Story: Es ist das Jahr 1582. Der Herrscher Japans, Nobunaga, wurde von seinem Vertrauten Akechi verraten und ermordet. Die
rechte Hand Nobunagas, Hideyoshi (Eiji Okuda), übernimmt die Regierungsangelegenheiten, ist aber von einem enormen Machthunger getrieben,
der ihn bald einen Krieg anfangen lassen wird. Goemon (Yosuke Eguchi), ein vom Volk geliebter Dieb, der von den Reichen stiehlt und den
Armen hilft, gerät plötzlich mitten in die politischen Intrigen, die an Hideyoshis Hof geschmiedet werden, als er die "Büchse der Pandora"
erbeutet. In diesem Kästchen befindet sich ein Staatsgeheimnis, das Goemon dazu zwingt, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Eine der Parteien, die ebenfalls dieses Kästchen in die Hände bekommen will, hat den Shinobi Saizo (Takao Osawa) angeheuert mit dem
Goemon ein engeres Band zu verbinden scheint. Während sich Goemon fragen muss, ob er seinem alten Bekannten als Freund oder Feind
gegenübersteht, lauern noch ganz andere Gefahren auf ihn und das Land ist kurz davor erneut in einem endlos andauernden Krieg
zu versinken...
Kritik: Regisseur Kazuaki Kiriya konnte mit seinem Debutwerk "Casshern" bei manchen Zuschauern wahre Begeisterungsstürme
hervorrufen. Der Grund dafür war seine ungemein visuelle Vorstellungsgabe, die er anhand von etlichen CGI-Effekten auf die Leinwand
zauberte. "Casshern" war damit ein Film, der hauptsächlich am Bluescreen entstand und sich vom Tempo oft wie ein MTV-Musikvideo
anfühlte. Das ist auch kein Wunder, kommt Kiriya doch genau aus dieser Ecke. Fakt ist jedoch, dass sein Film erzähltechnisch eine
Katastrophe war und ich deswegen nicht über die erste halbe Stunde hinausgekommen war. "Goemon" zeigt uns erneut die für Kiriya typischen
Fehler in Form einer mangelhaften Storyentwicklung und fragwürdiger Schnitttechnik. Dass der Film natürlich ein atemberaubender
Bilderrausch für die Sinne ist, muss bei Kiriya fast schon nicht mehr erwähnt werden, doch Mängel gibt es eben immer noch zur Genüge.
Glücklicherweise hat der Regisseur diese jedoch etwas zurückschrauben können und so ist "Goemon" schlussendlich einfach ein schön
anzusehender und unterhaltsamer Actionfantasy-Film.
Goemon ist so etwas wie der japanische Robin Hood und damit jemand, zu dem der Zuschauer auch schnell Sympathien entwickeln kann, auch wenn
er etwas selbstverliebt ist und gerne auch mal mit ein paar "Groupies" die Nacht verbringt. Er interessiert sich nicht für
die politischen Vorgänge im Land, hat dafür aber auch seine Gründe, ja man darf sogar sagen, dass er ein egoistischer Dieb ist, der dennoch auf seine
Weise versucht für das Volk da zu sein. Ein ambivalenter Charakter, dessen Motive zwar mit der Zeit etwas klarer werden, wirklich durchdacht
scheint sein Charakter jedoch nicht zu sein. Ähnlich verhält es sich mit den restlichen Charakteren, wobei vor allem Sasuke, die rechte Hand
von Goemon, ein Problem darstellt. Sein Verhalten gegen Ende scheint nur noch einmal künstlich den Dramagehalt nach oben drücken zu wollen.
Ansonsten muss man dem Film jedoch zugute halten, dass er ein recht komplexes Gewebe aus verschiedenen Charakteren darstellt, von denen
einige an historischen Persönlichkeiten angelehnt sind. Wem Tokugawa Ieyasu, Nobunaga Oda oder Hattori Hanzo kein Begriff ist, der sollte
vielleicht seine Geschichtskenntnisse nochmal auffrischen.
Die Geschichte selbst ist recht vielschichtig und bietet auch ein paar nette Entwicklungen, die Schwächen offenbaren sich aber in der
Verkettung der verschiedenen Filmszenen, da diese keinesfalls koherent zusammengebracht sind. Man wird von einem Set fantastischer Bilder ins nächste
geworfen und die Notwendigkeit dafür ist bestenfalls fragwürdig. Dem Regisseur war es wohl nur wichtig, so viele seiner visuellen Ideen
wie möglich unterzubringen. Man kann sich diesmal zwar nicht beschweren, dass er die Geschichte komplett vernachlässigen würde, aber es
bleibt doch immer offensichtlich, dass sein eigentliches Interesse den Bildern gilt und die Story damit nur eine Randstellung einnimmt.
Außerdem wurde in "Goemon" versucht, zu viele Elemente auf einmal hineinzuarbeiten. Wir haben viel Action, Politik, Drama, Romantik,
Freundschaft, Verrat, epische Schlachten und noch einiges mehr, sodass wir uns fragen müssen, wie der Regisseur vorgehabt hatte, das alles
sinnvoll ineinandergreifen zu lassen. Denn funktionieren kann das Ganze am Ende natürlich nicht zu voller Zufriedenheit.
Die verschiedenen Elemente im Film erzeugen selbstverständlich auch unterschiedliche Stimmungen und so hat man dann am Ende das Gefühl nicht
einen Film, sondern eine Serie mit mehreren Episoden gesehen zu haben. Mit seiner Laufzeit von fast 130 Minuten und seinem halsbrecherischen
Tempo sinkt man am Ende auch sehr erschöpft in seine Couch zurück. Bleibt man dann mit einem zufriedenen Lächeln zurück oder ist ein fader
Nachgeschmack alles, was man von dieser Achterbahnfahrt behalten darf? Nun, es verhält sich nicht viel anders als bei Hollywoodstreifen.
Laut, bunt, actiongeladen, aber ohne überzeugende Substanz im Kern. Dabei macht "Goemon" im Vergleich zu seinen amerikanischen Pendants sogar
einiges richtig. Die Gefühle stimmen (wenn auch nicht immer) und die Geschichte bekommt am Ende wahrhaft epische Ausmaße. Auch der gelungene
Soundtrack trägt zum Adrenalingehalt der häufigen Actionszenen bei, aber an erster Stelle stehen natürlich die Bilder, die einfach als
künstlerisch anspruchsvoll im Rahmen eines solchen Films gewertet werden müssen.
Das Visuelle ist wie gesagt das herausstechendste Element in "Goemon". Um ehrlich zu sein, bin ich mit diesen an einigen Stellen aber nicht
wirklich zufrieden. Kiriya scheint nur ein Hundertstel der Produktionsgelder zur Verfügung gehabt zu haben, die er gebraucht hätte, um seine
Vision angemessen umsetzen zu können und dementsprechend muten einige Szenen wie aus einem nicht so guten Videospiel an, man kann fast
schon den Bluescreen und die Pappmache sehen. Doch viele Szenen funktionieren wiederum recht gut und entfalten ihre ganz eigene Magie. Womit
ich nichts anfangen kann ist, wenn die Shinobi, darunter vor allem Goemon, hunderte von Meter weit springen und physikalische Gesetze nicht nur
etwas gedehnt wurden, sondern schlichtweg gebrochen werden. Man sieht dabei auch einfach, dass die Figuren allesamt am Computer entstanden sind.
Schön ist dagegen die Farbgebung und die Beleuchtung, vor allem die Verwendung von Mondlicht, die in einigen schönen Sets besonders gut zur
Geltung kommt. Bei der Kinematographie und auch einigen ausgefallenen Kamerabewegungen, obwohl viele von diesen auch wieder etwas zu hektisch
geraten sind, offenbaren sich die wahren Stärken des Regisseurs. Auch wenn die einzelnen Teile nicht 100%ig zusammenpassen mögen, bleibt
"Goemon" am Ende somit doch ein berauschendes Action-Fest für die Sinne.