Story: Choi Bae-dal (Yang Dong-kun) lebt in den 40er Jahren in Korea. Er weiß wenig mit seinem Leben anzufangen
und beschließt enthusiastisch bei der Luftwaffe Japans mitzufliegen. Japan selbst, das seit Jahren Korea besetzt hat,
verfeuert solche Freiwilligen dann gerne als Kamikaze-Flieger. Doch Choi und sein Freund Chun-bae (Jeong Tae-woo)
hatten sich das nicht so vorgestellt. Bevor sie von den Japanern wegen ihres Ungehorsams exekutiert werden können,
gelingt ihnen allerdings die Flucht. Nicht jedoch bevor Choi von dem japanischen General Kato (Masaya Kato)
zusammengeschlagen und erniedrigt wurde.
Nachdem Japan den 2. Weltkrieg verloren hat lebt Choi weiter in Japan. Dort wird er erneut gedemütigt, diesmal von einigen
Yakuza, kann aber von
seinem alten Lehrer Beom-su (Jung Doo-hong)
gerettet werden, der mit einem Zirkus herumreist.
Während Chun-bae mit einer Glücksspielerfindung sein Geld verdient, hilft Choi japanischen Frauen, die von den
amerikanischen Besetzern misshandelt werden, wobei er sich einen ansehnlichen Ruf aufbaut.
Dabei lernt er auch die junge Geisha Yoko (Aya Hirayama) kennen.
Doch das Schicksal meint es nicht leicht mit Choi. Die ortsansässigen Yakuza ermorden seinen Lehrer Beom-su. Daraufhin
geht Choi in die Berge und absolviert alleine ein eisernes Training. Als er zurückkommt hat er keinen geringeren
Wunsch, als die besten Kampfkünstler des Landes herauszufordern und diese zu besiegen. An deren Spitze steht natürlich
Chois alter Feind Kato.
Kritik: "Fighter in the Wind" ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Kampfkunstfilm, der seit
Jahren aus Korea kam. Dies schon einmal vorangestellt, fällt es schwer, eine Kritik über den Film zu schreiben.
Tatsächlich wird uns nämlich äußerst gelungenes Popcorn-Kino geboten, das auf der wahren Geschichte Choi Bae-dals,
besser bekannt unter seinem japanischen Namen Masutatsu Oyama, aufbaut, dem Erfinder des bekannten Kyokushin-Karates.
Vielen entgeht, dass dieser japanische Volksheld eigentlich ein koreanischer Held ist, der auf seine eigene Art
für sein Land und dessen Ehre kämpfte. Wie es solche Erzählungen so an sich haben, erstrecken sie sich über
mehrere Jahre und wirken dadurch manchmal etwas "unganz". Außerdem wird nicht sehr viel wert auf biographische
Genauigkeit gelegt, vielmehr wird mit einer groben Orientierung an Chois Leben ein unterhaltsamer Martial-Arts Film
geboten.
Zu Zeiten des 2. Weltkriegs beginnend setzt der Film an, die Geschichte um Choi zu erzählen. Dieser bleibt auch
durchgängig im Vordergrund des Geschehens. Interessanterweise wirkt er aber des Öfteren etwas dümmlich, was dem
Film einen bitteren Beigeschmack gibt. Ob das Absicht war oder nicht, werden wohl nur jene wissen, die sich mit
seinem wahren Leben auskennen. Alle anderen werden hier nämlich nichts über Chois Vergangenheit oder seinen
Bildungsweg erfahren.
Außerdem bleibt es immer etwas im Dunkeln, warum Choi kämpft. Es scheint einfach das einzige zu sein, was er
kennengelernt hat. Obwohl Choi in seinem denkerischen Horizont eingeschränkt ist, besitzt er jedoch ein Herz, das am
rechten Fleck schlägt. Somit kann sich der Zuschauer also gut mit ihm identifizieren, und Darsteller Yang Dong-kun
verleiht Chois subtiler Passivität, trotz unleugbaren Muts und Kampfeswillen sehr viel Glaubwürdigkeit. Nur schade, dass
wir bis zum Schluss niemals in diesen wohl von außen simpel wirkenden, im Inneren aber komplexen Menschen blicken
können.
Choi kämpft jedoch mit Sicherheit auch für sein Land. So spielt Nationalismus also keine geringe Rolle und die
Japaner werden gerne mal etwas böse dargestellt. Das ist aber auch nicht verwunderlich, schließlich besetzten sie
für etliche Jahre Korea! Der Meinung mancher Kritiker, dass die Japaner fast schon als Unmenschen dargestellt werden,
kann ich mich jedoch keineswegs anschließen. Außer einigen Frauen, allen voran Yoko, kann vor allem Kato ein
komplexeres Bild darstellen. Er bleibt zwar durchgängig der Bösewicht des Films, besitzt aber ein nicht zu leugnendes
Ehrverständnis, das durch Masaya Katos ("Aragami") gute und charismatische Darstellung noch präsenter wird.
Trotzdem sehen wir es mit Genugtuung, wenn er endlich bekommt was er verdient.
Was die Amerikaner angeht... ja, die werden bestimmt nicht in ein schönes Licht gestellt. Zu dumm und
stereotyp dargestellt, können sie einem fast schon Leid tun.
Koreanischen Nationalismus wird man also nur sehr subtil vorfinden und auch dann bleibt es im Rahmen dessen was für
eine Volksheldengeschichte erträglich ist.
Ab und zu hat "Fighter in the Wind" dann aber mit ein paar Tempoproblemen zu kämpfen. Kein Wunder, wirkt doch jeder
Film, der versucht das Leben eines Menschen zu umreißen immer etwas zerstückelt. Hier sei nur die Liebesgeschichte
mit Yoko, die schön wenn auch unbedeutend von Aya Hirayama ("Waterboys") dargestellt wird, erwähnt, von der man gerne etwas
mehr gesehen hätte. Genauso verhält es sich mit Chois Aufenthalt bei der Familie des Mannes, den er im Kampf
unabsichtlich umgebracht hat. Sein Weg der Sühne ist einfach zu kurz und wie so vieles einfach nur angeschnitten.
Davon abgesehen kann der Film jedoch mit einer schönen Cinematografie bestechen, vor allem die Trainingsszenen in den
Bergen wissen zu gefallen. Dazu bietet der Film noch einen guten Soundtrack. Besondere Erwähnung erwähnt das etwas
deplaziert wirkende, aber tolle "Illusive consensus" von Epicas "The Phantom Agony"-CD. Wer etwas für melodischen
"Metal" ohne viele "Grunts" übrig hat, sollte sich die CD besorgen, denn das Lied ist bei weitem das Schlechteste
auf der CD! Doch das nur als kleine Randbemerkung.
Jetzt aber zum Wichtigsten: den Kämpfen. Zumindest in einem Martial Arts Film sollten diese doch ein
wenig im Vordergrund stehen. Diesbezüglich werden wir nicht enttäuscht. Jung Doo-hong, der in dem Film auch Beom-su
spielt, gibt wieder mal eine tolle Choreografie zum Besten, die typisch koreanisch ist, aber doch etwas eleganter und
mit mehr Martial Arts Charakter ist. Weniger Geboxe also, sondern mehr Kampfkunst. Trotzdem sind die einzelnen
Kämpfe meistens recht kurz, dafür gibt es aber auch einige von ihnen und sie überzeugen durch einen schönen Stil.
Häufige Freeze-ins, Slow-Mos oder plötzliche schnelle Tempowechsel der Aufnahmen gibt es häufiger zu bestaunen, die
dann auch das Adrenalin gekonnt hochschnellen lassen.
Alles in allem wirken die Kämpfe sehr realistisch, sind aber dennoch sehr beeindruckend. Hier hat sich niemand etwas
geschenkt, vor allem Hauptdarsteller Yang Dong-kun steckt einiges ein und teilt mindestens genauso viel aus.
Der Wahrheitsgehalt dieser "Biografie" ist an einigen Stellen zu bezweifeln, denn der Film musste hier schließlich
Abstriche zu Gunsten des Unterhaltungswerts und der Dramaturgie machen. Doch dafür ist "Fighter in the Wind" dann
auch sehr unterhaltsam geworden und bietet genügend dramatische Szenen für's Herz.
Chois Charakter ist interessant, aber leider nicht ganz durchschaubar. Dennoch begleiten wir ihn gerne auf seinem
Lebensweg und das Motto nach dem er strebt: "Gerechtigkeit ohne Kraft ist leer, aber Kraft ohne Gerechtigkeit ist
nur Gewalt." ("Justice without power is empty, but power without justice is only violence."), gibt uns
einen Anhaltspunkt, warum Choi kämpft.
Keinen Hehl daraus machend, dass er hauptsächlich unterhalten will, hat Regisseur Yang Yun-ho ("Libera Me") einen
tollen Kampfkunst-Film geschaffen, der zwar mit ein paar Schwächen zu kämpfen hat, aber sehr stylish und
manchmal sogar außergewöhnlich ist.
Falls man mich nach einem ernsten, empfehlenswerten koreanischen Martial-Arts Film fragen würde, würde mir auf die
Schnelle nur "Fighter in the Wind" einfallen.