Story: Huo Yuan Jia (Jet Li) hat sich seit seiner Kindheit in den Kampfkünsten geübt, obwohl sein Vater ihn lieber
als einen Intellektuellen gesehen hätte. Doch nachdem Huos Vater (Collin Chou), ein angesehener Kampfkünstler, einen
Kampf absichtlich verloren hatte, hat sich Huo Yuan Jia in den Kopf gesetzt, den Ruf seiner Schule wiederherzustellen
und der beste Kämpfer in seiner Heimatstadt Tianjin zu werden. Machtgier und Arroganz zerstören jedoch Huo Yuan Jia
innerlich, und nicht mal sein bester Freund Nong Jinsun (Dong Yong) kann ihn nunmehr von seinem Pfad der Selbstzerstörung
abbringen. Als Huo den Meister einer anderen Schule im Zweikampf tötet, rächt sich der Sohn indem er Huos Mutter und
Tochter tötet. Huo Yuan Jia ist ein gebrochener Mann und begibt sich zum Sterben auf eine Wanderschaft...
Huo kommt schließlich in einer Dorfgemeinschaft unter, die ihn vor dem Ertrinken gerettet hat. Von den Menschen dort
lernt er die ehrliche Arbeit auf dem Land kennen und ist überwältigt davon, wie sehr die Menschen dort im Einklang miteinander
leben. Dort findet er den Frieden um sich die Frage zu stellen, welchen Zweck die Kampfkünste eigentlich haben. Die
Dorfbewohner und vor allem das blinde Mädchen Moon (Betty Sun) machen ihn schließlich zu einem neuen und reifen Menschen.
Nach Jahren kehrt Huo Yuan Jia wieder nach Tianjin zurück. Als geläuterter Mann gründet er die "Jingwu
Sports Federation", die Wushu als Mittel zur Selbstfindung lehrt. Geist und Körper sollen trainiert werden um zu einem
bescheidenen und gutmütigen Selbst zu gelangen.
In einer Zeit, in der Chinas Selbstwertgefühl durch das Einmaschieren der Westmächte fast völlig zerstört wurde, wird
Huo Yuan Jia durch seine zahlreichen ehrenhaften Siege gegen westliche Kämpfer in öffentlich abgehaltenen Kämpfen
schließlich zu einem Nationalheld, dessen Lehren noch bis heute weitergegeben werden...
Kritik: Nach langer Zeit bekommen wir hier endlich wieder einen traditionellen Martial-Arts-Film mit Jet Li
präsentiert, der nicht nur
unterhaltsam ist und grandiose Kämpfe bietet, sondern dazu auch noch versucht, den Kern der Kampfkünste zu greifen.
Wushu ist ein Weg zu Güte, Bescheidenheit und innerem Frieden, den unser Held erst einmal beschreiten muss. Das ist gar
nicht so einfach, da Huo Yuan Jia diesen zuerst aus lauter Stolz und Arroganz nicht sieht. Wir begleiten ihn auf
seiner Reise zu seinem inneren Selbst und dürfen dabei mit Freude feststellen, dass "Fearless" eben mehr bietet als
den Genre-typischen Rache-Plot. Unter seiner Oberfläche erweist sich Ronny Yus ("The Bride with white Hair") Film
dann eben fast schon als ein Drama, das uns anhand der Kampfkunst lehrt, was es heißt Mensch zu sein.
"Fearless" ist ein Martial Arts epic rund um die reale Kampfkunstlegende Huo Yuan Jia. Die Story
basiert allerdings nur lose auf wahren Begebenheiten, womit der Film also keineswegs eine Biographie darstellt,
sondern vielmehr das umreißen soll, wofür Huo Yuan Jia, der Begründer der "Jingwu Sports Federation", steht.
Die Story folgt in gewisser Weise allerdings dann doch altbekannten Mustern und wird zumindest Kenner des Genres
nicht wirklich überraschen können.
Die Stärke des Films liegt aber in seiner Aussage, die sehr kraftvoll und glaubhaft präsentiert wird. Wushu
(übersetzt: Martial Arts) mag unseren Helden anfangs auf den falschen Pfad führen, aber als er die Essenz dieser
Kunst verstanden hat wird er zu einem ehrenhaften Menschen, der bereit ist alles zu tun um seine früheren Fehler
wiedergutzumachen.
Die Wandlung vom arroganten Meister, der sich schließlich kein größeres Ziel setzt als zum besten Kämpfer seiner
Stadt aufzusteigen, und wenn das nicht genug ist dann des ganzen Landes, zum tugendhaften Meister ist dabei sehr schön
porträtiert. Viele mag das allerdings überraschen, denn zum Großteil hing die Glaubwürdigkeit dieses Wandels von der
darstellerischen Leistung Jet Lis ab. Was allerdings schon oft in anderen Filmen durchschien wird hier bestätigt:
Jet Li kann tatsächlich schauspielern! Seine Aura der Arroganz, die Art mit welcher Brutalität er seine Gegner
niederschlägt und das Feuer des Zorns in seinen Augen, lassen uns am Anfang alles andere als mit ihm mitfiebern.
Wir entwickeln sogar einen Hass auf ihn, und trotzdem schafft Li es ab der Mitte die Sympathien des Zuschauers bis zum
Ende völlig auf seine Seite zu ziehen. Dafür muss man ihm ein großes Lob aussprechen.
Die ersten 45 Minuten sind vollgepackt mit Action und beeindrucken dabei mit abwechslungsreichen Kämpfen, die viel
Power bieten. Da wird dann schon mal eine ganze Taverne zerstört oder die Kämpfenden fliegen von Drahtseilen gezogen
an die nächste Wand. Es gibt also auch mehr Wire-Fu zu sehen als erwartet, die sogar von einigen CGI-effects unterstützt
werden. Diese ordnen sich aber glücklicherweise dem eher mehr traditionellen Stil der Fights unter. Nur einige der
merkwürdig minimal sprunghaften Cuts wirken etwas störend.
Ein wenig brutal sind die Kämpfe auch. Immer wieder werden Knochen gebrochen, Arme
verrenkt etc. Da sich aber niemand Geringeres als Yuen Woo Ping für die Kämpfe verantwortlich zeichnet, fehlt den
Fights jedoch auch nicht die nötige Eleganz und Abwechslung. Es kommen später auch verschiedene Waffen zum Einsatz,
gerade die Kämpfe gegen die Europäer sind interessant. Das Highlight bildet aber der Kampf gegen den Japaner
Tanaka, in seiner kleinen Rolle großartig dargestellt von Shido Nakamura ("Letters from Iwo Jima), der gegen Jet Li
und seine Spezialwaffe, den "Sanjiegun", ein dreigliedriges Nunchaku, kämpft. Tanaka muss selbst erfahren, dass es
gar nicht so leicht ist damit umzugehen, aber Jet Li zeigt einmal mehr, dass er ein Meister dieser komplexen Waffe
ist.
Ab der Mitte des Films schaltet das Tempo dann einige Gänge runter. Huo Yuan Jia findet in einem Dorf die
friedliche Idylle, die er braucht um zu reflektieren und ein besserer Mensch zu werden. Hier zeigt sich dann aber auch
eine der Schwächen des Films, denn plötzlich gibt es einen Sprung in der Geschichte, der nocheinmal stattfindet, als
Huo das Dorf wieder verlässt. Filme, die gleichzeitig mehr oder weniger versuchen ein Bio-Pic zu sein haben oft dieses
Problem und "Fearless" ist da leider keine Ausnahme. Die Story macht oftmals abrupt Sprünge und präsentiert sich nicht
als einheitliches Ganzes. Warum Huo Yuan Jia dann schließlich nach Tianjin geht und dort wieder an Kämpfen
teilnimmt ist auch etwas fraglich oder wird zumindest zu holprig präsentiert.
Trotz dieser Probleme erweist sich aber gerade die gemächliche Episode im Dorf als sehr gelungen, da besonders hier die
Macher beweisen mit wieviel Liebe zum Detail man zu Werke gegangen ist. Die wunderschönen Landschaftsaufnahmen
werden perfekt von den poliert wirkenden Bildern getragen und nach einiger Zeit kann sich selbst der Zuschauer etwas
von dem Frieden in dem Dorf mitnehmen.
Es ist schade, dass nur wenig Raum für andere Charaktere neben Huo Yuan Jia bleibt. Betty Sun, die Moon
spielt, schafft es ihrem Charakter Weisheit und Menschlichkeit zu verleihen, doch gerade deshalb wirkt sie manchmal
etwas zu künstlich idealisiert. Auch Dong Yong, der Huos besten Freund spielt, darf nicht mehr sein als ein weiterer
Wegpfeiler, der Huo auf den rechten Weg führt. Von diesen Personen hätte man gerne noch mehr gesehen, aber immerhin
können sie einem mit der Zeit doch ans Herz wachsen.
In der Director's Cut Fassung spielt endlich auch Michelle Yeoh mit, die zur Enttäuschung vieler allerdings nur in einem
Rahmenplot dem Zuschauer näherbringt, was das Herz von "Wushu" ist. Diese sehr kurze Rahmenhandlung, die in der Gegenwart
spielt, mag jedoch nicht wirklich passen und zerstört ein wenig das Gesamtbild. Dennoch ist die DC-Fassung, die gut
30 Minuten länger ist, in jedem Fall der Kinoversion vorzuziehen, da wir hier mehr von Huo Yuan Jias Charakter und
seiner Entwicklung zu sehen bekommen, womit bestimmte Szenen im DC-Cut einfach stimmiger wirken.
"Fearless" ist laut seiner eigenen Aussage Jet Lis letzter Old-School-Wushu-Film (keine Sorge, er dreht auch
weiterhin Actionfilme) und er beweist
hier sehr beeindruckend, dass er auch als Schauspieler überzeugen kann, wenn man ihn denn lässt. Er spielt Huo Yuan
Jia, dessen Schüler Chen Zhen er in "Fist of Legend", dem Remake von Bruce Lees "Fist of Fury" spielen durfte. Ein
Nationalheld, der in China einen großen Stellenwert eingenommen hat. Warum? Weil er zu einer Zeit den Chinesen wieder
einen Nationalstolz geben konnte, als dieser durch das Einmaschieren der Westmächte und aufgezwungene ungleiche
Verträge fast völlig zerstört war. Ein bisschen Pathos gibt es also schon zu sehen, jedoch hält sich dieser
erstaunlich im Rahmen! Nicht mal die Japaner werden wie sonst über einen Kamm geschert und als üble Bösewichte
dargestellt. Natürlich gibt es diese auch hier, aber Anno Tanaka porträtiert zum Beispiel einen ehrenhaften Japaner, der
sich im Geiste schließlich mit Yuan Jia und seiner Ansicht des Wushu verbunden sieht. Gerade der Dialog mit ihm über
die Kunst des Wushu ist einer der zentralsten des Films.
"Fearless" ist nicht perfekt, aber bei Weitem das Beste was man seit langem aus dem Genre gesehen hat. Die tollen Bilder,
Jet Lis äußerst gelungene Darstellung Huo Yuan Jias (die natürlich zum größten Teil fiktiv ist), sowie die Message des
Films, lassen einen gerne das etwas sprunghafte Drehbuch verzeihen. Außerdem kann man sich an den wunderbar
choreografierten Kämpfen kaum sattsehen und bekommt dazu noch einen tollen Soundtrack von Shigeru Umebayashi
("House of Flying Daggers") geliefert.
Das Fazit: Fans von Martial Art Epics haben keine andere Wahl als hier zugreifen zu müssen. Allerdings können auch Neulinge
hier einen guten Einstieg finden und lernen worum es bei den Kampfkünsten wirklich geht.