Story: Hayama Takashi (Murakami Niijio) geht in die dritte Klasse der Oberschule und rast eines Abends mit seinem Fahrrad in ein Mädchen. Er entschuldigt sich, aber das Mädchen verhält sich eigenartig und rennt weg. Kurze Zeit später trifft er das Mädchen an seiner Schule wieder. Es stellt sich heraus, dass sie in seine Parallelklasse geht. Er wundert sich jedoch, dass er sie zuvor nie gesehen hat. Er unterhält sich mit ihr, doch sie will ihm nicht ihren Namen sagen. Als er sie dann erneut trifft, fragt sie ihn, ob er auch wirklich nicht ihren Namen vergessen würde. Sie stellt sich als Azusa Oribe (Hayami Akari) vor. Hayama will sich erneut mit ihr treffen, aber sie hat weder ein Handy noch eine E-Mail-Adresse. Sie möchte es lieber dem Zufall überlassen, ob sie sich wiedertreffen. Tatsächlich taucht sie aber bald auf einem Treffen von Hayama und seinen Klassenkameraden auf, bei dem auch einige Schüler aus der Parallelklasse sind. Als Hayama das Mädchen vorstellt, erklären die anderen Schüler, dass Azusa ganz sicher nicht in ihrer Klasse ist. Azusa flieht, aber Hayama kann sie schließlich zur Rede stellen. Sie erklärt ihm, dass sich die Menschen seit einem Jahr nicht mehr an sie erinnern können. Egal, wie oft sie sich vorstellt, kurze Zeit später erinnert sich niemand mehr an sie. Hayama will ihr zunächst nicht glauben, aber er findet letzten Endes heraus, dass sie recht hat. Er schwört ihr, dass er sie nie vergessen wird, doch es bleibt die Frage, ob er dieses Versprechen auch halten kann...
Kritik: Es dürfte bei dem Titel dieses Romantik-Dramas von Anfang an ziemlich offensichtlich sein, dass wir einiges an Tränen zu erwarten haben, während sich die Beziehung der beiden Protagonisten entwickelt. Und doch liegt man damit ziemlich falsch! "Forget Me Not" ist keineswegs so kitschig, wie man denken könnte, vielmehr bleibt der Ton erwachsen und die Emotionen die meiste Zeit nachvollziehbar. Dass es sich weder um eine Teenie-Romanze im klassischen Sinn noch um ein tränenreiches Drama handelt, stimmt schon einmal zuversichtlich. Leider kann der Streifen aber auf anderen Ebenen nicht richtig zünden. Das betrifft auch die Charaktere, die nicht richtig die Chemie kreieren können, welche für die Geschichte notwendig gewesen wäre. Weiterhin zieht sich die Geschichte, die auf einem Roman von Mizuho Hirayama basiert, oft maßlos in die Länge, obwohl der eigentliche Plot äußerst faszinierend ist und Parallelen zur Alzheimer-Erkrankung aufweist, nur eben irgendwie in genau die andere Richtung.
Es ist nicht Azusa, die immer wieder ihre Mitmenschen, Freunde und Familie vergisst, sondern alle anderen vergessen sie. Das Gefühl der Isolation, das dadurch entstehen muss, ist schwer auszumalen und gerade hier hätte viel mehr passieren müssen. Es bleibt eine gewisse Distanz zu Azusa und ihrem Schicksal und als Zuschauer leidet man eher mit dem Kopf mit ihr, sobald man realisiert, wie es ihr gehen muss. Aber man kann nie richtig Anteil nehmen. Vielleicht war es auch die Intention des Regisseurs alles aus einer gewissen Entfernung zu zeigen. In jedem Fall gibt es aber Szenen, die eher störend sind, als dass sie wirklich das Leid des Mädchens transportieren könnten. Damit sind vor allem jene Szenen gemeint, in denen Hayama sie zur Rede stellt und sie eine Antwort schuldig bleibt, stattdessen einfach in die Ferne starrt und minutenlang schweigt. Dadurch soll ein Tiefgang kreiert werden, der nicht wirklich geleistet werden kann.
Insgesamt stören die vielen Momente des Schweigens und dehnen den Film unnötig in die Länge. Es ist oft wichtig, in einer Szene zu verharren, um Emotionen anwachsen zu lassen, aber in "Forget Me Not" gibt es Pausen in solch einem Übermaß, dass man sich fragt, wann es denn endlich weitergeht. Die Szenen selbst sind auch ohne einen Schnitt eingefangen und sollen so natürlicher wirken. In gewisser Weise kommt so auch das Unbeholfene ganz gut rüber, aber man bekommt ebenso das Gefühl, dass die Darsteller einfach etwas hilflos sind. Dazu kommt noch eine sich in jenen Szenen ständig bewegende, wackelnde Kamera. Manchmal hat man daher den Eindruck, als wollte der Regisseur auch ein wenig Kunstkino schaffen. Emotional macht das aber kaum einen Eindruck auf uns und das ist das Problematische. Es gibt einfach einen Punkt in dem Film, an dem man sich klar wird, dass es sich um eine enorm tragische Geschichte handelt und wir eigentlich enorm mitgenommen sein müssten - doch das sind wir nicht.
Normalerweise ist es ein gutes Zeichen, wenn ein Drama nicht überaus emotional ist, gerade bei "Teenie-Dramen". Genauso ist es bei einem Plot dieser Art eine gute Idee, die Gründe für den mysteriösen Umstand, dass sich niemand an Azusa erinnert, nicht aufzudecken. Gelingen kann das eh nicht und so wird man einfach damit konfrontiert und muss es akzeptieren. Es gibt weiterhin auch noch andere Aspekte, die zunächst etwas eigenartig scheinen, aber später doch eigentlich Sinn ergeben. Zumindest teilweise. So hat Azusa weder ein Handy noch eine E-Mail-Adresse. Letzteres scheint etwas unsinnig, da sie bis vor über einem Jahr sicherlich eine hatte und diese auch weiterhin funktionieren würde. Dass sie kein Handy hat, wäre aber tatsächlich eine Art Selbstschutz. Es würde sie nur ständig daran erinnern, dass sie damit niemanden anrufen oder anderweitig kommunizieren kann. So wählt sie ihre Isolation zum Teil auch selbst, was aber nur verständlich ist, da wir wissen, dass sie zuvor immer wieder versucht hat, aus dieser herauszukommen, bis sie es letztlich aufgab.
Später gibt es dann auch noch eine kleine Wendung, die aber kaum als solche bezeichnet werden kann, da sie eigentlich vorhersehbar war, speziell wenn man das eigenartige Verhalten des Mädchens berücksichtigt. Akari Hayami ("My Pretend Girlfriend") hat in dem Streifen eine schwierige Aufgabe, kein Zweifel, dennoch konnte ich mit ihrer Figur nicht warmwerden. Vielleicht hat die Geschichte mich deswegen auch kaltgelassen. Das Ende hätte mir eigentlich auch zusagen müssen, aber im Endeffekt ließ es mich desinteressiert zurück und hat nur einmal mehr gezeigt, wie stark das Drama hinter dem zurückbleibt, was es sich zum Ziel gesetzt hatte. "Forget Me Not" ist keine typische Teenie-Romanze und das ist gut so. Die Prämisse ist erwachsen und äußerst faszinierend, aber die Charaktere und die Chemie zwischen ihnen überzeugt nicht und die vielen Szenen, in denen man den Eindruck bekommt, die Darsteller hätten ihren Text vergessen, verleiden einem auch den Spaß an der Geschichte. Und das ist wirklich schade, da sich hinter den großen Problemen ein interessanter Film verbirgt.