Story: Zwei Schlangengeister White Snake (Joey Wong) und Green Snake (Maggie Cheung) wollen Menschen werden und
Gefühle, wie Liebe kennenlernen. White Snake ist die Erfahrenere der Beiden und hat 500 Jahre mehr Training als ihre
Schwester. Sie verliebt sich dann auch alsbald in den jungen Scholaren Hsui Xien (Wu Hsing-kuo) und heiratet ihn.
Green Snake dagegen ist noch auf der Suche nach menschlichen Gefühlen und um diese besser zu verstehen,
versucht sie Hsui Xien zu verführen.
Währenddessen steckt der buddhistische Mönch Fa-hoi (Chiu Man Cheuk) in einer Krise, denn er ist hin- und hergerissen
von seiner göttlichen Aufgabe, die Welt von allen bösen Geistern zu befreien und seiner eigenen fleischlichen Lust. Als er
die beiden Schlangengeister das erste Mal trifft, lässt er sie ziehen, da sie nichts Böses anstellen, sondern sogar
den Menschen helfen.
Der Mönch besinnt sich aber nach einiger Zeit wieder auf seine Aufgabe und jagt die Schlangengeister. White und Green
Snake haben aber selbst untereinander Zwistigkeiten auszutragen und so kommt es zwischen den Dreien schließlich zum
unvermeidlichen Showdown...
Kritik: Tsui Hark zeigt uns mit "Green Snake", dass er wirklich ein Meister der Visualität sein kann. In
atemberaubend schönen Bildern erzählt er uns die Geschichte zweier Schlangengeister, die sich nichts sehnlicher
wünschen, als Menschen zu werden. Die Story beruht dabei auf einer alten chinesischen Erzählung und so verwundert es
nicht, dass wir ein fast episches Werk über Liebe, Hass, Eifersucht und Fanatismus zu sehen bekommen.
Auffallend ist wie schon erwähnt, die gelungene Cinematografie. In satten Farben und mit einem scharfen Auge für
Details, schafft Hark Sets, die allesamt perfekt durchkomponiert wirken. Dabei driften die Bilder sogar ins
Träumerische und Poetische ab. So z.B. der Fluss mit den schwimmenden Kerzen, oder das Haus der Schlangengeister,
das mit einem wunderschönen See und Garten, sowie vielen wehenden Vorhängen verzaubert. Diese Poesie in den Bildern
ist eindeutig die größte Stärke des Films.
Daneben gibt es natürlich, wie für einen Fantasyfilm üblich, viele Special Effects, doch können diese den Vorstellungen,
die Tsui Hark beim Dreh eigentlich hatte nicht gerecht werden. Viel zu billig wirken diese und der Regisseur hätte
besser daran getan lieber gar keine Schlange zu zeigen, als das gigantische Plastikmodell, das man uns hier vorsetzt.
Wer Kung Fu Kämpfe erwartet wird enttäuscht werden, denn hier gibt es nur viel Rumgespringe und Magie. Ich versteh
zwar, dass es klug ist schnelle und hektische Schnitte zu verwenden um den Kämpfen eine gewisse Dynamik zu geben
und vor allen Dingen zu verschleiern, dass die Schauspieler eigentlich nur an Drahtseilen hin- und herschwingen,
dennoch kann ich mich mit dieser Hektik nicht anfreunden. Ein bisschen mehr Substanz in Form einiger, wenn auch nur
kurzer, Kämpfe hätte sicher nicht geschadet. Dafür gibt es dann aber viel abgedrehte Magie, samt Zauberformeln.
Als Hauptdarstellerinnen dürfen Maggie Cheung und Joey Wong einiges zeigen und geizen auch nicht mit ihren weiblichen
Reizen. Man bekommt selbstverständlich nichts zu sehen, aber ein erotisches Knistern ist den gesamten Film über
deutlich zu spüren, vor allem wenn sich die beiden in ihren menschlichen Körpern wie zwei Schlangen aneinander schmiegen.
Das hat dann leicht lesbische Anreize, aber den Film wegen seines erotischen Untertons dann fast schon mit einem
Softporno zu vergleichen, wie es manche Kritiker getan haben, ist maßlos übertrieben!
Neben ihrem körperlichen Einsatz können die beiden Damen auch auf schauspielerischer Ebene überzeugen. Vor allem
Maggie Cheung kann als Green Snake einen weitaus komplexeren Charakter abgeben, als wir es anfangs von ihr erwartet
hätten.
Chiu Man Cheuk spielt den fanatischen Mönch Fa-hoi ebenfalls gelungen und lässt den Zuschauer sich mehr als einmal
über seine Denkweise wundern. Der Rest der Charaktere ist ebenfalls gut besetzt und so gibt es zumindest hier nicht
viel zu meckern.
"Green Snake" beginnt relativ heiter und während wir Teil an dem Leben der zwei Schlangengeister nehmen, lernen wir
diese auch zu lieben. Ein paar nette Gags werden ebenfalls eingestreut und mit dem Scholaren Hsui Xien, gibt es
noch mehr lustige Szenen, wenn die beiden Geschwister auf die abstrusesten Arten versuchen zu verheimlichen, dass sie in
Wirklichkeit Schlangengeister sind.
Doch das Drama dieser beiden Wesen, die in einer Welt leben wollen, in der es bestimmte Normen und Obrigkeiten gibt,
die ihnen ihre Existenz, bzw. ihre Weltanschauung verbieten, wird immer deutlicher offenbar. Diese "Obrigkeit" wird
von dem Mönch Fa-Hoi dargestellt und es zeigt sich, dass es sich Tsui Hark wie so häufig zur Aufgabe gemacht hat,
Allegorien zu schaffen und mit ihnen Kritik gegen die Politik und Gesellschaft zu äußern. Es ist nicht zu leugnen, dass
Fa-Hoi mit seiner gigantischen roten Robe China darstellen soll. Das Kloster, in das Hsui Xien gebracht wird, mutet
wie ein "Umerziehungslager" an. Doch neben all diesen Allegorien, sollte man nicht vergessen, was "Green Snake"
wirklich ist: ein Unterhaltungsfilm und mehr nicht. Übertriebene politische Interpretationen sind von daher eher
unangebracht. Tsui Harks Fantasyfilm dreht sich um die Bestimmung des Individuums, die Freiheit zu lieben und
um blinden Fanatismus.
Freunde von chinesischen Fantasystreifen werden ihre wahre Freude haben und sich an den bezaubernden Bildern nicht
satt sehen können. Auch die Musik verdient eine besonderen Erwähnung, denn diese ist äußerst stimmig und schön
geworden. Schade nur, dass Tsui Harks Endprodukt zu sehr nach einem Mischmasch von Comedy, Fantasy und Drama
aussieht. Nichtsdestotrotz wird man mit einer erstaunlich komplexen Story und interessanten Charakteren belohnt.