Story: Park Ae-ja (Choi Kang-hee) versucht sich schon seit Jahren als Schriftstellerin, doch obwohl sie zweifellos Talent hat, bleibt
der Erfolg aus. Ihre Mutter Yeong-hee (Kim Yeong-ae), eine Tierärztin, macht sich langsam Sorgen um Ae-ja, denn deren schlimmes Temperament und
jungenhaftes Verhalten haben sie mehr als nur einmal in Probleme gebracht. Yeong-hee will ihre Tochter endlich verheiratet sehen, damit diese
finanziell abgesichert ist, doch Ae-ja will davon nichts wissen und hält ihren Freund (Bae Soo-bin) sogar vor ihr geheim. Mutter und Tochter
geraten bei nur mehr als einer Gelegenheit aneinander, doch eines Tages hat Yeong-hee einen Rückfall und kommt ins Krankenhaus. Sie hat Krebs,
der sich eine Weile lang nicht mehr gemeldet hatte, aber nun umso stärker wieder zum Vorschein kommt. Eine Operation kommt erst in Frage, wenn
Yeong-hees Blutbild dies zulässt und so muss sie erstmal auf Diät und einige Medikamente einnehmen. Ae-ja will ihre Mutter nicht im Krankenhaus lassen und
bringt sie wieder nach Hause, wo sie sich um sie kümmert. Yeong-hee will vor ihrem Ableben Ae-ja versorgt wissen und so kann sie diese schließlich
dazu überreden, auf ein Blind-Date zu gehen. Hinter dem schwierigen Verhältnis von Mutter und Tochter, steht aber nur die Angst, dass Yeong-hee
tatsächlich bald diese Welt verlassen wird.
Kritik: Ein wenig Skepsis musste "Goodbye Mom" zweifelsohne über sich ergehen lassen. Ein Film mit diesem Titel, eine Mutter, die an Krebs
leidet und fast zwei Stunden Laufzeit hören sich nach viel Taschentuchverbrauch für all jene an, die nicht hinter die immer gleichen Muster solcher
Filme blicken können. Doch der Film erweist sich als etwas erwachsener. Was das heißt? Zum einen wird mit den Tränen recht
sparsam umgegangen, zumindest bis zum letzten Drittel des Films, zum anderen steht eigentliche die interessante Beziehung zwischen Mutter und
Tochter im Vordergrund, so wie es sie in Korea auf den ersten Blick wohl häufig gibt, doch hier etwas aufgepeppt dank zweier auf ihre jeweils eigene Art liebenswürdiger
Persönlichkeiten. Somit stellen die beiden Protagonistinnen die eigentliche Stärke des Films dar und schaffen ein charakterorientiertes Drama, das
zu jeder Zeit unsere Aufmerksamkeit hat. Auch wenn das Drama in einigen nicht zu übersehenden Belangen recht vorhersehbar ist, entschädigen doch
die vielen Szenen zwischen Mutter und Tochter dafür. Ihr einzigartiges Verhältnis hat wohl auch dazu geführt, dass der Film dank Mundpropaganda
einen nicht zu verachtenden Kassenerfolg darstellte.
Ae-ja ist frech, vulgär und respektlos. Sie prügelt sich manchmal mit anderen Mädchen, wobei sie natürlich immer die Gewinnerin ist, und landet
deshalb auch mal im Gefängnis. Auch gegenüber den Erwachsenen kennt sie keinen Respekt, sei es gegenüber ihren Lehrern, Ärzten oder Priestern.
Natürlich hat ihr das im Laufe ihres Lebens so einige Prügel eingebracht, aber daraus scheint sie nichts gelernt zu haben. Auch die Schläge ihrer
Mutter erduldet sie, nachdem sie sich wie so häufig in ihrer Wortwahl vergriffen hat. Auch wenn sie sich nicht wirklich vergreift, sondern viel
eher sehr bewusst ihr Umfeld provoziert. Hinter ihrer jungenhaften Fassade und ihrem harten Äußeren verbirgt sich allerdings eine poetische
Seele, zumindest glaubt sie das, sowie einige wenige Auserwählte, die ihre schriftstellerischen Ergüsse zu sehen bekommen. Leider ist es aber
gar nicht so leicht als Schriftstellerin Fuß zu fassen und so muss sie so einige Rückschläge einstecken. In ihrer Familie hat sie wegen ihres
Charakters natürlich die Rolle des schwarzes Schafs inne, wie ihr Bruder zum Beispiel seiner Verlobten versichert, mit der Ae-ja zuvor auch
schon einmal aneinandergeraten war.
Dieses schwarze Schaf scheint dann auch tatsächlich im Vordergrund des Films zu stehen, zumindest wenn man nach dem Originaltitel geht, der ja
eben "Aeja" lautet. Allerdings begreifen wir bald, dass in ihrem Leben ihre Mutter und ihr Verhältnis zu ihr eine ganz besondere Stellung einnimmt,
sodass man sich schließlich irgendwann fragt, ob der Titel des Films nicht eigentlich auch genauso "Yeong-hee" hätte lauten können. Die Mutter ist
eine Tierärztin, die ein großes Herz hat, wie wir auch daran erkennen, dass sie kranke Hunde in ihrer Praxis aufnimmt. Offensichtlich hat sie
ihr Leben auch hauptsächlich dafür gelebt, ihre Kinder großzuziehen und versorgt zu sehen. Nur Ae-ja macht ihr da natürlich Sorgen, aber ihre
ewigen Tiraden und subtilen Erpressungsversuche, sie auf ein Date zu schicken, erweisen sich als ziemlich fruchtlos. Anfänglich wird die ganze
Beziehung zwischen Mutter und Tochter von einem Liebe-Hass-Motiv durchzogen. Später, als klar wird, dass Yeong-hee, sollte die Operation nicht
rechtzeitig stattfinden, sterben wird, zeigen sich dann langsam die wahren Gefühle. Ae-ja lässt ihre harte Hülle fallen und wir sehen den Teil
von ihr, den wir eigentlich schon die ganze Zeit in ihr vermutet haben: eine Tochter, die große Angst hat, ihre Mutter zu verlieren.
Das letzte Drittel ist dann auch das anstrengendste. Denn beide müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es bald vorbei sein kann, der
Tod wartet schließlich auf niemanden. Dabei kommt das ganze Drama des Films zum Tragen. Emotional mag der Film eigentlich alles richtig
machen, aber Yeong-hee in ihrem Leiden zu zeigen, mag, wenn man ehrlich ist, doch nicht so ganz zu dem eher heiteren Rest des Films passen.
Dementsprechend versucht man am Ende wieder die Kurve zu bekommen und das Drama etwas abzumindern und ein recht versöhnliches sowie warmes
Ende zu schaffen, was interessanterweise auch ganz gut gelingt.
Choi Kang-hee ("My Scary Girl") gibt eine tolle Darstellung als Tochter ab und vermag ihrem Charakter dabei auch ein wenig Tiefe zu geben.
Sie wird aber oft von Veteran Kim Yeong-ae in den Schatten gestellt, da sie den Part der Mutter sowohl mit ihren starken Seiten zu spielen weiß,
ein sehr herzlich-brutales Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist wie gesagt nicht ungewöhnlich, als auch mit den etwas weicheren, denn ihre
Verletzlichkeit kommt gerade gegen Ende auf gelungene Weise zur Geltung.
Ein paar Nebencharaktere reichern den Film noch etwas weiter an, so zum Beispiel Ae-jas Freund oder eine Freundin, die nach langem Aufenthalt im
Ausland wieder nach Hause kommt, aber zu oft stehen diese wie Requisiten im Hintergrund. Nur ihr Bruder, sowie deren Frau, scheinen für die
Geschichte des Films wirklich wichtig zu sein. Ansonsten handelt es sich bei der von Regisseur Jeong Gi-hoon geschriebenen Story eigentlich um nichts
Besonderes, aber das Verhältnis zwischen den beiden Hauptcharakteren stimmt einfach und macht die eigentliche Faszination aus. Subtil ist der Film aber
nicht wirklich und die Tränen am Ende stören doch ein wenig, da hier keine tatsächliche Kohärenz der Grundstimmung vorherrscht. Jeong Gi-hoons
Debutwerk ist damit ein Film, der durchaus empfehlenswert ist, ein paar der besagten Schwächen würden mich aber eigentlich schon fast zu
einer niedrigeren Wertung veranlassen. Das Ende, das den Film aber nochmal ordentlich abrundet, stimmt jedoch so versöhnlich, dass ich mich
dazu hinreißen lasse, nochmal ein Auge zuzudrücken.