Story: Der Mönch Benkei (Daisuke Ryu) hat eine Vision. Er glaubt seine Bestimmung sei es den Dämon zu töten,
der an der Gojoe-Brücke für etliche Gemetzel verantwortlich ist. Als Benkei an der Brücke ankommt, ist der Heike Clan
schon dabei gegen den Dämon vorzugehen. Doch es sieht eher so aus, als wenn das Ungeheuer seinem Ziel 1000 Seelen zu
sammeln immer näher kommen würde. Niemand ist dem Dämon gewachsen und die Nacht auf der Brücke wird zum Albtraum. Nur
Benkei wird verschont.
Zusammen mit dem Grabräuber und ehemaligen Schmied Tetsukichi (Masatoshi Nagase) macht sich Benkei auf den Weg in einen
verwunschenen Wald, wo sich der Dämon versteckt halten soll. Dort muss sich Benkei jedoch seinen eigenen Dämonen stellen,
denn früher war Benkei ein rücksichtsloser Mörder, der nun als Mönch Erlösung sucht.
Schon bald wird klar, warum der Heike Clan so sehr bemüht ist, den Dämon auszuschalten, denn in Wirklichkeit handelt es
sich bei diesem um einen Menschen mit außergewöhnlichen Schwertkampffähigkeiten. Prinz Shanao (Tadanobu Asano) verbirgt
sich hinter der Dämonenmaske, der ein Nachkomme des fast ausgerotteten Genji-Clans ist. Da er Anspruch auf den Thron hat
fürchtet ihn der Heike-Clan und setzt alles daran ihn auszuschalten. Doch Shanao ist im Moment viel mehr darum bemüht
jegliche Religion und die "falschen" Götter zu vernichten. Dabei kreuzen sich unweigerlich seine Wege mit denen von Benkei
und es kommt schließlich zum alles entscheidenden Showdown...
Kritik: Die Erwartungen waren hoch, denn schon im Vorfeld war viel Positives über Sogo Ishiis Film zu lesen gewesen.
Da Ishii wegen seines außergewöhnlichen Stils zu den besten Regisseuren Japans zählt, war die Freude groß, als
endlich der Anspann von "Gojoe" über den heimischen Bildschirm flackerte. Die Enttäuschung ließ allerdings nicht
lange auf sich warten...
Gar nicht mal schlecht, aber langsam beginnt der Film. Wer einen typischen Samurai-Film erwartet wird enttäuscht
werden, denn hier spielt mehr das Übersinnliche als Sinnbild des Realen eine große Rolle. Es geht um Dämonen, Geister
und Religion, aber nicht im herkömmlichen, sondern übertragenem Sinn. "Gojoe" strotzt nur so vor Parabeln und
Allegorien. Das wäre an sich ja etwas äußerst Positives, wenn das nicht alles so unwahrscheinlich konfus und
abstrakt verpackt worden wäre. Der Film bleibt im besten Falle ein annehmbares Kunstwerk, entbehrt aber jeglichem
Unterhaltungswert. Wenn man sich einmal die Meinungen anderer Kritiker ansieht, scheint dieses Fazit äußerst hart
und beinahe ungerechtfertigt. Es bleibt jedoch ein Fakt, dass "Gojoe" trotz aller Finesse sehr ermüdend und um es
mal ganz simpel auszudrücken, langweilig ist. Wer vor Entrüstung über mein Urteil dieses von einigen hochgelobten
"Meisterwerks", noch nicht aufgehört hat zu lesen, hat auch das Recht eine Begründung zu bekommen.
Über Ishiis Stil Filme zu machen, kann man sich streiten. Es ist aber nicht zu leugnen, dass er mit seinen schnellen
Schnitten und wilden Kamerafahrten den Zuschauern die nötige Übersicht über das Geschehen nimmt. Das trifft vor allem
auf die etlichen Kämpfe zu. Welchen Sinn hat es eine vernünftige Choreografie auszuarbeiten, denn diese hat "Gojoe"
zumindest an einigen Stellen, wenn durch hektische Kamerabewegungen und Nahaufnahmen nichts mehr davon zu sehen ist?!
Für den Zuschauer ist das sehr ernüchternd, denn von der über 10-minütigen Schlacht auf der Brücke sieht man nicht
viel, außer viel Blut, herumwirbelnden Schwertern und immer mal wieder zu Boden fallenden Soldaten. Es hilft auch
nicht wirklich, dass die Szene in der Nacht mit minimalster Beleuchtung aufgenommen wurde.
Bleiben wir nochmal kurz bei den Kämpfen. Was den Body-Count angeht, stellt Ishiis Film viele andere Werke in den
Schatten. Da spritzt das Blut in Strömen, Köpfe werden abgeschlagen und auch ansonsten ist der Film äußerst brutal.
Trotzdem verzichtet der Film darauf, der typische Samurai Film zu sein und geht einen mehr spirituellen Weg.
Am einfachsten zu begreifen sind noch die Charaktere Benkei und Shanao, die beide natürlich keine Dämonen sind,
aber doch nahe daran herankommen. Benkei bewegt sich von seiner "dämonischen" Vergangenheit weg und versucht als
Mönch für seine Taten Erlösung zu finden, während Shanao immer mehr zu einem "Dämon" wird. Schließlich leugnet er
sogar alle "falschen" Götter und beginnt einen Kreuzzug gegen die Religion. Soweit so gut. Dann gibt es da aber noch
etliche andere unterschwellige "Botschaften", die zwar stellenweise durch schön komponierte Bilder in den Film
eingestreut werden, aber einfach deplatziert wirken. Sie sind einfach zu konfus und wirr in den Hauptplot eingefügt
worden. Außerdem hat der Film etwas unwahrscheinlich Repetierendes. Das bezieht sich jetzt nicht nur auf die Kämpfe,
sondern auch auf jene Szenen, in denen z.B. Shanao Buddha/Götter-Statuen zerschlägt.
Auch wenn die Charaktere eigentlich ziemlich interessant geschrieben sind, so ist es für den Zuschauer fast unmöglich
ein Band zu diesen zu knüpfen. Daisuke Ryu hat als Benkei zwar einige Emotionsausbrüche, ganz im Gegensatz zum völlig
emotionslosen Shanao, dargestellt von Tadanobu Asano, und beide leisten gute Arbeit, aber am ehesten kann man sich noch
mit dem Schmied Tetsukichi anfreunden. Auch wenn seine Hintergrundgeschichte nicht so tiefgründig ist.
Neben dem experimentellen Kamerastil, der dank einiger netter Einstellungen zum wenigen positiv Erwähnenswerten des Films
gehört, sofern das Geschehen denn mal übersichtlich eingfangen wird,
ist die Musikuntermalung etwas gewöhnungsbedürftig. Außer rituell klingenden Stücken, bei denen vermehrt
Trommeln benutzt werden, gibt es auch einige harte Gitarrenriffs zu hören. Gewöhnungsbedürftig, aber immerhin passt es
zum restlichen konfusen/hektischen Stil des Films.
Wichtig ist noch zu erwähnen, dass "Gojoe" wegen seiner Länge von über 2 Stunden, in denen manchmal sehr wenig passiert,
sehr ermüdend sein kann und viele Hänger, vor allem in der Mitte, aufweist.
Auf geschichtlichen Tatsachen basierend, ist die Story wirklich nicht schlecht und dank einiger eingeschobener
Rückblenden auch leicht begreifbar, aber die restlichen konfusen Nebenstoryfetzen bzw. Parabeln lassen zumindest das
westliche Publikum sich verzweifelnd am Kopf kratzen.
Der nervige oft eingesetzte Handkamera Wackelstil, die unnützen Nahaufnahmen und die durchgängige Konfusion, die der
Film hervorruft, lassen das Schauen zu einer wahren Geduldsprobe werden. Auch das Ende kann als Highlight nicht viel
hergeben, da auch hier wieder wieder etliche hektische Schnitte und Close-ups verwendet wurden. Wofür dann überhaupt
einen Endkampf einbauen?!
"Gojoe" hat Potenzial, das kann man an einigen Stellen sehen, aber dieses wird einfach nicht ausgeschöpft. Die
Charaktere sind uns egal und ihr Schicksal bewegt uns kein bisschen. Die Kämpfe sind enttäuschend, die vielen
Allegorien fast schon unnütz, da zu verwirrend in den Film eingebracht.
Positiv angerechnet werden muss Regisseur Ishii, dass er das Samurai-Genre mal etwas anders angeht, und viel
Spiritualismus in den Film integriert hat. Etwas besser verpackt und weniger wirr, hätte da vielleicht was draus
werden können.
Sogo Ishii ist ein namhafter Kultregisseur, aber sein Stil, zumindest in "Gojoe", verdient viel Kritik. Wem will er
etwas vermitteln, wenn er sein Publikum mit seinem Film fast schon einschläfert?
Wirklich nur für Hardcore-Fans des Regisseurs oder Liebhaber des Genres...