Story: Min-jae (Yun Gye-sang) sieht wie ein guter Schüler aus, ist aber keiner. Er lebt zusammen mit seinem Vater,
einem Piloten der selten zu Hause ist, in einem Appartement. Min-jae hat sich in die Tochter seiner Nachbarn, Su-jin
(Kim Min-jeong), verliebt, getraut sich aber nicht ihr seine Gefühle zu offenbaren, da er bei einer Abfuhr wohl
ausziehen müsste.
Su-jin scheint das genaue Gegenteil von Min-jae zu sein, denn ihr gelingt alles. Dennoch kann sie
sich nicht entscheiden, welches College sie besuchen soll.
Min-jae hat dagegen in der Abschlussprüfung nicht so gut
abgeschnitten, so dass seine College-Auswahl sehr gering ist. Soll er tatsächlich die Prüfung nach einem weiteren Jahr
wiederholen?
Nichts scheint wirklich zu funktionieren und zu allem Überfluss werden Min-jae und seine Freunde, sowie Su-jin,
aus verschiedenen Gründen gezwungen einen Balletkurs zu besuchen. Hier lernen sie sich gegenseitig besser kennen und
müssen einsehen, dass jeder von ihnen mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat.
Kritik: "Flying Boys" hat mich ziemlich beeindruckt. Endlich mal keine Happy-Life-Komödie aus Korea, in die
sich erzwungen wirkende Dramaelemente einschleichen, sondern eine liebevoll gezeichnete Studie über das Erwachsenwerden
und die Probleme, die sich an der Grenze zu einem neuen Lebensabschnitt ergeben.
Byun Young-joos Werk beeindruckt vor allem durch seine Vielzahl an Charakteren. Wir werden ziemlich abrupt in den
Film geworfen und sehen uns einer ganzen Reihe von Personen gegenüber, in dessen Leben wir eingeführt werden. Die
kurze anfängliche Konfusion legt sich und wir wissen schnell wer mit wem, warum und wie was zu tun hat.
Obwohl Min-jae der Hauptcharakter ist, sehen wir das Leben nicht nur aus seinen Augen, sondern die Erzählperspektive
springt oft, aber erfreulich unauffällig zwischen den verschiedenen Personen hin und her. Wir erforschen das Leben
dieser jungen Menschen, lernen ihre Probleme kennen und fiebern mit ihnen mit.
Erstaunlich ist, dass trotz der vielen Personen, die uns vorgestellt werden, keine einzige flach oder eindimensional
wirkt. Jeder der Darsteller gibt sein sichtbar Bestes um das so gut funktionieren zu lassen.
Aus dem Original übersetzt würde der Film in etwa "Ballett Studio" heißen. Zum Glück ist "Flying Boys" kein Tanz-Film,
der versucht mit Hilfe des Balletts die Probleme des Lebens zu überwältigen. Vielmehr ist dieses Ballettstudio nur der
Ort an dem sich die unterschiedlichen Leben der Protagonisten überschneiden und deren Probleme einen Brennpunkt
bekommen. Von hier aus setzen unsere "Helden" ihre ersten Schritte in Richtung Quest des Erwachsenwerdens. Wieder eine
der Kunstgriffe des Films. Das Ballett ist für den Film gleichermaßen absolut unwichtig, wie essentiell!
"Flying Boys" als Drama zu bezeichnen trifft es nicht ganz. Wir tauchen ein in die Welt Jugendlicher am Scheideweg.
Natürlich muss es da auch humoristische Momente geben. Viele der Lacher sind dezent, aber gut. Slapstick wird vermieden
und vorhersehbar sind die Gags auch nicht. Noch dazu gibt es ein paar kleinere Liebesgeschichten, die aber alle
erstaunlich ernst und nicht aufgesetzt wirken. Sie sind einfach ein kleiner Teil des Films oder besser gesagt des
Lebens unserer Protagonisten.
Bei all den Problemen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt hat aber natürlich das Drama den Hauptanteil im Film.
Die dramatischen Szenen wirken sehr glaubhaft, aber übersteigen nie die Grenze des nicht mehr Ertragbaren. Tatsächlich
nimmt man sich hier nämlich ein Beispiel am richtigen Leben. Es gibt Höhen und Tiefen und so ist der Film auch immer
auf dem Weg dieser Berg- und Talfahrt des Lebens.
Der Plot des Films ist nicht schlecht, tritt aber irgendwie in den Hintergrund, was keineswegs negativ ist!
Wie das Leben ist "Flying Boys" immer in Bewegung und im Fluss. Die Probleme der einzelnen Protagonisten sind dabei
unsere roten Fäden, die alles voranbringen, und das Ballettstudio ist der Ort an dem diese Fäden zusammenlaufen.
Die Probleme werden zwar sehr ernst und liebevoll besprochen, aber es bleibt zum Glück auch eine leichte
Unbeschwertheit, was den Zugang zum Film so extrem einfach macht. Auch wenn nicht alle Probleme gelöst werden können,
und das wahrscheinlich auch eine der Hauptaussagen des Films ist, ist "Flying Boys" eine Bejahung des Lebens!
Schade nur, dass gegen Ende ein wenig die Luft rausgeht. Irgendwie wirken die Schauspieler dann auch nicht mehr ganz so
überzeugend. Das sind aber zum Glück nur die letzten Minuten des Films und lässt sich gut verschmerzen. Den Film im
Gesamten schwächt es nämlich nicht ab.
Der Scheideweg, den der Film behandelt, dürfte vielen noch in Erinnerung sein.
Nach dem Abitur sieht man sich tatsächlich
damit konfrontiert, dass man sich überlegen muss, wie es denn weitergeht. Plötzlich fängt das Leben an und man ist
noch gar nicht bereit dazu! Von einen auf den anderen Tag soll man erwachsen werden, dabei fühlt man sich noch
genauso wie eh und je. Probleme mit der Familie treten auf, vielleicht auch noch mit der Liebe, Zweifel über die
Entscheidungen, die man gefällt hat machen sich breit und irgendwie scheint nichts so wirklich zu funktionieren. Genau
diese Gefühle und Probleme greift "Flying Boys" sehr gekonnt auf und beleuchtet sie aus Sicht verschiedenster
Charaktere. In dem einen oder anderen mag man sich dann auch tatsächlich selbst wiedererkennen.
Gut, dass wir damals noch nicht wussten, dass das Erwachsenwerden nicht nur ein Scheideweg ist, sondern das Erwachsen-Sein
auch ein ewiger Scheideweg bleiben wird...
Aber das ist das Leben: Eine ewige Berg-und Talfahrt, die die Reise aber auf
jeden Fall wert ist! Und genau letzteres will uns Byun Young-joo mit seinem Film mit auf den Weg geben.
"Flying Boys" mischt gekonnt Drama, Komödie und Liebesfilm, was ihn deshalb für den Zuschauer auch so leicht zugänglich
macht. Trotzdem hat der Film einen ernsten Unterton und weiß vor allem durch seine Erzählweise und seinen einzelnen
Charakteren und deren Problemen zu begeistern. Absolut sehenswert!