Story: Inspector Manfred (Leon Lai) ist nicht mehr sein altes Selbst, seitdem seine Frau getötet wurde. Seine Karriere tritt auf der Stelle,
weil er keine Ambitionen hat, aufzusteigen, und so versucht er einfach weiter auf der Straße für Recht und Ordnung zu sorgen, wobei er keine Skrupel
beim Umgang mit Verbrechern kennt. Manfreds neuester Fall dreht sich um eine getötete Prostituierte, doch gleichzeitig hilft er auch seinem Kollegen
Kee (Richie Ren), ein karrierefokussierter Inspektor, dabei ein Handy zu finden, auf dem ein Informant wichtige Informationen für ihn gespeichert hat.
Während Manfred herausfindet, dass sein Untergebener Cheung-On (Liu Kai-Chi) irgendetwas mit dem Mord zu tun haben könnte, geraten er und seine Leute
auf der Suche nach dem Mörder in ein blutiges Feuergefecht mit einer Bande von Festlandchinesen, die irgendwie in den Fall involviert zu sein scheinen.
Es stellt sich heraus, dass der Mord an der Prostituierten sowie ein Überfall und Mord an einem Polizisten vor einiger Zeit miteinander in Verbindung
stehen. Als dann auch noch herauskommt, dass Kees Fall ebenfalls mit der ganzen Sache zu tun hat, weiß Inspector Manfred nicht mehr, wem
er noch trauen kann.
Kritik: Dante Lam ist einer der am meisten überschätzten Regisseure Hong Kongs. Das soll nicht heißen, dass er schlechte Filme macht, nein, er ist
tatsächlich in der Lage, gute B-Movie Unterhaltung abzuliefern. Allerdings bekommt man immer den Eindruck, als wenn er in der A-Liga mitspielen wollte.
Vielleicht liegt das an seiner technischen Finesse, die seine Filme immer besser aussehen lassen, als sie es tatsächlich sind, vielleicht aber auch
nur daran, dass er einer der wenigen Regisseure heutzutage ist, die einigermaßen anständige HK-Actionfilme auf die Beine stellen können. "Fire of
Conscience" unterstreicht dieses Bild von ihm nur einmal mehr. Technisch ist der Film top, was die Story betrifft gibt es allerdings einige Probleme,
weil Lam versucht hat zu viel von allem hineinzubringen. Das betrifft vor allem die Charaktere. Es ist sehr löblich, dass ein Regisseur
in einem Actionfilm tatsächlich versucht, den Schwerpunkt mehr auf die Charaktere zu verlagern, aber das gelingt Lam hier einfach nicht, da er
seine Aufmerksamkeit auf zu viele Charaktere verteilt, sodass jeder letztendlich nur ein bisschen davon abbekommt. Leidtragende sind dann die Actionfans,
denn trotz einiger netter Shootouts kommt die Action manchmal doch etwas zu kurz.
Die ersten Bilder von "Fire of Conscience" geben auf beeindruckende Weise eine Einführung in das, was im weiteren Verlauf des Films eine wichtige
Rolle spielen wird. In eingefrorenen Schwarz-Weiß-Bildern, durch die sich die Kamera bewegt, bekommen wir drei verschiedene Fälle zu sehen, als
wenn wir als Zuschauer die Zeit angehalten hätten und uns durch die Bilder manövrieren würden, um uns einen besseren Überblick zu verschaffen. Ausgeschmückt
mit CGI-Effekten handelt es sich hierbei um eine der besten Freeze-Time-Sequenzen, die man bisher gesehen hat. Dankenswerterweise wird dieser
nette Kunstgriff im weiteren Verlauf des Films nicht noch einmal gebraucht und damit missbraucht.
Auf technischer Seite darf auch die energetische Kameraführung gelobt werden, die das Geschehen immer passend einzufangen weiß. Zusammen mit dem
polierten Look, den neonbeleuchteten Straßen Hong Kongs bei Nacht und etwas düsteren Shots wird hier eine Atmosphäre aufgebaut, wie man sie sich
von Hong Kong Actionfilmen wünscht.
Die Probleme beginnen jedoch bei der Storyentwicklung. Was am Anfang durch einen schönen Kunstgriff miteinander in Beziehung gesetzt wurde, die
drei zu bearbeitenden Fälle, erweist sich in der Entwicklung eines roten Fadens, der alle Fälle durchzieht, als höchst problematisch. Es ist für den
Zuschauer auch oftmals schwer den Überblick über das zu behalten, was hier geschieht. Das liegt daran, dass man mit zu vielen Informationen bombardiert
wird, vor allem was die Charaktere und Nebencharaktere angeht. Jeder bekommt hier etwas Zeit auf dem Bildschirm gewidmet, sei es Cheung-On, der
irgendwie in den Prostituiertenmord verwickelt ist, von seiner Frau geschieden lebt und versucht ein gutes Verhältnis zu seiner Tochter zu bewahren,
über Wang Baoqiang in einer Rolle als Bombenbauer, dessen schwangere Frau als Druckmittel gegen ihn eingesetzt wird, bis zu Kees Frau, die in einer
wirklich nicht dankenswerten Rolle von Popsängerin Vivian Hsu verkörpert wird oder der herausragendsten Nebenrolle gespielt von Michelle Ye als Manfreds
Partnerin. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Kein Wunder also, dass der Film
dabei oft das Wesentliche aus den Augen verliert, nämlich Kee und Manfred sowie die eigentlichen Fälle.
Leon Lai ("Moonlight in Tokyo", "Heroic Duo") versucht sich diesmal in einer etwas düsteren Rolle, die man ihm aber leider nie wirklich abnehmen kann,
da hilft auch kein Bart. Sein Schauspiel ist zu hölzern und die Sympathien des Zuschauers damit nie auf seiner Seite. Anders sieht es da schon bei Kee
aus, denn obwohl dieser, wie schon relativ früh klar wird, eindeutig Dreck am Stecken hat und zu den bösen Jungs gehört, tut er einem manchmal auch
irgendwie Leid. Richie Rens ("Breaking News") cooles, charismatisches Schauspiel lässt Kee menschlicher erscheinen, als man es bei diesem eher
introvertierten Menschen für möglich halten würde. Die Entwicklungen in der Story sollen die beiden in einen Showdown führen, in dem sie auf
unterschiedlichen Seiten stehen, doch genau hier enttäuscht der Film. Zu holprig und unzusammenhängend präsentiert sich die Storyentwicklung, sodass
man eigentlich fast schon gelangweilt ist, wenn es zum Finale kommt. Schlimmer wird das Ganze noch, weil sich dieses als eine ungemein große
Antiklimax erweist. Noch unzufriedenstellender wird das Ganze, als Lam gegen Ende versucht, den Bogen zum Titel seines Films zu finden, und dabei
"tiefsinniger" wird (wenn man den etwas unbeholfenen Monolog am Ende so nennen will), als man es auch nur ansatzweise in einem solchen Film für
angemessen erachten würde.
Zum Glück gibt es einige schöne Actionszenen. Gerade die Schießerei im Restaurant kann hier begeistern. Der Stil kann am besten mit "back
to the roots" beschrieben werden, Glas zerspringt an allen Ecken und Enden, überall hagelt es Kugeln und auch Granaten kommen zum Einsatz. Hier kann
Dante Lam seine wahren Stärken zeigen, denn er beweist, warum Schießereien auf der Leinwand nicht nur nach stupidem Geballere aussehen müssen, und er
schafft das, ohne zu überstilisieren, wie man es sonst von John Woo bzw. auch Johnnie To kennt. Leider ist die Action aber etwas ungleichmäßig über
den Film verteilt und wie gesagt enttäuscht hier gerade das Ende, obwohl hier das Element Feuer auf nette Weise mit eingearbeitet wurde.
"Fire of Conscience" ist ohne Zweifel anmutiger oder sagen wir weniger unbeholfen als Lams "The Sniper". Als Actionfilm, dem gegen Ende etwas die Luft
ausgeht, kann er damit durchaus empfohlen werden, es bleibt nur zu hoffen, dass Regisseur Lam in Zukunft sein Potential, dass er auf technischer
Ebene zeigt, irgendwann auch einmal in einem Film unterbringen kann, der eine ausgewogene Mischung aus Charakterentwicklung, Story und Action bietet.