassen.
Die Story von "Fate" wirkt oft etwas diffus, wenn man sich allerdings erst einmal an die Erzählstruktur des Films
gewöhnt hat, findet man sich doch erstaunlich gut zurecht. Es handelt sich hier um ein Drama, das auf abstrakte Weise
die Desorientierung von Jugendlichen in einer Welt ohne Perspektive beleuchtet. Da wird ein Ort wie die Bystreet
plötzlich zu einem Platz an den man sich sehnt, obwohl es sich hier um einen recht bedrückenden und düsteren Ort der
Melancholie handelt. Oft kommt in uns der Gedanke hoch, dass es sich bei diesem Ort um die Hölle handeln könnte, aber dann
erfahren wir über die Zeit, dass für die Jugendlichen die Außenwelt die tatsächliche Hölle darstellt. Die Bystreet
ist also ein Ort, an den sie sich zurückziehen, als wenn sie sich in sich selbst zurückziehen würden. Der Nebel, der
einen auf dem Weg in die Bystreet umfängt ist wahrscheinlich eine Visualisierung der Desorientierung und Machtlosigkeit
der Jugendlichen in der realen Welt. Es gibt mehrere Möglichkeiten die Bystreet zu definieren, dennoch ruft
diese freie Auswahl an Möglichkeiten im Zuschauer keine Frustration hervor.
Die Welt in der sich die vier Jugendlichen dieser Geschichte bewegen ist der eines Traums nicht unähnlich. Immer wieder
zeigt uns die schief liegende Kamera, das wir uns in einer von der tatsächlichen Welt entrückten Realität befinden.
Die engen, schmutzigen Straßen der Bystreet haben einen deprimierenden und zermürbenden Einfluss auf die Jugendlichen,
aber leider auch auf den Zuschauer. Es dauert wirklich lange, bis man sich in diese Welt finden kann. Glücklicherweise
wird der Film mit vielen Rückblenden erzählt, so dass wir auch etwas von einer "freundlicheren" Welt, bzw. Vergangenheit
zu sehen bekommen, auch wenn diese Aussage mehr oder weniger provokativ in den Raum gestellt sei. Schlussendlich setzt
sich die Bystreet vielleicht auch aus den schlechten Erfahrungen zusammen, die man in der realen Welt gemacht hat.
Aber warum sollte man sich dann an einen solchen Ort zurückziehen? Fakt ist, dass dies ein Platz in der Welt ist, an dem
die "Anderen" unsere vier Jugendlichen in Ruhe lassen. Gleichzeitig scheint es auch ein Ort für diejenigen, für die
sich die Gesellschaft ohnehin nicht mehr interessiert.
Neben den Rückblenden, die uns in eine Geschichte um Rache, Verrat und Liebe verstrickt, in welcher natürlich unsere
vier Darsteller die Hauptrollen spielen, gibt es noch ein paar andere interessante Erzählmechanismen. Die Geschichte
ist nämlich in verschiedene Kapitel eingeteilt und wird gerne auch in ungewöhnlichen, aber interessanten
und märchenartigen Comicbildern erzählt. Nana erzählt uns im Film metapherartig ihre Geschichte um Fei und dessen
Vergangenheit, womit sie schlussendlich die Grenze zwischen Traum/Illusion und Realität verwischt. Außerdem gelingt es
den Machern auf diese Weise, dass der Film nicht allzu deprimierend im Grundton wird. Das ist vor allem gegen Ende
der Fall, welches mit seinem Motiv der Hoffnung tatsächlich die richtigen Töne treffen kann, obwohl man kurz vorher dachte,
dass man unbefriedigt aus dem Film gehen müsste. Schade ist nur, dass die Emotionen nicht immer richtig zum Tragen kommen
können, da der Schnitt und die Umsetzung oft etwas holprig wirken. Auch die plötzlich einsetzende, traurige
Synthesizer-Musik, die ansonsten eigentlich recht gut die Atmosphäre des Film stützt, wirkt dann deplatziert.
Es gibt jedoch auch Momente, die man dem Film nicht verzeihen kann, z.B. einige Szenen, die keinem Zweck dienen und
eigentlich nur dumm wirken, wie der aufgewiegelte Mob, der öfters die Jugendlichen verfolgt, oder der "Geist", der
jeden daran hindert die Bystreet zu verlassen, indem er sie umbringt. "Fate" fühlt sich wie ein Traum an
und oftmals auch wie ein Albtraum, der komische Gefühle in einem hervorrufen kann. Gäbe es nicht den sich bis zum Schluss
durchziehenden Hoffnungsschimmer der Liebe, wäre "Fate" wohl ein Filmerlebnis geworden, das man nur schwer ertragen hätte
können. Es fragt sich, ob Regisseur Raymond Yip, der auch bei "The Warlords" tätig war, nicht genau für diesen
Umstand des "Besonderen" ein Lob verdient hat, oder ob man sich über die manchmal recht billige Umsetzung und die
anfänglich deprimierende Atmosphäre ärgern und Produzent Andrew Lau ("Infernal Affairs") einen erbosten Brief
schreiben sollte. In jedem Fall ist "Fate" ein Film der etwas anderen Art, den man sich nur nach reiflichem Überlegen
ansehen, dann aber mit einer gewissen Form der Anerkennung - trotz vieler Schwächen - das gelungene Ende und
den Film als Ganzes respektieren sollte.