Story: Tequila (Chow Yun-fat) ist ein taffer Cop, der sich nicht unbedingt an die Regeln hält. Bei einem
seiner Einsätze kommt es jedoch zu einer großen Schießerei, bei der nicht nur etliche Polizisten, sondern auch Zivilisten
getötet werden. Tequila hat überdies einen guten Freund bei dem Einsatz verloren, weshalb er er weiter an dem
Fall dranbleiben will um die Männer hinter dem verantwortlichen Waffenschieber-Ring zu fassen.
Währenddessen muss Undercover Cop Alan (Tony Leung) mit ansehen, wie sich das Machtgefüge in der Waffenschieber-Organisation
verschiebt. Der rücksichtslose Johnny (Anthony Wong) will den jetzigen Boss ausschalten und die Macht übernehmen.
Dabei soll ihm der Killer Alan helfen, den jedoch eine gewisse Loyalität an seinen Boss bindet. Doch Alan weiß schon
lange nicht mehr auf welcher Seite er eigentlich steht, bis er auf Tequila trifft. Die zwei werden nach anfänglichen
feindlichen Aufeinandertreffen ein Team und finden schließlich mit der Hilfe eines Informanten heraus, wo Johnny
seine Waffen versteckt. Ein blutiger und bleihaltiger Showdown beginnt...
Kritik: "Hard Boiled" ist für viele DER Actionkracher aus dem Hause Woo. Niemals zuvor hatte man so viel
stylishe und adrenalinhaltige Action gesehen wie hier. John Woo hat sich wirklich einiges einfallen lassen, um mit
seinem Werk in die Filmgeschichte einzugehen. Leider ist "Hard Boiled" aber keineswegs das Meisterwerk, für das
viele ihn halten. Dem Film fehlt einfach die emotionale Tiefe eines "A Better Tomorrow" oder der düstere Stil eines
"Bullet in the Head". Die Story ist hier nur ein Nebenprodukt, das als minimales Füllmaterial zwischen den
zugegeben fulminanten Schießereien dienen soll. Hier hat man irgendwie etwas mehr erwartet, da John Woo
ja schließlich auch für seine gut ausgearbeiteten Charaktere bekannt ist. Chow Yun-fat und Tony Leung können zwar
schlussendlich mit ihren schauspielerischen Leistungen wieder einiges rausholen, dennoch bleibt aber
unbestreitbar, dass "Hard Boiled" "nur" ein sehr guter Actionfilm ist. Für viele wird das aber reichen.
Der Film beginnt etwas ungewöhnlich in einer Jazzbar, in der wir Tequila beim Musizieren sehen. Wir bekommen gleich
vermittelt, dass der Hauptprotagonist ein Mensch wie jeder andere ist, der seine eigenen Hobbys hat, und in der
Jazzbar einen Ort der Ruhe gefunden hat, an den er sich zurückziehen kann. Doch schon kurz darauf
kommt es in einem Teehaus zu einer Schießerei wie wir sie von Woo lieben gelernt haben. Chow Yun-fat fliegt über
die Tische, ballert im Dual-Gun Modus alles nieder was sich bewegt und nach Bösewicht aussieht, während um ihn
herum Holz zersplittert und Zivilisten draufgehen. In der Tat ist es stellenweise erschreckend wie viele
Unschuldige in "Hard Boiled" sterben. Woo kennt da kein Pardon, wie sich gerade später im Krankenhaus-Showdown
zeigen soll, und lässt eben auch mal jeden ins Gras beißen, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist.
Aber es sind Schießereien wie diese, die Woo den Namen "Mozart der Action" oder "God of Bullet Ballet"
eingebracht haben. Man achte nur auf die vielen Feinheiten bei den Schießereien, wie der Umgebung, die in
Mitleidenschaft gezogen wird, oder den etlichen ästhetischen Actionszenen, z.b. als Tequila das Geländer
runterrutschend seine Gegner erschießt.
Die erste Stunde des Films ist allerdings hauptsächlich damit beschäftigt uns die einzelnen Charaktere vorzustellen.
Dabei bleiben diese jedoch erstaunlich platt und wirken eigentlich schon genretypisch. Tequila ist der taffe
Cop, der sich nicht immer an die Regeln hält und auch nicht davor zurückschreckt immer wieder seinen
Vorgesetzten zu verärgern. Natürlich hat er auch noch eine kleine Liebesgeschichte mit einer Vorgesetzten, gespielt
von Teresa Mo, doch ist das alles sehr dünn gezeichnet und von keiner Wichtigkeit.
Besonders stark fällt diese Flachheit der Charaktere beim Oberbösewicht auf. Anthony Wong spielt hier den Antagonisten
ohne Ecken und Kanten. Trotz all seiner Taten können wir niemals einen wirklichen Hass auf ihn entwickeln. Leider hatte
damals Anthony Wong noch nicht die Erfahrung, die er jetzt hat, sonst hätte er seiner Rolle dennoch irgendeine Tiefe
verleihen können. So wie es allerdings ist, bleibt Tony Leung der Einzige, der es schafft seinem Charakter eine
gewisse Dreidimensionalität zu verleihen. Auch wenn Chow Yun-fat dank seines Charismas auch seine überzeugenden
Szenen hat, so bleibt Leung das schauspielerische Herz dieses Films.
Leung spielt überzeugend den Undercover Cop, der langsam selbst nicht mehr weiß, ob er einer der Guten ist. Eigentlich
will er den Fall nur noch hinter sich bringen und in die Antarktis auswandern. Seine innere Zerrissenheit kommt durch
Leungs subtiles Schauspiel sehr gut zur Geltung, und auch in einigen der Dialoge mit Tequila erfahren wir mehr von
ihm. Eine spezielle Szene auf einem Hochhausdach mit dem einzigen Vorgesetzten, der überhaupt von Alans Arbeit als
Undercover Cop weiß, wurde ein Jahrzent später frech für "Infernal Affairs" geklaut. Doch wo dieser eben auf
storytechnischer und Charakterebene punkten konnte, da weist "Hard Boiled" einige Mängel auf.
Dies ist aber nicht die einzige Szene, die später nochmal verwendet werden sollte. Nein, John Woo selbst hat sogar
später in seinen Hollywood Filmen viele seiner Ideen, die er hier auf den Bildschirm gebracht hat, wieder verwendet.
Eigentlich kommen wir trotz einer weiteren riesigen Schießerei in einer Fabrikhalle, die natürlich sehr schön anzuschauen
ist, niemals wirklich in den Film. Dies ändert sich aber nach der ersten Stunde als Tequila und Alan schließlich
zusammenarbeiten. Die zwei sind ein ungleiches Team, aber die Chemie zwischen ihnen stimmt einfach. Die letzte Stunde
erweist sich dann übrigens fast als ein einziger gigantischer Showdown, bei dem zuerst ein wenig die Spannung aufgebaut
wird, bis dann schließlich die Kugeln in Massen durch die Gegend fliegen. Die Szenen im Krankenhaus sind voll
von blutiger Action, und man muss sich außerdem fragen, ob es wirklich nötig war die Bösewichte so viele Patienten
abknallen zu lassen.
Zwei Szenen stechen hier aber besonders heraus. Die eine ist als Tequila mit einem Baby auf dem Arm sich durch seine
Gegner kämpft, und die andere ist eine sehr dynamisch wirkende Actionhatz durch die Gänge, bei der die Kamera unseren
Protagonisten für mehrere Minuten ohne einen einzigen Schnitt folgt. Grandios!
"Hard Boiled" ist ein Film, bei dem man sich einfach eine bessere Story gewünscht hätte. Die Action ist großartig, die
beiden Hauptdarsteller ebenfalls, nur dauert es einfach zu lange bis wir uns richtig mit den beiden Protagonisten
identifizieren können. Überdies zerstören einige weniger gut gelungene Dialoge und platt gezeichnete Nebencharaktere
das Gesamtbild. Ebenfalls etwas künstlich fühlt sich John Woos Gastauftritt als Barkeeper an, der Tequila immer dann
mit Lebensweisheiten zur Seite steht, wenn dieser gerade mal nicht weiterkann.
Doch trotz einiger Mängel ist und bleibt "Hard Boiled" ein Film, den man wegen seiner grandiosen Action gesehen haben
muss. Action bekam durch John Woos Vision wie Schießereien auszusehen haben ein neues Gesicht. Und auch hier zeigt er
wieder einige seiner tollen Ideen. Selten sieht man so viel und so stylishe Action auf dem Bildschirm. Deshalb, und trotz
all der Kritik: Für Action-Fans ein Must-See!