Story: Es ist das Jahr 2012 und die Welt steht vor dem Abgrund. Ein Meteor wird in wenigen Stunden auf die Erde schlagen. Jegliche Versuche
ihn zuvor zu sprengen sind misslungen. Auch ganz Japan ist evakuiert. Nur ein älterer Mann schlendert durch die Straßen und findet in einem Plattenladen
zwei Männer vor, die unbeeindruckt von der bevorstehenden Katastrophe Musik hören. Als der Shop-Besitzer (Nao Omori) eine Platte einer Punk-Band mit dem
Namen Gekirin hervorholt und ihren Song "Fish Story" abspielt, erklärt er, dass dieses Lied den Tag retten wird.
Mit der Geschichte um die Punk-Band angeführt von Shigeki (Atsushi Ito) und dem Sänger Goro (Kengo Kora) scheinen in späteren Jahren auch der Student
Masashi (Gaku Hamada), der von einer rätselhaften Pause in dem Lied hört, und das Schulmädchen Masami (Mikako Tabe), die auf einem Schiff einschläft und
daher noch an Bord ist, als dieses von Sektenanhängern in ihre Gewalt gebracht wird, verbunden zu sein. Die Band Gekirin sieht sich damit konfrontiert, dass
die Welt noch nicht bereit für ihre Musik ist und nimmt daher ihr letztes Lied, "Fish Story", auf, mit dem sie den Lauf der Dinge verändern werden.
Kritik: "Fish Story" ist keine Geschichte über eine Punk-Band der 70er, die schnell in der Versenkung verschwunden ist, sondern ein komplexes
und humorvolles Gebilde einzelner Geschichten, die auf intelligente Weise miteinander verwoben sind. Während der Film schon zu Anfang immer mal wieder durch
Anflüge genialer Ideen hervorsticht, zementiert er sich mit seiner Auflösung einen Platz unter den besten japanischen Filmen der letzten Jahre! Die abgedrehte
Geschichte lässt dabei sowohl Raum für bodenständigen Humor als auch für überraschend gut ausgestaltete Charaktere, die einem trotz der kurzen Zeit, die sie
auf dem Bildschirm haben, sofort ans Herz wachsen. Das Drama um die Punk-Band gewinnt gerade gegen Ende an Tiefe. Letztendlich ist "Fish Story" ein
wunderbar geschriebener Film, der einen tief berühreren kann und einem ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
Die ausgeklügelte Geschichte kommt nicht von ungefähr, denn der Film basiert auf einem Roman von Kotaro Isaka. "Fish Story" beginnt mit dem bevorstehenden
Ende der Welt und so glaubt man sich zuerst in einem Science Fiction Film zu befinden. Doch ist dem keinesfalls so. Wir reisen in die Vergangenheit und
bekommen scheinbar voneinander losgelöste Geschichten erzählt und nach jeder von ihnen landen wir kurzzeitig wieder im Jahr 2012. Immer wieder können wir
aber kleine Verbindungen herstellen, so ist der ältere Herr im Musikladen der Prophet, der in einer der Geschichten den Weltuntergang voraussagt. Aber
auch ansonsten spielen Prophezeiungen eine große Rolle, schließlich verbinden sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander. Bis zum letzten Drittel
lässt sich aber nicht sagen, was für eine Rolle der Song der Punk-Band in der ganzen Geschichte spielt.
Warum gibt es in dem Lied eine einminütige Pause? Und warum wurde ein Bäcker von seinem Vater zu einem Streiter der Gerechtigkeit ausgebildet? Einiges mag
sich völlig abstrus anhören, aber lächerlich wirkt hier nichts, es sei denn das soll es. Regisseur Yoshihiro Nakamura ("A Boy and his Samurai") schafft es
mit seiner dezenten, aber sehr durchdachten Regie den Film als ein Ganzes zu präsentieren und dennoch sieht man den einzelnen Geschichten an, in welcher Zeit
sie spielen. Wie viel Liebe zum Detail in den Geschichten steckt, zeigt sich auch daran, dass der Bäcker, als er gegen die Entführer an Bord des Schiffes
antritt, äußerst beeindruckende Kampfkunstfertigkeit beweist, ohne dass dies wirklich fehl am Platz wirken würde. Daneben punktet der Film selbstverständlich
auch mit Musik, die nicht nur Punk-Fans ansprechen kann.
In "Fish Story" zeigt sich, dass der Glaube an sich selbst tatsächlich die Welt verändern kann. Die Kettenreaktion und wie genau die einzelnen Geschichten
zusammenhängen, wird erst durchsichtig, als wir dem sehr kurzen Aufstieg der Punk-Band folgen. Hier zeigt sich auch die großartige Besetzung des Films als
besondere Stärke, denn merkwürdigerweise wäre gerade diese Episode, sozusagen das Herzstück, ohne diese unnötig langatmig geworden. Schließlich wird die
Geschichte aber überraschend tiefsinnig und gleichzeitig selbstironisch. Die Auflösung ist einfach wunderbar gelungen und man hört förmlich den Groschen
fallen, wenn sich alle Puzzleteile mit einem Mal miteinander verbinden. Dass der Regisseur es sich nicht nehmen lässt, alles nochmal zu rekapitulieren,
erfüllt wohl hauptsächlich den Zweck, den Zuschauer auch emotional noch einmal in die Geschichte einzubinden.
"Fish Story" ist ein kleiner Film, beinahe ein Independent-Streifen, aber man sieht es ihm nicht an. Die wenigen Spezialeffekte sind ordentlich, die kleine
Kampfkunst-Sequenz ist sehr gut und die Geschichte ist einfach fantastisch erzählt. Dieser Film hat einfach seinen ganz eigenen Stil und lässt einem das
Herz aufgehen. Am Ende fühlt man sich durch die Geschichte auf eine besondere Weise belohnt und das Grinsen, das man unweigerlich während der Auflösung
im Gesicht trägt, ist klarer Beweis dafür. "Fish Story" ist ein schlichtweg wunderbarer Film, der leider nicht die Werbung bekommen hat, die er verdient.
Ob sich der Regisseur wie die Punk-Band ebenso gedacht hat, dass sich sein Werk sowieso nicht verkaufen wird? Man sollte aber nicht unterschätzen, was
Mund-zu-Mund-Propaganda bewirken kann. Ich werde meinen Teil dazu beitragen und rate daher: Ansehen!