Story: Als Moon-ho (Lee Seon-gyun) kurz an einer Raststätte Halt macht und zurück zum Wagen kommt, ist seine Verlobte Seon-yeong
(Kim Min-hee) spurlos verschwunden. In ein paar Wochen wollten die beiden heiraten und deshalb kann sich Moon-ho ihr Verschwinden überhaupt nicht
erklären. Schließlich erfährt er, dass sie kurz zuvor einen Anruf bekommen hat, bei dem sie darüber informiert wurde, dass ihr Kreditkarten-Antrag
problematisch ist, da sie schon eine Privatinsolvenz hinter sich hat. Moon-ho gegenüber hat sie das jedoch noch nie erwähnt und warum sollte sie auch
einen Antrag stellen, wenn sie wüsste, dass sie eine solche Antwort bekommen würde? Um Antworten auf die vielen Fragen zu finden, engagiert Moon-ho
einen Freund, den ehemaligen Polizisten Jong-geun (Jo Seong-ha), der wegen Bestechungsgeldern entlassen wurde. Zusammen mit diesem findet er heraus,
dass Seon-yeong die Identität von jemand anderem angenommen hat. Doch warum und welche weiteren Geheimnisse hatte sie die letzten Jahre vor Moon-ho?
Immer mehr Details kommen ans Tageslicht und Moon-ho muss sich fragen, ob er seine Verlobte überhaupt gekannt hat.
Kritik: Wenn es ein Thriller schafft, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und diese bis zum Schluss aufrecht zu erhalten, dann hat
er eigentlich schon den Großteil seines Solls erfüllt. "Helpless" funktioniert genau aus jenem Grund so gut. Von Anfang an packt einen eine
gewisse Spannung, ausgelöst durch das Rätsel um die Identität einer Frau, die aus heiterem Himmel ihren Verlobten verlässt. Moon-hos Suche nach ihr
ist spannend erzählt und obwohl wir noch keine Vorstellung von den Charakteren und ihren Persönlichkeiten haben, reicht der anfängliche Plotaufhänger
merkwürdigerweise völlig aus, uns mitten ins Geschehen zu ziehen. Die Antworten bekommen wir dann in genau richtigen Zeitabständen geliefert, sodass
niemals Langeweile aufkommt. So sollte ein Thriller sein.
Obwohl "Helpless" in Korea ein Kassenerfolg war, schafft es der Film, keine großartigen Erwartungen aufzubauen. Er arbeitet in seinem ganz eigenen
kleinen Rahmen und bricht zur Überraschung des Zuschauers aus diesem immer mal wieder aus. Regisseurin Byun Young-joo bedient sich dabei aber keiner
billigen Tricks, sondern erzählt ausschließlich zielgerichtet ihre Geschichte. Byun hat bereits mit "Ardor" einen bestenfalls mittelmäßigen Film abgelegt
und mit "Flying Boys" die Regie bei einem Film geführt, der mich äußerst positiv überrascht hatte. Glücklicherweise arbeitet sie diesmal wieder auf hohem
Niveau und ihren Erfolg hat sie nicht zuletzt auch der Geschichte des Films, der auf einem Roman von Miyuki Miyabe basiert, zu verdanken.
Die Geschichte an sich wurde auf die eine oder andere Weise bereits adaptiert, gerade zum Erscheinungsdatum des Romans 1992 waren Spekulationen
und Verschuldungen ein großes Problem in Japan. "Helpless" verlagert seinen Fokus jedoch mehr auf den zwischenmenschlichen Bereich. Kann man eine
Person wirklich jemals kennen? Moon-ho sieht sich plötzlich mit einer Frau konfrontiert, die er so noch nie gesehen hat. Mit jeder neuen schrecklichen
Information, die er aufdeckt, entfernt sie sich noch ein Stück weiter von ihm und so hält er umso verzweifelter an ihr fest. Moon-ho kann einem in seiner
blinden Liebe fast schon leid tun, doch irgendwann kann auch er nicht mehr die Augen vor der Wahrheit verschließen. Zu erdrückend wird die Beweislast
und alleine der Umstand, dass sie einfach so verschwunden ist, zeigt schon wie ernst ihre Lage sein muss.
Darsteller Lee Seon-gyun ("Paju", "Oki's Movie") wirkt manchmal etwas dümmlich, so sehr will er an die Reinheit seiner Verlobten glauben. Darüber hinaus
gibt es ein paar Stellen, an dem seine Darstellung doch etwas zu überzeichnet wirkt. Lee tendiert oft dazu, zum Glück fällt es nicht allzu stark ins
Gewicht. Jo Seong-ha ("The Recipe") kann als Ermittler mehr Charisma aus seiner Rolle herausholen, als eigentlich drin steckt, was dem Film im Gesamten
sehr gut tut. Kim Min-hee ("Moby Dick") verleiht ihrer Rolle die nötige Rätselhaftigkeit und bewahrt sich etwas Unnahbares, dass sie sowohl gefährlich als
auch verletzlich erscheinen lässt. Gerade gegen Ende schafft sie es hervorragend, durch subtiles Schauspiel den Zuschauer zum Nachdenken
über ihre Person zu bewegen.
Irgendwann fragt man sich allerdings tatsächlich, was genau die beiden denn miteinander verband, dass sie sich verlobt haben. Hier wäre es schön
gewesen, noch mehr von ihrer Vergangenheit zu sehen zu bekommen und nicht nur, wie sie sich kennengelernt haben. Regisseur Byun setzt Rückblenden
recht sparsam ein, dafür aber immerhin effektiv. Die Geschichte tritt an keinem Punkt auf der Stelle und die Enthüllungen sind zu jeder Zeit überraschend.
Es sind genau diese Zutaten, die ein Thriller braucht. "Helpless" mag nichts Außergewöhnliches schaffen, aber die interessante Geschichte und das
Drama gegen Ende funktionieren einfach und sind mitreißend. Ein guter Thriller, der sich seiner Stärken bewusst ist und diese gekonnt einsetzt.