Story: Der Nachtclub-Besitzer Young-su (Hwang Jeong-min) verbringt sein Leben damit sich mit schönen Frauen
zu vergnügen und sich Nacht für Nacht zu betrinken. Irgendwann führt seine Art des Lebens zum unweigerlichen finanziellen
Ruin. Außerdem erfährt Young-su, dass er an Leberzirrhose leidet. Seiner Mutter und seinen Freunden erzählt Young-su
daraufhin, dass er ins Ausland geht, tatsächlich fährt er allerdings aufs Land, um dort bei einer kleinen Gemeinde Hilfe
zu suchen. Menschen wie ihm sollen dort geholfen werden mit dem Trinken und Rauchen aufzuhören, indem gemeinsame Unternehmungen
getan werden und auf eine gesunde Ernährung geachtet wird.
In der Gemeinde lernt Young-su auch das Mädchen Eun-hee (Lim Su-jeong) kennen, die mit einer eingeschränkten Lungentätigkeit
zu kämpfen hat. Schon seit 8 Jahren ist sie Teil der Gemeinde. Young-su schafft es, sie mit seinem Charme für sich zu
gewinnen. Als Eun-hee dann Young-su vorschlägt die Gemeinde zu verlassen und mit ihm zusammen in seinem Haus auf dem
Land zu leben, willigt der ehemalige Trinker ein. Die zwei führen ein schönes Leben bis Young-su wieder Opfer alter
Gewohnheiten wird. Des Weiteren zieht es Young-su wieder in die Großstadt Seoul, wo er auch seine Ex-Freundin
wiedertrifft, die immer noch Gefühle für ihn hat. Young-su und Eun-hee scheinen immer noch auf der Suche nach ihrem Glück
zu sein, denn sie waren diesem noch nie ferner als jetzt...
Kritik: Dramen, in denen eine oder mehrere Personen an einer unheilbaren Krankheit leiden, sind nicht wirklich
selten in Korea. Einige von ihnen schaffen es dem Zuschauer ein paar Tränen abzuringen, andere nicht. "Happiness"
ist allerdings auf eine interessante Art und Weise anders. Hier leiden zwar die beiden Hauptprotagonisten auch an
einer Krankheit, aber dass diese unheilbar ist, wird uns mit keiner Silbe gesagt. Später erfahren wir dann zwar recht
trocken von Eun-hee, dass sie tatsächlich bald sterben muss, aber weder Young-su noch der Zuschauer kaufen ihr das
wirklich ab. Dabei zeigt sich aber auch die größte Stärke des Films, nämlich seine Ehrlichkeit und Direktheit.
Niemand versucht uns hier mit melodramatischen Szenen das Herz zu brechen, sondern statt dessen beleuchtet der
Regisseur seine Thematik mit erstaunlicher Nüchternheit und kreiert so eine enorme Glaubwürdigkeit. Letztendlich verpasst
es "Happiness" aber auch nicht das Menschliche in den Vordergrund zu stellen. Dies gelingt vor allem durch eine
ehrliche Charakterzeichnung und überzeugende darstellerische Leistungen.
Regisseur Hur Jin-ho sollte vielen ein Begriff sein. Mit seinem Debutfilm "Christmas in August" konnte er ein
bewegendes Werk über den Tod, bzw. eine unheilbare Krankheit, schaffen, das sich unwahrscheinlich ernst und
unkitschig anfühlte. Seine nachfolgenden Filme "One Fine Spring Day" oder "April Snow" konnten zwar niemals die
Klasse seines ersten Werks erreichen, zeigten aber klar, dass Hur immer noch viel Wert darauf legte tragische Geschichten
mit einer gewissen Seriosität zu betrachten ohne überzeichnete kommerzielle Melodramatik in seine Filme einzuweben.
"Happiness" setzt diese Tradition fort und kann auch genau aus diesen Gründen bewegen.
Der Film konzentriert sich auf Young-su, einen Mann, der im sich stetig schnell bewegenden Seoul dem Alkohol zum
Opfer fällt. Außerdem raucht er sehr gerne und isst Fast-Food. Kurz gesagt, es geht ihm gesundheitlich nicht gut.
Schon am Anfang erkennen wir, dass Young-su nicht gerade ein Mann ist, der sofort unsere Sympathien verdient hat.
Doch er scheint sich bessern zu wollen und so scheint er wenigstens erkannt zu haben, dass er so nicht weiterleben
kann.
In der Gemeinde, bei der er unterkommt geht es dann etwas merkwürdig zu. Die Frühsport-Übungen sind nicht jedermanns
Sache und die Lach-Übungen erinnern an die Methoden, die in einer Selbsthilfe-Gruppe üblich sind. Aber einen Moment:
Genau das ist das hier ja auch! Alkoholiker, Kettenraucher und andere Kranke haben sich hier zusammengefunden um gegen
ihre Krankheit vorzugehen. Dabei erweist sich das Bild der Gemeinschaft aber nicht einfach als abstoßend skurril, sondern
ist eben mit der nötigen Portion Humor gezeichnet, wenn z.B. hinter dem Haus im Geheimen dann doch Instant-Nudeln
auf dem Speiseplan stehen, oder durchaus auch mal ein Gläschen Schnaps gekippt wird.
Im Vordergrund steht aber natürlich die sich entfaltende Liebesgeschichte zwischen Young-su und Eun-hee. Diese
entwickelt sich sehr natürlich und hat bald ihren Höhepunkt gefunden als die beiden die Gemeinde verlassen wollen um
zusammen zu leben. Bis dahin vergehen aber noch einige interessante Tage in der Gemeinde, bei denen besonders die
Nebengeschichte um Young-sus an Lungenkrebs erkrankten Mitbewohner in Erinnerung bleiben kann. Selbst in diese
kleine Geschichte kann Hur etwas Besonderes legen und bringt uns nebenbei, auf alles andere als aufgesetzte Art, die
Idiotie des Rauchens näher.
Die Bilder auf dem Land sind sehr ansprechend und schön geworden, gerade was einige Naturaufnahmen betrifft. In der
Stadt bekommen wir dagegen die Schnelllebigkeit und das Künstliche z.B. in Form eines Nachtclubs zu sehen. Young-su
trifft seine Ex-Freundin wieder, fängt wieder an zu trinken und hängt wie früher in der Disco rum. Er ist also da
wo er früher schon war, nur dass er diesmal willentlich auf ein besseres Leben mit seiner Freundin verzichtet, die
zu Hause auf ihn wartet. Ja, Young-su betrügt seine Freundin, er trinkt und überhaupt mag man ihn gar nicht
wirklich leiden, wenn man ihn so sieht. Tatsächlich beginnt ein Teil von uns ihn zu verabscheuen und ihn sogar zu
hassen. Ein anderer Teil von uns dagegen kann seine Beweggründe verstehen. Und genau hier liegt die Magie und das
Faszinierende des Films. Die Ambiguität von Young-sus Charakter lässt "Happiness" sehr glaubwürdig und tiefgreifend
werden. Eigentlich besitzt der Film nämlich keine wirkliche Botschaft, überdies hat er hier und da mit ein paar
unnötigen Längen zu kämpfen, aber der Charakter von Young-su, der eigentlich nur versucht seine eigene Art
des Glücks zu finden, bleibt einfach faszinierend.
Natürlich versucht auch Eun-hee ihr Glück zu finden, aber ihres scheint sich nicht mit dem von ihrem Freund
Young-su zu überschneiden. Eigentlich möchte er ja Eun-hee verlassen, aber er hat nicht den Mut dazu wie er ihr
gegenüber auch ganz offen sagt. Also soll SIE ihn verlassen. Und er hat seine Möglichkeiten das zu erreichen, denn
wie gesagt kann Young-su ein ganz schön großer Mistkerl sein. Aber sein Glück kann Young-su dann trotzdem noch nicht finden.
Wieder in Seoul wird ihm in einem schönen kurzen Gespräch mit seiner neuen Freundin, bzw. ehemaligen Ex-Freundin,
bewusst, dass seine Partys im Nachtclub ihm nur noch mehr seine innere Leere bewusst machen, und dass das Leben seiner
Ex-Freundin genauso ist. Auch sie hat ihr Glück nicht gefunden. Und so scheint sich Young-su auf der Suche nach seinem
Glück genau in die falsche Richtung gewendet zu haben.
Großes Lob hat sich Hwang Jeong-min ("You are my Sunshine", "Bloody Tie") verdient, der es mit Bravour schafft die
verschiedenen guten, sowie schlechten Seiten seines Charakters zu einem Ganzen zu verbinden. Gegen ihn verblasst
Lim Su-jeong ("I'm a Cyborg, but that's ok", "A Tale of Two Sisters") zwar etwas, aber das eigentlich vollkommen
zu Unrecht, da auch ihre schauspielerische Darbietung auf höchstem Niveau ist.
Am Ende kommen die Dinge wie sie kommen müssen. Aber auch wenn dies beim Zuschauer Tränen auslösen mag, dann sind es
doch glücklicherweise immerhin ehrliche. Und wenn diese nicht fließen mögen, dann zeigt das nur umso mehr, wie
ehrlich "Happiness" mit sich und seinen Zuschauern umgeht. Bewegend ist der Film jedenfalls allemal. Egal, ob es nun
für ein Taschentuch reicht oder nicht. Eines ist
außerdem sicher: Nachdem das letzte Bild über den Bildschirm geflackert ist, wird einem intuitiv die Bedeutung des
Films bewusst. Es ist nicht leicht sein Glück zu finden und erst recht nicht genau diesen Fakt auch zu erkennen,
aber man sollte dennoch niemals von der Suche ablassen...