Story: Der 9-jährige Jang Han-yi (Park Jin-bin) spielt seinem älteren 12-jährigen Bruder Han-byul (Seo Dae-han)
gerne mal Streiche und macht ihm das Leben schwer. Han-yi ist extrem verspielt und hat ein loses Mundwerk, weswegen
er auch in der Schule nicht wirklich mitkommt. Han-byul dagegen ist eigentlich relativ gut in der Schule, doch
zwingen ihn häufige Kopfschmerzen immer wieder frühzeitig nach Hause zu gehen. Die Mutter (Bae Chong-ok) ist darüber gar
nicht erfreut, aber eines Tages sind seine Schmerzen so groß, dass er ins Krankenhaus muss. Dort wird dann eine
erschütternde Diagnose gemacht: Han-byul hat einen Gehirntumor.
Nach einer Operation muss Han-byul wegen starker Medikamente im Krankenhaus bleiben. Die Aufmerksamkeit der Mutter und
des Vaters (Park Won-sang) sind nun nicht mehr auf Han-yi gerichtet, dem das wiederum gar nicht gefällt. Doch er
lernt langsam mit der Krankheit seines Bruders umzugehen und freundet sich schließlich sogar mit dem kleinen ebenfalls
krebskranken Wook an
mit dem er sich zuvor sonst im Krankenhaus immer gestritten hat.
Eines Tages geht es Wook jedoch immer schlechter und Han-byul steht nun sogar eine zweite Operation bevor...
Kritik: "Hello Brother" mag sich wie ein typisches Taschentuchdrama anhören und das ist es stellenweise auch.
Was den Film allerdings von so vielen anderen Dramen unterscheidet, ist, dass er das Krankheit-der-Woche Thema aus der
Sicht eines Kindes betrachtet. Schlussendlich geht der Film sogar so weit, sein Hauptaugenmerk auf das frühzeitige
Erwachsenwerden von Han-yi zu konzentrieren, der sich wegen der Krankheit seines Bruders extrem früh mit dem Tod
beschäftigen muss. Die Veränderungen, denen der kleine Junge dabei unterläuft sind sehr glaubwürdig dargestellt und
so hat man manchmal sogar das Gefühl ein Charakterdrama zu sehen. Auf der anderen Seite aber erlaubt es der Umstand,
dass der Film aus den Augen Han-yis erzählt wird, dass er oft viel humoristischer ist als es für ein Drama üblich ist.
"Hello Brother" lebt sehr stark von seinem Jungdarsteller Park Jin-bin, der hier eine beeindruckende Darstellung
ablegt. Anfangs ist er der freche kleine Junge, der selbst noch dann seinen Bruder nervt und ihm Streiche spielt als
schon bekannt ist, dass dieser krank ist. Han-yi kann eben einfach nicht verstehen was passiert und dass sein Bruder
in Lebensgefahr schwebt. Allerdings wächst er in kürzester Zeit zu einem veränderten Menschen heran, der freundlicher
oder zumindest nicht mehr ganz so frech, und um einige Freundschaften reicher ist. Wie stark er sich verändert sieht
man nicht nur daran, dass er sich mit Wook anfreundet, den er zuerst eigentlich gar nicht leiden kann, sondern auch
daran, dass er in der Schule nicht mehr Streit anfängt und später sogar eine Freundschaft mit einem vorherigen
"Todfeind" aufbaut.
Park Jin-bin wirkt wie ein kleiner frecher Bengel und später ist er um einiges reifer und weiser, was man seinem
Charakter deutlich ansieht. Jin-bin hat eine großartige Leinwandpräsenz und mit seiner irgendwie süßen Art kann man
gar nicht anders als dem Charisma dieses kleinen Jungens zu verfallen.
Da der Film hauptsächlich von seinen Jungdarstellern getragen wird, die allesamt mindestens gute Leistungen abliefern,
wirkt "Hello Brother" ein wenig wie ein Familienfilm. Dieser Eindruck verstärkt sich noch mehr durch einen sehr
merkwürdigen Einschub eines in den Bergen lebenden Wilden mit dem Namen "Tarzan", dem eine gewisse Mystik anhaftet.
Sein Wasser kann dann plötzlich augenscheinlich Tote wiederbeleben... Andererseits kann man sich das meiste auch
wieder rein rational erklären. Jedenfalls geben diese Spielereien dem Film die Möglichkeit die Dramatik noch weiter
auszubauen, auch wenn durch diese mystischen Einbringsel manchmal der Kitschfaktor extrem auf die Spitze gebracht
wird.
Allerdings haben wir hier sowieso wie schon erwähnt auch wirklich ein fast schon typisches Taschentuchdrama vor uns, wenn
eben nicht die Alternation durch die Umfokusierung auf das Erwachsenwerdens Han-yis wäre. Etliche Krankenhausszenen,
Mütter, die um ihre Kinder weinen und Operationen, sowie Zusammenbrüche der Kinder gibt es zu sehen. Ja, Han-yi holt
für seinen Freund sogar dessen Idol, einen bekannten Komiker, ins Krankenhaus, der ihn aufheitern soll. Aber obwohl
der Film einige Stereotypen bietet, gibt es dennoch auch einige sehr bewegende Szenen zu bewundern. Der Score in Form
von häufiger Klaviermusik liefert überdies einige sehr eingängliche Melodien, die einen auch einmal über die etwas
langsameren Sequenzen hinwegtrösten können.
Oft laufen Dramen Gefahr zu aufdringlich darin zu sein, den Zuschauer zu Tränen rühren zu wollen. "Hello Brother"
ist da nicht anders und so wird manchmal das Maß des Erträglichen überschritten, wenn man die Kinder einfach nicht
mehr leiden sehen kann. Die Krone wird dem ganzen natürlich noch am Ende aufgesetzt, wenn wir erfahren, dass der
Film auf dem Schicksal realer Personen beruht.
Interessanterweise wird der Film aber immer wieder durch eine gute Prise Humor aufgelockert, der auch gar nicht
deplatziert wird, da er von dem kleinen Han-yi eingebracht wird, welcher natürlich anfangs noch nicht weiß wie ernst
die Situation ist und dass seine Scherze evtl. nicht willkommen sein könnten. Aber auch später lässt er sich seinen
Humor nicht nehmen, was äußerst erfrischend ist und ein gutes Gegengewicht zum dramatischen Teil des Films bietet.
Anfangs gibt es zwar hauptsächlich Fäkalhumor, aber was erwartet man auch von kleinen Kindern? Später wird es dann aber zum
Glück ein wenig anspruchsvoller.
Trotz extremer Dramatik und altbekanntem Hauptplot kann einen "Hello Brother" wirklich faszinieren. Das liegt an der
herzlichen Art mit der der Film durch Kinderaugen erzählt wird. Tatsächlich zeigt sich dann auch, dass der Film
eigentlich das Leben Han-yis und seine charakterliche Heranreifung beleuchten will. Der kleine Junge muss sich mit
Themen beschäftigen, denen kein Kind in seinem Alter ausgesetzt sein sollte, doch er erträgt und verarbeitet seine
Erfahrungen mit erstaunlich viel Selbstsicherheit und reift in seinem Herzen enorm. Es hilft dem Drama wirklich ungemein,
dass er sein Hauptaugenmerk die meiste Zeit auf Han-yi legt und so die emotionalen Szenen, die man so schon hundert
Mal gesehen hat in einen neuen Kontext einbettet. Das macht "Hello Brother" dann auch letztendlich zu einem
empfehlenswerten Film, den sich jeder anschauen sollte, der ein gutes Maß an Herz-Schmerz ertragen kann.