Story: Ha-na (Yooyoung) jobbt in einem 24-Stunden-Laden und arbeitet ihren Nachfolger Gi-cheol (Gong Myeong) ein. Sie kommt wie immer etwas
zu spät und hegt Gefühle für ihre lesbische Mitarbeiterin Eun-yeong (Jeong Hye-in). Gi-cheol ist selbst schwul und muss bald zum Militär, weshalb er seine
Beziehung zu seinem Freund nicht vertiefen will. Eine andere Schicht übernimmt Hyeon-soo (Sin Jae-ha), der zu einem Casting will, aber einfach nicht den Laden
verlassen kann, weil er von anderen Kunden gernervt wird. Ähnlich ergeht es der Verkäuferin Soo-hee (Kim Hee-yeon), die es als Nordkoreanerin schwer hat und
sich von einem Kunden wüste Beschimpfungen anhören muss. Min-hee (Kim Sae-byeok) bekommt sogar Ärger mit ihrem Chef, weil sie sich von den Kunden nicht alles
gefallen lässt, und Seong-joon (Ahn Jae-min) muss für eine eigenartige Frau auf ein Paket aufpassen. All diese Personen verbindet einzig der 24-Stunden-Laden
und ihr Chef Jeon Doo-hwan (Kim Su-hyeon), der ernste finanzielle Probleme hat und deshalb versucht, durch spekulativen Aktienhandel seinen Laden am Laufen
zu halten.
Kritik: "Futureless Things" schafft den Spagat zwischen eigenartigem Art House Streifen und erfrischender Komödie, die schlichtweg unterhalten
kann. Neben der episodenartigen Erzählweise, in der ständig der Protagonist gewechselt wird, verwundert auch der Humor, der zuweilen recht schwarz sein kann
und an anderer Stelle wiederum herrlich dämlich. Unterhalten wird man eigentlich so gut wie durchgängig und das, obwohl der Film aussschließlich in (und ab
und zu vor) einem 24-Stunden-Laden spielt. Was diese Komödie aber so außergewöhnlich macht, sind nicht nur die interessanten Charaktere und Situationen, die
sich ergeben, sondern vor allem die unter der Oberfläche brodelnde bitterböse Gesellschaftskritik. Um diese zu erkennen, muss man sich allerdings schon ein
wenig mit der koreanischen Gesellschaft auskennen, ansonsten wird man die etlichen Anspielungen kaum verstehen können.
Die Beispiele für die Bezugnahme auf speziell koreanisch geprägte Vorurteile oder Missstände sind so zahlreich, dass sie hier unmöglich alle aufgelistet
werden können. Da wäre der Lotto-Spieler, der sich nicht nur an Gott wendet, um den Hauptgewinn einzustreichen, sondern auch ein buddhistisches Mantra
aufsagt. Egal, was helfen könnte, es ist erlaubt. Gleichzeitig ist der Umstand, dass er seinen Gewinn gleich wieder in neue Lottotickets anlegt eine Anspielung
auf das sehr häufige Zocken in der koreanischen Gesellschaft, das schließlich auch für den Ladenbesitzer und seinen Aktienhandel böse ausgeht. Daneben werden
etliche Vorurteile aufgegriffen und auf lustige Weise demontiert. Da wären die Frauen aus dem Nahen Osten, die sich die Nase operieren lassen, um wie
Koreanerinnen auszusehen oder der Wahn, die englische Sprache zu beherrschen bzw. das eigene Kind nur noch Englisch sprechen zu lassen.
Auf der Suche nach dem Kern der Geschichte muss man noch einmal einen Blick auf den Titel des Films werfen. Es ist von "Dingen" die Rede, aber tatsächlich
sind natürlich die Personen gemeint, die ohne Zukunft sind. Warum also Dinge? Weil die Protagonisten von anderen ausgenutzt werden? Weil sie sich von den
Kunden wie Dinge behandeln lassen müssen? Das scheint die richtige Fährte zu sein und gerade der letzte Punkt ist auf sehr humoristische Weise transportiert.
Denn an der Oberfläche gibt es etliche absurde Situationen zwischen Kunden und Verkäufern zu sehen. Und jeder hat schon mal den einen oder anderen
schwierigen Kunden, der uns hier vorgestellt wird, in der Realität erlebt. Da mag man an der Zukunft der Menschheit im Gesamten zweifeln, wenn man das Verhalten
einiger Personen erlebt. Es geht hier aber vor allem um die Verkäufer, die ihren Aushilfsjob nur mit Blick auf eine bessere, aber völlig ungewisse Zukunft
machen und irgendwie verloren scheinen.
Letztlich kann man mit den Verkäufern nur Mitleid haben. Wirklich Zeit bekommen die einzelnen Personen nicht, um sich zu entfalten, und dennoch hinterlässt
jeder von ihnen einen Eindruck. Das ist eine ziemlich beeindruckende Leistung, von allen die involviert sind. Nicht zuletzt sind die unverbrauchten Gesichter
der Darsteller, die bestenfalls schon einmal in einer Drama-Serie mitgespielt haben, eine gute Wahl des Regisseurs gewesen. Die Frische, die die Darsteller
in den Film bringen, wird aber auch von einem klugen Drehbuch getragen. Denn eigentlich sind die einzelnen Geschichten kaum zusammenhängend und dennoch
wirkt am Ende alles wie aus einem Guss, auch weil ein paar der Episoden direkten Bezug aufeinander nehmen. Die Erzählweise ist dabei auch sehr interessant
gewählt. Wir sehen die einzelnen Episoden nicht chronologisch, wie uns gegen Ende klar wird, doch eine Uhr zeigt uns immer wieder an, wo bzw. wann wir uns
innerhalb der insgesamt zwölf Stunden im Laden befinden.
Da der Laden der einzige Schauplatz des Films bleibt und die Handlungen der Personen oft etwas eigenartig bis absurd sind (aber niemals unrealistisch!), wird dem Film auch etwas Außerweltliches gegeben. Nur eine der Geschichten geht ganz eindeutig darüber hinaus ins Reich des Fantastischen, aber man darf annehmen, dass der junge Verkäufer wohl irgendetwas geraucht hat und man daher nicht alles ernst nehmen darf, was er zu sehen glaubt. Die sehr hellen und irgendwie gute Laune machenden Bilder werden von einem oft erstaunlich effektiv eingesetzten Soundtrack unterstützt. Das Ende wartet dann sogar noch mit einem Schock auf, der beweist, dass "Futureless Things" neben seinem hervorragendem (schwarzen) Humor nicht nur eine Komödie ist, sondern irgendwo auch ein Drama, was sich im Speziellen eben an den zahllosen, äußerst fein herausgearbeiteten und dargestellten Problemen in der koreanischen Gesellschaft widerspiegelt. "Futureless Things" ist damit ein Film, der wirklich beeindruckt und nicht so schnell wieder vergessen wird. Ein Geheimtipp!