Story: Han Mi-sook (Moon So-ri) ist ein Handball-Veteran und spielt im koreanischen Nationalteam. Die Zeit als
das Nationalteam ein ernstzunehmender Gegner war ist allerdings vorbei. Mi-sook hört mit dem Sport auf und arbeitet
in einem Supermarkt um ihren Sohn über die Runden zu bringen, während ihr man sich vor Schuldeneintreibern vertsteckt, von
denen er eine große Summe Geld geliehen hat.
Das Handballteam bekommt währenddessen einen neuen Trainer, nämlich Ex-Spielerin
Kim Hye-kyeong (Kim Jeong-eun), die vorher das Team in Japan trainiert hat. Neben dem Großmaul Song Jeong-ran (Kim
Ji-young) und der jungen Torhüterin Oh Soo-hee (Jo Eun-ji) möchte Hye-kyeong auch Mi-sook mit an Board haben. Nach
langem Hin und Her kann sie die Ex-Spielerin für sich gewinnen, aber weil die Trainingsergebnisse kaum Fortschritte
erkennen lassen, wird Hye-kyeong als Trainerin ersetzt. Sie wird nun ebenfalls Spielerin im Team. Der neue Trainer
wird Handball-Ass Ahn Seung-pil (Eom Tae-woong), der mit neuartigen europäischen Trainingsmethoden versucht das Team
wieder in Form zu bringen. Er muss jedoch lernen, dass Teamgeist viel wichtiger ist als hochmoderne Trainingsmethoden,
und dass er um seine Spieler und ihre Probleme zu jeder Zeit Bescheid wissen muss, damit das Nationalteam bei den
Olympischen Spielen 2004 in Athen überhaupt eine Chance hat. Doch wie durch ein Wunder erreicht das Handball-Nationalteam
das Finale und bestreitet eines der besten Spiele der Sportveranstaltung...
Kritik: Es gibt viele Sportfilme, aber Handball als Sportart besitzt nicht wirklich großes Prestige. Vor allem nicht
in Korea, wo man sich lieber an Baseball oder Fussball hält. Für einen kurzen Moment änderte sich das aber alles 2004
bei den Olympischen Spielen als die Frauen des Handball-Nationalteams das Finale erreichten und ein fast schon episches
Spiel bestritten, das Millionen Koreaner an die Fernseher fesselte. "Forever the Moment" zeichnet diese wahre
Begebenheit als ein natürliches und glaubhaftes Drama, das sich interessanterweise gerade in der ersten Hälfte weniger
auf Handball als Sport, sondern vielmehr auf die Charaktere und ihre Probleme konzentriert. Somit stellt "Forever the
Moment" nicht nur den ersten richtigen Handball-Film in der Geschichte des Kinos dar, sondern beweist sich vor allem
als ein feinfühliges Drama, das seine Zuschauer nicht einfach nur zum Weinen bringen will. Stattdessen werden die
Charaktere äußerst glaubwürdig gezeichnet. Regisseurin Lim Soon-rye konfrontiert uns dabei außerdem mit den ganz
natürlichen Problemen der Frauen, was diese eben schlussendlich so drei-dimensional erscheinen lässt. Für Handball-Enthusiasten gibt
es dann sogar am Ende noch ein Finale, das packend und mitnehmend sein kann ohne sich in den Klischees so vieler
Sportdramen zu verlieren.
Der Film stellt uns nach und nach die einzelnen Charaktere vor und fokussiert sich dann vollständig auf diese und die
verschiedenen Verhältnisse der Personen untereinander. Die Art wie uns die einzelnen Personen präsentiert werden, lässt
in uns das Gefühl aufkommen, dass wir ihnen auf natürliche Weise immer ein weiteres Stück näher kommen. Zu einem
Großteil ist das den darstellerischen Leistungen der Schauspielerinnnen zu verdanken, die
hier Großartiges abliefern. Moon So-ri ("Oasis", "The Four Gods") ist für den dramatischen Teil des Films zuständig.
Sie hat ein gottgegebenes Talent für Handball, sieht den Sport aber nur als ihre einzige Möglichkeit Geld zu
verdienen. Dass sie daran eigentlich auch großen Spaß hat, erkennt sie erst sehr spät. Denn in allererster Linie muss
sie sich um ihren Sohn kümmern. Ihr Mann kann ihr nämlich nicht mehr zur Seite stehen, da er von Schuldeneintreibern
gejagt wird, nachdem er von einem Freund über's Ohr gehauen wurde. Szenen, wie jene in der Mi-sook ihren Mann bei
Freunden sucht und sich eigentlich nur Sorgen macht, ob er auch genug isst, während ihr Mann weinend in einem Versteck
sitzt und sich nicht getraut seiner Frau unter die Augen zu kommen, können dabei angenehm rührend sein.
Für den humorvolleren Teil ist Kim Ji-young zuständig, die mit ihrem lauten Mund und ihrer jungenhaften Art nicht
nur Frauenschwergewichte in die Defensive drängt, sondern sogar olympischen Judo-Kämpfern das Fürchten lehrt.
Sie ist erfrischend direkt und bringt immer wieder einen gewissen Spaßfaktor in den Film.
In einer erstaunlich ernsten Rolle gibt es Kim Jeong-eun ("Marrying the Mafia") zu sehen, die ich vorher nie wirklich als
wirkliche Schauspielerin ansehen konnte, da sie zumeist mit ihren großen Augen das süße "Püppchen" in Romantikkomödien
darstellte. Hier gibt sie eine gelungene und erwachsene Vorstellung als Trainerin, die schließlich von ihrer eigenen
Vergangenheit wieder eingeholt wird. Denn ihr Ex-Ehemann ist niemand Geringeres als der neue Coach des Teams.
Eom Tae-woong, der den arroganten Trainer darstellt, welcher später natürlich zeigen darf, dass er eigentlich gar nicht
so ein schlechter Kerl ist, verblasst leider gegen so viel Frauenpower. Aber das ist auch egal, da der Film
sich um die Frauen-Handball-Nationalmannschaft dreht. Somit stehen eben immer die Damen im Vordergrund des Films
und das ist auch gut so.
Handball ist keine Sportart, die mich besonders anspricht - das können die wenigsten Sportarten - aber glücklicherweise
fühlt sich "Forever the Moment" gar nicht wie ein Sportfilm an, obwohl Handball als Motiv eigentlich immer irgendwie
präsent bleibt. Interessanterweise erweist sich aber gerade das Finale als besonders spannend, und das obwohl die
persönlichen Dramen fast vollständig vom Drama auf dem Spielfeld verdrängt werden. Von dem eher langsamen Tempo des
Films ist dann kaum noch etwas zu spüren. Einer der Faktoren, warum wir auch während des Spiels so stark mit den
Protagonisten mitfühlen können ist, dass es sich bei ihnen nicht einfach um irgendwelche Sporthelden handelt, sondern
um Personen wie man sie überall treffen kann. Wir wissen um ihr persönliches Leid, ihre Träume und Wünsche, so dass
das Drama, das sich auf dem Spielfeld entfaltet umso emotionaler für den Zuschauer wird. Wir brauchen uns allerdings
auch keine Sorgen zu machen, dass wir mit typischem Sportdrama oder einem kitschigen Happy End abgespeist werden. Das
Ende ist bittersüß und erfrischend anders, wie der ganze Rest des Films auch.
"Forever the Moment" ist ein spezieller Film. Nicht nur wegen seines Themas, sondern auch wegen der Art wie es der
Film schafft ein Drama zu sein ohne dabei zu schwer im Magen zu liegen. Die Mannschaftsmitglieder feiern im Endspiel
ihren "schönsten Moment in ihrem Leben" (so der Originaltitel), was wiederum das Ergebnis eines gemeinsamen Ziels und
Teamwork ist. Nach dem Spiel mögen die Spielerinnen wieder zu ihrem Alltag zurückkehren müssen und sich wieder mit
altbekannten Problemen herumschlagen, diesmal aber doch mit dem Wissen Freunde zu haben, die einem beistehen können.
Als konkrete Aussage mag man dies zwar vielleicht so nicht im Film vorfinden, aber ein bisschen zwischen den Zeilen
sollte man auch hier lesen.
Angenehmer Humor und fantastische Darstellerinnen, sowie die routiniert gute Regie von
Lim Soon-rye ("Waikiki Brothers") runden das positive Gesamtbild ab. Dem entgegen stehen ein paar platte Nebencharaktere,
ein stellenweise zu langsames Tempo und ein leicht abruptes Ende, über das auch nicht ein paar angefügte Interviews der
Originalmannschaftsspielerinnen hinwegtrösten kann. Wenn wir aber eins durch "Forever the Moment" gelernt haben, dann
dass man sich nicht Gold holen muss um ein Gewinner zu sein. Lim Soon-rye holt sich mit ihrem Film Silber und darf
Stolz darauf sein.