Story: Jeong-suk (Yu Oh-seong) ist der Sohn eines Gangsterboss und der Anführer der Gang an seiner Schule. Seine
rechte Hand ist sein langjähriger Freund Dong-su (Jang Dong-kun). Zusammen mit dem Klassenclown Jeong-ho (Jeong Un-taek)
und dem stillen Sang-taek (Seo Tae-hwa) bilden die vier eine Clique, die schon seit Kindheitstagen durch ein enges
Freundschaftsband zusammengehalten wird. Doch nachdem Jeong-suk und Dong-su ihren Freund Sang-taek vor einer Bande
von Jugendlichen retten, die ihn verprügeln wollen, werden die zwei von der Schule geworfen. Sang-taek und Jeong-ho
schließen ihre Ausbildung ab, während die beiden anderen immer mehr in die Reihen der lokalen Mafia gedrängt werden.
Jahre später besucht Sang-taek seine beiden Freunde und muss feststellen, dass die zwei bei unterschiedlichen und
miteinander rivalisierenden Gangsterorganisationen arbeiten. Jeong-suk hat sich eine hohe Stellung erarbeitet,
wobei Dong-su ebenfalls die Leiter in schnellem Tempo nach oben erklettert. Sang-taek und Jeong-suk sind immer noch
gut miteinander befreundet, doch zwischen den anderen sieht es nicht ganz so rosig aus. Außerdem bricht ein blutiger
Bandenkrieg aus, bei dem sich zeigen wird wie stark die Freundschaft zwischen Jeong-suk und Dong-su wirklich noch ist...
Kritik: "Friend" ist ein Film, der nicht nur von Kritikern hochgelobt ist, sondern der auch einen äußerst beachtlichen
kommerziellen Erfolg aufweisen kann. Nicht nur hat der Film fast doppelt so viel eingespielt wie der im gleichen
Jahr erschienene "My Sassy Girl", sondern er konnte sogar den Einspielrekord von Filmen wie "JSA" oder "Swiri" toppen.
Ich muss mich an dieser Stelle jedoch outen. "Friend" mag ein wirklich guter Film sein, aber er ist
keineswegs ein Meisterwerk. Gründe dafür gibt es genügend. Der erste wäre, dass der Plot des Films keineswegs
originell ist. Leider kann der Fakt, dass Regisseur Kwak Kyung-Taek seinen Film auf tatsächlichen Begebenheiten und
seiner eigenen Vergangenheit (der Regisseur wird im Film von Sang-taek dargestellt) aufbaut, den Plot auch nicht
viel besser machen. Auch wenn die Geschichte zugegebenermaßen durch diesen Realitätsanspruch eine leicht andere
Note bekommt, ändert das nichts daran, dass "Friend" sich schlicht und einfach Vergleiche mit etlichen Hong
Kong Filmen der gleichen Art gefallen lassen muss. Und da gibt es einfach bessere...
Wer sich für das Hong Kong Kino begeistert, tut das zweifellos, weil er eine Affinität für Triaden- und Gangstergeschichten
hat. In diesen Geschichten geht es immer um Loyalität, Freundschaft, Bruderschaft und Verpflichtungen innerhalb der
Gangsterorganisation. Wie weit kann man gehen? Wie hoch stellt man für sich den Begriff der Freundschaft? All das
wurde schon in etlichen Filmen beantwortet oder angeschnitten, nicht zuletzt von Johnny To ("Election", "Exiled"), der
das Genre fast im Alleingang am Leben erhält. Was genau bietet "Friend" also wirklich Neues? Leider nicht viel, und das ist
genau mein Kritikpunkt.
"Friend" tut gut daran, sich mehr als ein Drama zu präsentieren, und auch der Fakt, dass die Geschichte
ein paar Jahrzente umreißt, spielt der Qualität des Films in die Hände. Hier zeigt sich aber auch eines der größten
Probleme, denn durch die fast schon epische Darstellung der Geschichte, gibt es nie einen richtigen roten Faden, außer
eben der Freundschaft zwischen den vier, so dass es dem Zuschauer große Schwierigkeiten bereitet zu den Protagonisten
ein emotionales Band aufbauen zu können. Somit ist es fast schon vorprogrammiert, dass der Film nicht annähernd den
emotionalen Gehalt aufweisen kann, den er gerne hätte.
Ich will mich aber nicht länger als nötig an den Problemen des Films aufhalten, da man sonst den Eindruck bekommen
könnte, der Film sei schlecht, was eben keineswegs der Fall ist. Es scheint nur leider nötig die Fehler des Films
besonders stark herauszuarbeiten um argumentativ den Kritikern die Stirn bieten zu können, die meinen "Friend" sei
ein Meilenstein. Neben den schon angesprochenen Kritikpunkten muss noch angemerkt werden, dass der Film gegen
Ende etwas zu erzwungen dramatisch wirkt.
Kommen wir aber zu den Stärken von "Friend", die zuallererst bei den Schauspielern zu suchen sind. Yu Oh-seong ("Attack
the Gas Station") ist der eigentliche Star des Films, auch wenn es zuerst besonders schwierig ist mit ihm
zu sympathisieren. Als Drogensüchtiger, der seine Freundin mies behandelt und als Gangster, der seinen Untergebenen
gegenüber hart durchgreift, sammelt er mit Sicherheit keine Sympathiepunkte, aber die Art wie er seine Freundschaft
mit den andere drei in Ehren hält und über alles andere stellt, ist bemerkenswert und lässt uns diesen Mann schließlich
doch irgendwie mögen. Mit Sicherheit ist dies der vielseitigen Darstellung von Yu Oh-seong zu verdanken.
Die anderen Darsteller können auch überzeugen, bleiben aber alle dennoch irgendwie etwas flach. Gerade was Sang-taek
und Jeong-ho angeht hätte man sich etwas mehr Charakterausarbeitung gewünscht. Jang Dong-keon ("Nowhere to Hide") kann
dagegen eine wirklich angenehm überraschende Leistung abliefern. Sein Charakter hat das größte Potential zum
Bösewicht und dennoch ist auch er noch von den Erinnerungen erfüllt, in denen er und seine Freunde im Kindesalter
unbeschwert die Freuden dieser Welt erleben durften. Die beiden Gangster im Film haben also etwas sehr tragisches
an sich, das ihnen im Gesamten etwas menschliches und dreidimensionales gibt. Leider kann man dies von den anderen
beiden nicht sagen. Regisseur Kwak Kyung-Taek versucht dem Zuschauer oft Sang-taek als Bezugsperson zur Verfügung zu
stellen, aber das funktioniert eben nicht annähernd so gut, wie intendiert.
Punkten kann "Friend" aber eindeutig mit innovativer Kameraführung und stellenweise schönen Bildern, wobei der Film
mit zunehmener Spieldauer immer düsterer wird. Neben hektisch eingefangenen Schlägereien, einem Wettrennen durch die
Straßen Busans und cinematrographisch ansprechenden Bildern im Wechsel, sticht vor allem noch die Messerstecherei
am Ende auf verregneter Straße ins Auge.
"Friend" hat einige erinnerungswürdige Momente. Wenn gegen Ende eine der Personen im Sterben liegt, während noch
dutzende Male auf ihn eingestochen wird, und er seinem Mörder mitteilt, dass er aufhören kann, da er schon tödlich
verletzt sei, dann gibt das dem Film eine leicht lustig-pointierte Note, wobei gleichzeitig die Tragik umso schwerer
wiegt. Außerdem zeigt uns Kwak immer wieder was Freundschaft bedeutet. Selbst als Sang-taek seinen Freund Jeong-suk
vor dessen gesamter Mafia-Gruppe beleidigt würde Jeong-suk niemals auf die Idee kommen seinem Freund etwas anzutuen.
Im Gegenteil sagt er Sang-teak sogar als er sich entschuldigt, dass man sich unter Freunden für nichts zu
entschuldigen braucht. Vielleicht eine der schönsten Definitionen von "Freundschaft"...
Gegen Ende wird "Friend" immer brutaler, gerade wenn vermehrt Messer zum Einsatz kommen. Die Message von "Friend"
kommt dagegen dank einiger gelungener melodramatischer Momente klar beim Zuschauer an, und dennoch kann man sich nicht des
Gedankens erwehren, dass man hier eben nicht wirklich etwas Neues zu sehen bekommt. Jeder, der sich mit Triadenfilmen
aus Hong Kong beschäftigt hat, wird mir zustimmen können. Trotzdem ist "Friend" für Korea ein wichtiger Genre-Beitrag,
den sich Interessierte auf keinen Fall entgehen lassen sollten.