Story: Jung Do-man (Jeong Jae-yeong) arbeitet in der kleinen Stadt Sampo als Verkehrspolizist. Seiner
früheren Position als Detective wurde er enthoben, nachdem er sich mit einem korrupten Governeur angelegt hat, dem er
dessen Strafttaten jedoch nicht nachweisen konnte.
In die Stadt wird außerdem Seung-woo (Son Byung-ho) gerufen, der als neuer Polizeichef dafür sorgen soll, dass die
zahlreichen Banküberfälle in Sampo endlich aufhören. Seung-woo hat auch schon eine Strategie, auch wenn diese hauptsächlich
darauf ausgelegt ist das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Er plant einen Trainingseinsatz, bei dem
einer der Polizisten als Bankräuber agieren soll. Die Wahl des Polizeichefs fällt dabei auf Do-man, der ihm wegen
seines starken Pflichtbewusstseins schon vorher (unangenehm) aufgefallen ist. Do-man ist gar nicht begeistert von der
Idee, spielt aber mit. Womit Seung-woo aber nicht gerechnet hat ist, dass sich Do-man richtig in seine Arbeit vertieft,
so dass der Banküberfall schließlich in eine Geiselnahme ausartet. Do-man spielt seine Rolle perfekt und für den
Polizeichef wird es langsam unangenehm, dass die örtlichen Medien nicht die Art von Bildern einfangen, die er eigentlich
der Öffentlichkeit zeigen wollte. Denn mit der Zeit "sterben" bei der Simulation immer mehr Polizisten und Geiseln,
so dass sich auch die nationalen Medien einschalten. Der Trainingseinsatz wird für die Polizei schließlich zu einem
peinlichen Desaster...
Kritik: Wenn man an koreanische Komödien denkt, dann doch immer an Romantik-Komödien, die eventuell auch ein
gewisses Maß an Taschentuchverbrauch voraussetzen. "Going by the Book" ist allerdings ganz anders und somit ein
wahrlich erfrischender und fast schon innovativer Film. Von einer Komödie zu sprechen wäre zwar nicht falsch, aber am
ehesten trifft es die Beschreibung "Satire", um in ein Wort zu fassen, was uns hier erwartet. Das Drehbuch beeindruckt
dabei mit Witz und Tiefgang, was nicht wirklich überraschend sein sollte, da sich Jang Jin für dieses mitverantwortlich
zeichnet. Jang hat schon mit seinen Geschichten für "Welcome to Dongmakgol" oder "Ditto" begeistert, und bei einigen
seiner Storys hat er sogar selbst erfolgreich Regie geführt, siehe "Someone Special" oder "Guns and Talks". So
verwundert es auch nicht, dass die Story das eigentliche Zugpferd des Films ist, die Charaktere aber glückklicherweise
auch alle sehr charismatisch sind und den Zuschauer für sich gefangen nehmen können. "Going by the Book" ist ein
unterhaltsamer und interessanter Film, der eindeutig aus dem Berg koreanischer Weichspül-Romantik-Komödien
heraussticht.
Anfangs wissen wir nicht viel über Do-man und das ändert sich eine ganze Weile auch nicht. Tatsächlich muss man dem
Drehbuch vorwerfen, dass es Do-mans Charakter hätte besser ausarbeiten müssen. Jeong Jae-yeong ("Someone Special",
"Silmido") schafft es allerdings seiner Rolle durch charismatisch zurückhaltendes, fast schon stoisches Auftreten
eine gewisse Tiefe zu geben. Besonders interessant ist, dass wir zwar niemals daran zweifeln, dass Do-man ein guter
Cop ist, der niemals jemanden umbringen würde, dass wir uns aber trotzdem vorstellen können, dass er eventuell mit
dem Banküberfall zu weit geht und vielleicht ein tragisches Ende nehmen könnte.
Nach einiger Zeit wird dem Zuschauer allerdings klar, dass wir hier kein dramatisches Ende erwarten müssen. Regisseur
Ra Hee-chan, bzw. die Drehbuchschreiber, verbauen sehr viel Ironie in ihre Komödie, schaffen es dabei erstaunlicherweise
aber auch, dass der Film zu fast jeder Zeit spannend bleibt. Uns ist zwar bewusst, dass es sich hier um keinen wirklichen
Banküberfall handelt, und dass das Leben von keinem der Geiseln jemals in Gefahr ist, dennoch sitzen wir voller
Spannung vor dem Bildschirm, da wir nie wissen wie sich die Dinge letztendlich entwickeln mögen.
Der Humor in "Going by the Book" bewegt sich kaum auf Slapstick-Niveau, sondern bietet ideenreiche und gelungene
Gags, die einen immer wieder zum Lachen bringen können. Gerade die "Was wäre wenn..." Momente, z.B. als einer der
vermeintlich erschossenen Polizisten wieder aufsteht um den Bankräuber zu überwältigen, weil ihm eingefallen ist, dass
er ja im Ernstfall eine schusssichere Weste getragen hätte, können zum Lachen bringen. Vor allem, wenn sich Angestellte
und Bankräuber dann darüber streiten, ob der Polizist nicht einen Kopfschuss abbekommen hat, so dass sich schließlich
alle vor dem Überwachungsvideo sammeln um diese Sache zu klären. Gefesselt sind die Angestellten übrigens durch
Zettel, die ihnen um den Hals gehängt werden, auf denen eben festgehalten ist, dass sie gefesselt sind... oder tot.
Witzig ist auch, dass einige der Szenen mit tatsächlicher Gewalt dargestellt werden, obwohl wir wissen, dass diese
Momente nur in der Imagination der Beteiligten stattfinden. An anderer Stelle kann der Humor dann auch mal etwas
schroffer, aber immer noch innovativ sein. So steht eine der "niedergeschlagenen" Angestellten wieder auf, weil
sie der Meinung ist, dass
sie jetzt nicht mehr ohnmächtig sein müsste, und lehnt sich erneut gegen den Bankräuber auf. Do-man macht ein paar
Liegestützen, was im ersten Moment sehr deplatziert wirkt, und in der nächsten Szene sehen wir die Frau mit einem
neuen Zettel auf dem Boden sitzen: "vergewaltigt"...
Der Banküberfall dauert länger als erwartet, vor allem weil sich die Polizei unwahrscheinlich dämlich anstellt,
so dass Do-man sogar ohne Mühe ein ganzes SWAT-Team ausschalten kann. Das führt aber auch dazu, dass die Situation,
wenn auch nur eine Simulation, irgendwann etwas stressig für die Angestellten wird und diese nicht mehr wirklich
Lust haben mitzumachen. Do-man ist aber weiter darum bemüht alle unter Kontrolle zu halten, und auch wenn er sich
nicht wie ein wirklicher Profi-Krimineller benimmt, denn sein Wissen um Bankräuber hat er sich hauptsächlich durch
Filme angeeignet, beweist er genügend Witz um die Polizei an der Nase herumzuführen. Die Polizei selbst ist
allerdings machtlos, da ihre Inkompetenz die Dummheit jedes Bankräubers übertrifft. Sie erschießen versehentlich sogar
eine von den Geiseln! Natürlich zieht das Ganze immer größere Kreise, so dass schließlich auch die nationalen Medien
gefundenes Fressen an dem Fall gefunden haben.
Irgendwie bekommt der Bankraub sehr ernste Züge und die Geiselnahmesituation wirkt tatsächlich bedrohlich, da wir uns
immer wieder in Erinnerung rufen müssen, dass dies ja ein Ernstfall sein könnte, bei dem die Polizei genauso dumm
dastehen würde. Dankenswerterweise macht der Regisseur aber nicht den Fehler ein ernstes Drama aus dem Film zu machen, sondern
schafft es jedes Mal, wenn die Komödie droht zu ernst zu werden, einen guten Gag zu liefern oder einfach die Angestellten
zu zeigen, wie sie zu Teilen an der Situation Gefallen gefunden und die Seite des Bankräubers eingenommen haben.
Gegen Ende wird uns dann bewusst was für ein enges Band diese Männer und Frauen und auch den Bankräuber tatsächlich
miteinander verbinden.
Lobenswert ist auch, dass
es hier keine unnötige Liebesgeschichte gibt. Es gibt zwar ein Mädchen bei dem man sich durchaus vorstellen kann,
dass sie mit Do-man ein Paar werden könnte, aber diese Geschichte wird nur angedacht und wird sich wahrscheinlich
in einer Zukunft entwickeln, die der Film nicht abdeckt. Leider hätte man sich die letzte Minute des Films aber
wirklich schenken können, da sie dem ganzen Werk einen unnötig trivialen Nachgeschmack gibt.
"Going by the Book" ist eine ideenreiche Satire, die durch hohe Spannung, gute Gags und tolle Schauspieler hervorsticht.
Unterhaltsam und kreativ bis fast zur letzten Minute erweist sich dieser Film als eine echte Überraschungskomödie!