Story: Doo-heon (Song Kang-ho) ist ehemaliger Boss einer Gangsterorganisation. Momentan träumt er davon, ein Restaurant am
Meer zu eröffnen, und besucht deshalb einen Kochkurs. Dort lernt er das ruhige Mädchen Se-bin (Sin Se-kyeong) kennen, für die er sich mit der Zeit
interessiert. Er weiß jedoch nicht, dass Se-bin eine ehemalige Sport-Scharfschützin ist und sogar einen inoffiziellen Rekord aufgestellt hat. Wegen
eines Darlehens, das sie bei einer Gang aufgenommen hat, nimmt sie verschiedene Jobs an, unter anderem den Auftrag, Doo-heon zu beschatten.
Der jetzige Boss der Gangsterorganisation, dessen Vorstand einst Doo-heon war, wird angefahren und stirbt schließlich, was einen Machtkampf in den inneren
Reihen bedeutet. Da die anderen fürchten, dass der verstorbene Boss Doo-heon in seinem Testament als neuen Nachfolger erwähnt hat, möchte man diesen aus
dem Weg räumen. Dafür muss jemand von außerhalb angeheuert werden. Die Wahl fällt auf Se-bin, da sie wegen eines Drogendiebstahls ihrer Freundin
Eun-jung (Esom) leicht dazu gezwungen werden kann - wenn sie und ihre Freundin weiterleben wollen. Allerdings hat Se-bin Skrupel, denn sie und Doo-heon
sind sich mit der Zeit näher gekommen.
Kritik: Es hat gut elf Jahre gedauert, bis Regisseur Lee Hyeon-seung nach seinem "Il Mare" wieder einen Film auf die Leinwand
gebracht hat. Dementsprechend waren die Erwartungen sehr hoch. Selbstverständlich können diese nicht erfüllt werden. Aber auch ohne diese hat
"Hindsight" einige Mängel, die ihn niemals die Klasse erreichen lassen, die durchaus in seiner Reichweite gewesen wäre. Der Film verbindet Gangsterdrama
mit einer kleinen Liebesgeschichte und bietet zwei Hauptdarsteller, die ihre Charaktere sehr gut tragen können. Darüber hinaus punktet der Film
mit wunderbaren Bildern, die mal kühl, mal etwas wärmer den Zuschauer verzaubern können. Leider erweist sich die Geschichte als im Kern etwas zu
simpel und in seiner Erzählweise zu wirr.
Das größte Plus des Films ist natürlich wieder einmal Song Kang-ho ("Secret Reunion", "Thirst"), der einen ehemaligen Gangster spielt. Es ist nicht
nur für Se-bin schwierig, sich vorzustellen, dass dieser charismatische Mann früher einer der mächtigsten Männer einer Gangsterorganisation war, der
verfeindete Gruppen zusammengeführt und damit etwas Großes aufgebaut hat. Doo-heon will heute nur noch seine Ruhe und das Kochen lernen, auch wenn
er dafür überhaupt kein Talent hat. Später gibt es dann aber ein paar Szenen, in denen wir sehen, dass Doo-heon tatsächlich früher einmal ein anderes
Leben geführt hat. Er weiß sich in Messerkämpfen selbst gegen mehrere Angreifer zu behaupten und kann auch gut schießen. Nur scheint er mittlerweile
der Gewalt vollkommen abgeschworen zu haben, denn er schafft es, niemals jemanden tödlich zu verletzen. Dass er früher genauso war, ist schwer
vorstellbar. Wie hätte er ohne Gewalt eine ganze Organisation aufbauen können?
Ein wenig erinnert Song Kang-hos charismatische Rolle an die aus "The Show must go on", in "Hindsight" bekommt er jedoch schauspielerische Unterstützung
durch Sin Se-kyeong ("Five Senses of Eros"). Das junge Mädchen Se-bin, das nicht einmal halb so alt ist wie Doo-heon, hat selbst mit einigen Dämonen zu
kämpfen. Sie hat schon einiges im Leben durchgemacht, wie spätestens an ihren Narben auf dem Körper ersichtlich wird, und das verleiht ihr auch eine Reife,
die man von einem so jungen Mädchen nicht erwarten würde. Dementsprechend ist die untergründig immer mitschwingende Liebesgeschichte zwischen ihr
und Doo-heon gar nicht so unrealistisch. Sin Se-kyeong kann einen recht komplexen Charakter darstellen, trotz ihres Manga-Looks, und schafft es mit
Song die passende Chemie für den Film auf den Bildschirm zu bringen.
Natürlich kommt das Drama schließlich dann voll zum Tragen, als kein Zweifel mehr daran besteht, dass Doo-heon sterben muss. Warum ausgerechnet
Se-bin diesen Auftrag ausführen muss, bleibt trotz einiger Nebenplots und (unmotivierter) Erklärungen fragwürdig. Selbstverständlich soll sie das in
eine Zwickmühle bringen und Sin kann ihre innere Zerrissenheit auch gut darstellen. Aber diese Prämisse wirkt doch sehr künstlich, zumal die
Nebengeschichten nicht mit Bedacht erzählt sind und etliche Nebencharaktere beinhalten, die von keinem wirklichen Interesse sind. Die verschiedenen
Geschichten sind dabei so wirr durcheinander erzählt, dass es ab dem zweiten Drittel schwierig wird, einen roten Faden ausfindig zu machen. Zumindest
erscheint es merkwürdig, dass am Ende noch einmal Se-bins Freundin als Druckmittel eingesetzt wird, denn wer Doo-heon umbringt, ist eigentlich überhaupt
nicht von Belang.
Die Bilder in "Hindsight" sehen wunderbar aus. Die Farben in Seoul sind oft in einem Blauton gehalten und haben etwas Steriles an sich, während die
in Busan durchgehend etwas schmutziger sind. Gleichzeitig gibt es aber auch viele warme Farben, besonders in den Szenen, in denen gekocht wird.
Doo-heon scheint sich an das Kochen als das Mittel zu klammern, das es ihm ermöglicht, schließlich vollständig mit seiner Vergangenheit abzuschließen,
auch wenn er ansonsten nie den Eindruck macht, dass er das unbedingt will. In jenen Szenen kommt auch ein etwas leichtherziger Ton zum Vorschein, der
nicht ganz zum Rest passen mag. Das wirkliche Problem von "Hindsight" ist aber ein etwas banales Ende und eine verworren erzählte Geschichte. Die
beiden Hauptdarsteller schaffen es jedoch zum Glück, den Film unterhaltsamer zu machen, als er es sonst wohl geworden wäre.