Story: Kurono (Kazunari Ninomiya) will seinem früheren Freund Kato (Kenichi Matsuyama) von den Gleisen einer Untergrundbahn helfen, nachdem
dieser einem Betrunkenen das Leben gerettet hat. Allerdings landet Kurono ebenfalls auf den Gleisen und die zwei werden von einem Zug erfasst.
Als die beiden wieder zu sich kommen, stehen sie vor einer großen schwarzen Kugel, zusammen mit weiteren Personen, die alle das Zeitliche gesegnet
haben. Die Kugel gibt bekannt, dass das Leben aller Personen nun dem Wesen mit dem Namen Gantz, welches die Kugel darstellt, gehört. Gantz schickt
die neuen Rekruten auf lebensgefährliche Missionen, in denen sie gefährliche Aliens ausschalten müssen. Kurono und Kato sowie das Mädchen Kishimoto
(Natsuna Watanabe) lernen bald die Regeln ihrer tödlichen Mission. Nach jedem Auftrag werden die einzelnen "Soldaten" mit Punkten bewertet. Sollten
von einem der Soldaten 100 Punkte erreicht werden, darf dieser sich aussuchen, ob er wieder sein altes Leben zurück oder einen anderen beliebigen
"Mitspieler" wiederbeleben will. Im Falle des Ablebens der Soldaten werden diese durch neue Rekruten ersetzt. Während der Rest noch damit kämpft,
sein Schicksal zu akzeptieren, sieht Kurono endlich seine Chance gekommen, jemand Besonderes zu werden.
Kritik: "Gantz" ist ein auf dem gleichnamigen Anime basierender Actionfilm, der mit einem Budget produziert wurde, das in Japan
sehr selten in einen Film investiert wird. Das Geld lässt sich auch eindeutig in den aufwendig produzierten Spezialeffekten wiedererkennen, die aber
zu allem Erstaunen nicht bloß aus offensichtlich am Computer generierten Effekten bestehen, sondern eher Oldschool wirken. Das gibt dem Film ein
gewisses Flair, das ihn von ähnlichen Hollywoodproduktionen abhebt. Daneben gibt es aber selbstverständlich auch eine Story, die allerdings etwas
episodenartig wirkt. Das liegt zum einen daran, dass die von Gantz rekrutierten Soldaten immer wieder auf verschiedene Alienjagden gehen, zum anderen
ist der Grund dafür aber auch, dass der Film selbst nur der erste Teil eines Zweiteilers ist. Man wird sich also damit abfinden müssen, dass hier am
Ende einige unbeantwortete Fragen im Raum stehen bleiben. Letzten Endes erweist sich "Gantz" als interessante Adaption für die große Leinwand, die
allerdings zu viele Mängel aufweist, um ohne Weiteres empfohlen werden zu können.
Da ich mit dem Originalmaterial nicht vertraut bin, wird sich diese Kritik auch nicht auf Vergleiche mit dem Anime beziehen. Nach meinen Recherchen
sei nur soviel gesagt, dass sich "Gantz" im Kern zwar an die Vorlage hält, sich aber einige Freiheiten nimmt. Etwas, das ich eigentlich recht
begrüße, da so der Film für Fans des Animes auch noch die eine oder andere Überraschung bereithält. Aber auch vom Ton her, hat sich die Verfilmung
etwas zurückgenommen, so stand hier vorher vor allem Sex und Gewalt im Vordergrund. Kishimoto soll in der Manga-Serie immer mal wieder nackt gewesen sein,
hier gibt es nur am Anfang eine kleine Szene, in der wir etwas nackte Haut von Darstellerin Natsuna zu sehen bekommen, und von ein paar Bemerkungen
von Gantz abgesehen, hält sich der Humor in dieser Hinsicht auch zurück. Anders sieht es da schon bei der Gewalt aus. Diese hat nämlich vollständig
den Sprung auf die Leinwand geschafft, so kommt es schon einmal vor, dass die Rekruten diverse Gliedmaßen verlieren und die Aliens explodieren in
Schleimfontänen auseinander. Nichts für zarte Gemüter, aber da dem Ganzen der Anime-Charakter anhaftet doch nicht ganz so grauenhaft.
Das größte Problem zeigt sich aber in der Geschichte. Diese zieht sich doch etwas schleppend hin. Die diversen Ausflüge auf Alienjagd bekommen
tatsächlich bald repetitiven Charakter, weil sie nicht einem alles umfassenden Storyfaden dienen. Augenscheinlich wollte man auf die Entwicklung der
Charaktere mehr eingehen, aber gerade hier zeigen sich dann die nächsten Probleme. Kishimoto bleibt besonders flach gezeichnet, aber auch Kato, dem
augenscheinlich etwas mehr Hintergrundgeschichte spendiert wurde, bleibt irgendwie zweidimensional. Er hat zwar eine tragische Vergangenheit und einen
kleinen Bruder, um den er sich kümmern muss, aber einen emotionalen Zugang zum Zuschauer kann der Regisseur über ihn nicht finden. Kurono dagegen
stellt den eigentlichen Helden des Films dar, nur dass seine Wandlung vom ängstlichen Mann zum neuen Beschützer Tokyos äußerst holprig vonstatten
geht. Am Anfang hat er nicht einmal die Zivilcourage einen Betrunkenen von den Gleisen zu retten und später stürzt er sich mit einem Kampfschrei auf die
Aliens, ohne dass wir den Vorgang der Wandlung in irgendeiner Form zu sehen bekommen hätten.
Ebenfalls sehr störend ist, wie die verschiedenen Rekruten mit hochmodernen Waffen und Rüstungen ausgestattet sind, die direkt aus dem nächsten
Jahrhundert importiert scheinen, und trotzdem unwahrscheinlich oft mit der Waffe im Anschlag zitternd vor der Gefahr einfrieren. Oftmals zeichnet die
Charaktere eine Inaktivität aus, die uns beinahe hoffen lässt, dass sie bei so viel Dummheit endlich ihr Leben lassen. Wenn dann auch noch mehrere
Rekruten vor einer über 10 Meter großen, zu Leben erwachten Statue stehen und niemand dieses unmöglich zu verfehlende Ziel unter Beschuss nimmt, fragt
man sich, was sich genau der Regisseur dabei gedacht hat.
Neben diesen Mängeln, die in der Tat den Spaß an der ansonsten recht spannenden Alienjagd nehmen, weiß "Gantz" aber wirklich mit den Spezialeffekten
und den Alienzeichnungen zu punkten. Besonders ein merkwürdiges Robotoralien, das durch seine ungemeine Kraft und Schnelligkeit angsteinflößend und
wegen seines Aussehens, das einer Spielzeugfigur ähnelt, irgendwie auch lustig wirkt, kann den Zuschauer für sich gewinnen.
Die nicht ganz erfolgreichen Dramateile werden immer wieder durch actionreiche Kämpfe aufgewertet. Diese sind zwar nicht wirklich spekatakulär, da
außer Kurono niemand übt, mit seinem Kampfanzug besser umzugehen, obwohl es doch so naheliegend wäre, aber der Kampf ums simple Überleben, denn
die Rekruten sterben fast im Minutentakt, gibt dem ganzen eine ganz spezielle Note. Das Finale kommt dann auch mit etlichen beeindruckende Effekten
und epischen Zerstörungsorgien daher. Besonders gefallen können dabei die an Ray Harryhausen erinnernden Figuren der gigantischen Statuen, besonders die
der 1000-armigen Gottheit, die so wirkt, als wenn sie wie in den guten alten Zeiten im Stopmotion-Verfahren zu Leben erweckt worden wäre. Tatsächlich
ist hier natürlich alles in mühevollem Aufwand am Computer entstanden.
"Gantz" zeigt Potential, aber die Charakterausarbeitung und die Dramaeinschübe können nicht mit der aufwendigen Produktion des Films mithalten. Die
Mängel sind vielschichtig, aber es besteht die Hoffnung, dass sich in der Fortsetzung alles zum Besseren wendet. Man darf gespannt sein.