Story: Jeong-hye (Kim Yun-jin) muss für zehn Jahre ins Gefängnis. Da sie schwanger ist und im Gefängnis ihr Baby bekommt, gibt es eine
gesetzliche Ausnahmeregelung, die es ihr erlaubt, ihr Kind für etwas mehr als ein Jahr im Gefängnis aufzuziehen. Jeong-hyes Zellengenossen werden für sie und
ihr Baby zu einer kleinen Familie. Eines Tages kommt der Mutter nach einer Chor-Aufführung für die Gefangenen die Idee, selbst einen Chor zu
gründen und durch Zufall hat sie die Gelegenheit, dem Gefängnisleiter die Idee zu unterbreiten. Dieser sucht ohnehin nach einem Reformationsprogramm,
das er seinen Vorgesetzten vorzeigen kann und erlaubt ihr, einen Chor zu gründen. Jeong-hye, die überhaupt keine Ahnung von Musik hat und nicht mal
singen kann, schafft es,
nach langem Zureden die zum Tode Verurteilte Moon-ok (Nah Moon-hee), eine ehemalige Musikprofessorin, als Leiterin des neuen Chors zu gewinnen.
Die gutherzige Gefängniswärterin Na-yeong (Lee Da-hee) stößt ebenfalls zum Team, sodass es dem Chor nur noch an einer guten Sopran-Sängerin mangelt.
Die neue Zellengenossin Yoo-mi (Kang Ye-won) scheint genau die Richtige zu sein, allerdings sucht sie keinesfalls nach Freundschaft und leidet immer
noch sehr an den Umständen, die sie ins Gefängnis gebracht haben. Musik scheint aber nicht nur für sie, sondern auch für die anderen Insassen die
einzige Möglichkeit zur Heilung zu sein.
Kritik: "Harmony" war ein großer Kassenerfolg und das sollte auch kein Wunder sein, bedient er sich doch Taschentuchthematiken am laufenden
Band, als da wären Wiedergutmachung für vergangene Taten, komplizierte Eltern-Kind-Beziehungen sowie eine zum Tode Verurteilte, die den
Insassen als Mutterfigur dient. Damit kreiert Regisseur Kang Dae-gyoo, der zuvor schon als Assistant Director an "Haeundae" gearbeitet hat, nicht
wirklich ein ausgefallenes Drama, aber doch immerhin eines, dass trotz der teilweise schamlosen Manipulation des Publikums überraschend gut
funktioniert. Zum einen mag das an der Musik im Film liegen, die den emotionalen Gehalt an den richtigen Punkten nach oben treibt, als auch an
den guten Darstellern, allen voran natürlich "Lost"-Star Kim Yu-jin, die dem koreanischen Film im Gegensatz zu so manch anderem asiatischen
Schauspieler, der nachdem er im Ausland ein paar kleinere Erfolge feiern durfte seinem Heimatland den Rücken kehrt, treu bleibt.
Allerdings stiehlt ihr Nah Moon-hee als gütige Mutter oft die Show.
Bevor "Harmony" aber zum taschentuchverschlingenden Drama wird, präsentiert sich der Film außergewöhnlich leichtherzig. Man bekommt eigentlich schon
das Gefühl, dass es im Gefängnis mehr oder weniger wie in einer größeren WG auf zu wenig Raum zugeht. Das führt auch zu einem ernstzunehmenden
Problem. Die moralische Ambiguität der Charaktere bleibt völlig auf der Strecke. Eigentlich hatte jeder von ihnen einen guten Grund, das Verbrechen
zu begehen, das er begangen hat, auch Mord stellt da keine Ausnahme dar, zumal es sich dabei in den meisten Fällen eigentlich immer um Unfälle handelte.
Moon-ok ist ein etwas schwierigerer Fall, denn obwohl sie ihr Mann hintergangen hat, war ihre Entscheidung diesen und seine Liebhaberin zu überfahren
- zweimal! - doch etwas zu radikal für die Umstände. Aber das Drama hält sich nicht lange mit solchen Grauzeichnungen auf, auch wenn Nah Moon-hee
häufig durch subtiles Schauspiel ihre innere Zerrissenheit andeuten kann. Das Drehbuch geht aber nur auf solche Storystränge ein, wenn es um das
Thema Vergebung geht und der Zuschauer potentiell durch die Zusammenkunft mit Familienangehörigen zu Tränen gerührt werden soll.
Musik spielt in dem Drama keine geringe Rolle. Die anfänglichen Versuche des Chors irgendetwas Musikalisches auf die Beine zu stellen, führen natürlich
zu einigen komödiantischen Szenen, vor allem Kim Yun-jin, die in dem Film vorgibt, keinen einzigen Ton treffen zu können, kann in dieser Hinsicht
punkten. Musikalisch beeindruckt allerdings Kang Ye-won am meisten, die mit ihrer Stimme professionelle Sängerin sein könnte. Leider gibt es in
"Harmony" allerdings einen Chorauftritt im Gefängnissaal, der mit guter Laune-Musik im Stil von "Sister Act" etwas zu peinlich anmutet. Später
darf der Chor allerdings auch ein paar klassische Stücke singen, wobei die Musik auch gut zum emotionalen Gehalt des Films beiträgt.
"Harmony" bleibt durchgehend ein unbeschwertes Vergnügen mit liebenswerten Charakteren. Selbst die Nebencharaktere hat man mit der Zeit ins Herz
geschlossen und sogar die härtesten Frauen werden für den Chor ganz weich. Glaubwürdigkeit sollte man hier also nicht erwarten, vielmehr zielt
der Film darauf ab, die Bühne für ein tränenreiches Finale vorzubereiten. Bestenfalls könnte man noch anmerken, dass der Film die Wichtigkeit der
Reformation in Gefängnissen bekräftigen will.
Wer glaubt, dass sich "Harmony" auf nur einen Aspekt des Dramas verlassen würde, der hat die Rechnung ohne die Produzenten gemacht. Um ja
keine Gelegenheit auszulassen, dem Zuschauer ein paar Tränen abzuringen, gibt es gleich mehrere Storystränge, die potentielles Dramamaterial sind
und bis zum Ende auch als solches komplett ausgeschlachtet werden. Da wäre natürlich Jeong-hye, die bald ihren Sohn zur Adoption freigeben muss und
nicht weiß, ob sie ihn jemals wiedersehen wird, oder die Tochter von Moon-ok, die von ihrer Mutter nichts hören will, da diese ihren Vater
umgebracht hat oder Yoo-mi, die auch nach Jahren nicht ihre Mutter empfängt, obwohl diese trotzdem immer wieder zu den Besuchszeiten im Gefängnis
erscheint. Eine etwas tiefer gehende Beschäftigung mit den einzelnen Dramen darf man nicht erwarten und so wundert es am Ende auch niemanden, wenn
sich schließlich alle weinend in den Armen liegen. Vergeben wird letztendlich jedem, wie könnte man das auch nicht, handelt es sich doch eigentlich
um gute Menschen, die nur durch unglückliche Umständen im Gefängnis gelandet sind...
Die manipulative Vorgehensweise wird noch auf die Spitze getrieben, als bei einem Auftritt des Chors zu Weihnachten ein kleiner Kinderchor mit
Kerzen erscheint, der selbst die Herzen der härtesten Männer erweichen soll. Wenn man bloß nicht die offensichtliche Absicht der Produzenten
dahinter erkennen würde. Kann man sich aber auf den Film einlassen, und das geht erstaunlicherweise viel leichter, als man das nach dem Lesen dieser
Kritik vielleicht vermuten würde, dann wird man am Ende des Films ganze Wasserfälle heulen. Denn die Charaktere schließt man alle schnell ins
Herz. Kim Yun-jin wirkt diesmal wesentlich natürlicher, weil sie nicht krampfhaft versucht, ihr schauspielerisches Talent in den Vordergrund zu
stellen, und Nah Moon-hee bietet etwas mehr Tiefgang. Trotz der Mängel des Drehbuchs, kann Regisseur Kang Dae-gyoo schlussendlich eine wahre
Achterbahnfahrt an Drama kreieren, die genau das richtige für Taschentuchfetischisten ist. Gegen Ende erinnert der Film vielleicht ein wenig zu
sehr an "Maundy Thursday", aber Originalität darf man hier ohnehin nicht erwarten. Trotz allem ist "Harmony" ein gutes Drama, das seinen Zweck
erfüllt und zu Tränen rühren kann.