Story: Sugihara (Yosuke Kubozuka) ist Nordkoreaner, der in Japan geboren und aufgewachsen ist. Er hat eine
Schule speziell für Nordkoreaner besucht, doch kam mit der Strenge der Lehrer nicht zurecht. Schon früh war er ein
Rebell, der sich mit allerlei Gaunern herumgetrieben und schon Bekanntschaft mit der Polizei gemacht hat. Zum
Glück konnte ihm sein Vater (Tsutomu Yamazaki) aber ab und zu Vernunft einprügeln, schließlich ist dieser nicht ohne
Grund ein Meister im Boxen.
Doch mittlerweile sind ruhigere, wenn auch nicht einfachere Zeiten für Sugihara angebrochen. Er besucht nun eine
japanische Schule, allerdings hat er dort Probleme mit seinen Mitschülern, die etwas gegen Koreaner haben. Sugihara
beweist sich jedoch als ein fast ebenso fähiger Boxer wie sein Vater, von dem er allerlei Tricks gelernt hat und
verschafft sich Respekt unter seinen Mitschülern. In seiner Freizeit ist er aber eigentlich ein recht ruhiger Geselle,
der fasziniert ist von traditionellem Comedy, auf das er von seinem besten Freund Jeong-il (Takato Hosoyamada)
gebracht wurde.
Eines Tages trifft er das Mädchen Sakurai (Kou Shibasaki) mit dem er sich anfreundet. Die beiden werden ein Paar, doch
Sugihara muss immer noch gegen den Fremdenhass ihm gegenüber kämpfen. Auch ansonsten muss er einige Schicksalsschläge
verkraften aber die wichtigste Frage ist: Wie wird sich Sakurai verhalten, wenn sie von seiner Herkunft erfährt?
Kritik: "Go" befasst sich mit dem Ausländerhass in Japan. Doch im Gegensatz zu anderen Werken mit diesem
Thema, lässt es sich der Film nicht nehmen, gleichzeitig auch unterhaltsam und stylish zu sein. Mit Action und einer
guten Prise Humor ist "Go" somit fast schon Mainstream, doch er verliert niemals das Wesentliche aus dem Blick,
nämlich glaubwürdig und mit dem nötigen Ernst, wenn es denn angemessen ist, ein heikles Thema in der japanischen
Gesellschaft anzusprechen.
Schon der Anfang zeigt uns, dass wir hier etwas außergewöhnliches zu erwarten haben. Wir werden direkt mitten in den
Film geworfen und uns wird eine Szene gezeigt, die zuerst noch wenig Sinn macht. Doch dann setzt der Film drei Jahre
früher ein und erzählt uns die Vorgeschichte Sugiharas. Dabei werden immer wieder Rückblenden verwendet und es wird
im Verlauf mehrmals wieder auf die Anfangsszene Bezug genommen, bis diese schließlich ins Bild passt.
Gleich zu Beginn legt der Film ein adrenalinhaltiges Tempo vor, mit dem wir in das Leben Sugiharas eingeführt
werden. Mit schnellen Schnitten und wilden Kameraeinstellungen erinnert die Szene in der Sugihara für eine Mutprobe
vor einen Zug springt, vor diesem wegrennt und daraufhin mit seinen Gangsterkollegen vor der Polizei flieht, an ein
flottes Musikvideo. Allerdings legt das Tempo im Laufe des Films wieder ein paar Gänge zurück.
Auffällig ist die häufige Verwendung von jump cuts und eingefrorenen Bildern. Immer bei letzteren nutzt Sugihara die
Gelegenheit als Erzähler etwas mehr von seiner Vergangenheit oder der eines anderen zu erzählen um dem Zuschauer
wichtige Hintergrundinformationen zukommen zu lassen, die für das Verständnis wichtig sind. Genau hier werden dann
auch immer wieder die Rückblenden eingesetzt.
Da Sugihara gleichzeitig der Erzähler und Hauptprotagonist der Geschichte ist, ist es ein leichtes sich sofort mit
ihm identifizieren zu können. Er ist ein Rebell, doch im Gegensatz zu vielen anderen Jugendlichen seines Alters
weiß er auch wogegen er zu rebellieren hat. Er ist in Japan geboren, spricht japanisch und sieht auch so aus, aber
die Gesellschaft stempelt ihn immer noch als Ausländer ab. Gerade Koreaner scheinen in Japan nicht gerne gesehen zu sein
und so muss sich unser "Held" seinen Respekt erkämpfen. Doch wie soll er gegen die Einstellung einer ganzen Nation
ankommen können?
Auf dem gleichnamigen Roman von Kazuki Kaneshiro basierend, beleuchtet "Go" eine Vielzahl an Problemen. Wie sollen sich
Koreaner integrieren, wenn es in Japan Schulen gibt, die speziell für Nordkoreaner geschaffen weiterhin den
Kommunismus und Patriotismus eintrichtern? Immerhin gibt Sugiharas Vater sein Bestes um für seinen Sohn dafür zu
sorgen, dass dieser sich irgendwann als Japaner fühlen kann. Es dauert zwar eine Weile bis wir und vor allem Sugihara
das erkennen, doch bis dahin hat Sugihara auch selbst schon erkannt, dass es die Aufgabe seiner Generation ist die
Vorurteile aus der Welt zu schaffen und für ein besseres Verständnis zu sorgen.
Von dem starken gesellschaftskritischen Aspekt des Films abgesehen, beteuert unser "Held" immer wieder, dass es sich
hierbei um seine Liebesgeschichte handelt, auch wenn wir eine ganze Weile davon nichts zu sehen bekommen. Als diese
dann aber zum Tragen kommt, entfaltet sie sich willkommen langsam und ohne Kitsch. Kou Shibasaki, am besten bekannt
für ihre Rolle der durchgeknallten Killerin in "Battle Royale", spielt einen interessanten Charakter und natürlich
kommt es wegen Sugiharas Herkunft auch hier zu einigen dramatischen Szenen. Allerdings sorgt der gekonnt eingebrachte
Humor immer wieder dafür, dass der Film aufgelockert wird und nicht allzu schwer im Magen liegt.
Wie schon gesagt ist Yosuke Kubozuka ("Ping Pong") unsere Bezugsperson zum Film und sein Charakter bietet genügend
Tiefe um den Film glaubwürdig zu halten. Neben ihm gibt es aber genügend andere farbenprächtige Nebencharaktere, wobei
besonders Tsutomu Yamazaki als Sugiharas Vater ins Auge sticht. Obwohl dieser seinen Sohn immer wieder aufs Brutalste
verprügelt, wenn auch mit einem sportlichen Touch, können wir ihm nicht böse sein. Im Gegenteil will dieser nur das
Beste für seinen Sohn und hat diesem schließlich beigebracht sich in der Gesellschaft verteidigen zu können, und sei
es eben mit Fäusten. Sugiharas Mutter ist auch eine merkwürdige Persönlichkeit, da sie kommt und geht wann sie will und
deshalb der Haussegen oft schief hängt.
Kritik gibt es aber auch an ein paar Nebencharakteren auszusetzen. Diese werden einfach zu abrupt in den Film
eingeführt, was nicht weiter schlimm ist, werden aber mindestens genauso abrupt wieder aus ihm herausgerissen.
Dabei sind einige von ihnen
gar nicht mal so unwichtig, sollen aber anscheinend nur Wegmarkierungen für Sugiharas Reise darstellen.
Regisseur Isao Yukisada ("Crying out Love in the Center of the World") schafft ein flott geschnittenes ernstes
Drama, das eben auch genügend Action und Humor bietet um jeden Zuschauer anzusprechen. Leider birgt der Film
ein paar Längen. Obwohl es einige harte Szenen gibt ist die Grundstimmung des Films doch durchaus positiv. Das ist
auch ein kleiner Kritikpunkt, denn das Ende ist für meinen Geschmack dann doch etwas zu versöhnlich.
Die Liebesgeschichte erinnert ein wenig an "Romeo und Julia", nicht umsonst wird der Film mit einem Zitat aus diesem
eingeleitet. " Was ist ein Name; Das Ding das wir eine Rose nennen, würde unter jedem andern Namen eben so lieblich
riechen." Doch die Bedeutung dieses Satzes soll uns spätestens ganz am Ende deutlich werden: Es ist egal,
ob man nun Koreaner oder Japaner ist, man bleibt derselbe Mensch, der man vorher auch war...