Story: Der kleine Satoru (Kanata Hongo) und seine Mutter haben einen Autounfall. Satoru sieht wie seine Mutter
stirbt und ist seitdem ein ruhiger, in sich zurückgezogener Mensch. Er gibt seinem Vater Kaoru (Masatoshi Nakamura)
die Schuld am Tod seiner Mutter und spricht seitdem kein Wort mehr mit ihm. Temporär an den Rollstuhl gefesselt schließt
sich Satoru in seinem Zimmer ein und vermeidet den Kontakt mit der Außenwelt. Doch sein Vater, ein Roboterentwickler,
stellt ihm einen außergewöhnlichen Roboter zur Verfügung, den Satoru von seinem Zimmer aus steuern kann, und mit dessen
Hilfe er wieder zur Schule gehen kann.
In der Schule bekommt der Roboter schnell den Spitznamen Hinokio und Satoru beginnt, wenn auch durch die Augen des
Roboters, endlich wieder Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Dabei freundet er sich mit dem jungenhaften Mädchen Jun
(Mikako Tabe) an, glaubt seine erste Liebe in dem Mädchen Eri gefunden zu haben und muss feststellen, dass die Welt
dort draußen nicht vollkommen grauenhaft ist.
Während sich Satoru mit Hilfe von Hinokio wieder in die Gesellschaft eingliedert spielt er auch gleichzeitig ein
merkwürdiges Online-Spiel, das Einfluss auf die Realität zu haben scheint. Außerdem versucht sein Vater durch Hinokio
wieder einen Kontakt zu seinem Sohn aufzubauen...
Kritik: "Hinokio" ist ein herzerwärwendes Drama, das an die kleineren Zuschauer gerichtet ist. Interessanterweise
ist der Film allerdings erstaunlich vielschichtig und unter seiner klischeebehafteten Oberfläche voller formelhafter
bewegender Momente kann er ab und zu sogar ziemlich tiefgreifend sein, so dass auch erwachsene Zuschauer viel aus dem
Film für sich mitnehmen werden können.
Doch worum genau geht es? Um Vereinsamung, Freundschaft, Liebe, Realitätsverlust, Kommunikation und den Tod. Verdammt
viel und genau das ist auch das Problem. Regisseur Takahiko Akiyama versucht zu viel in seinen Film zu packen und kann
am Ende einfach nicht mit allem vollständig zufriedenstellen. Tatsächlich wird der Film manchmal sogar etwas verwirrend,
doch gibt es genügend offensichtliche Botschaften, die für jeden verständlich sind und einen am Schluss mit einem
zufriedenen Lächeln zurücklassen werden können.
Satoru, der seine Mutter sterben sah wurde von diesem Ereignis sehr stark emotional mitgenommen. Er meidet seinen
Vater genauso wie den Rest der Welt und schottet sich komplett ab. Erst mit Hilfe des Roboters Hinokio
kann er indirekt wieder Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Liegt es an der Anonymität der Maschine oder daran, dass
für Satoru sich das Ganze wie ein Videospiel anfühlen mag, Satoru braucht zwar seine Zeit, kann aber dann sogar
tatsächlich Freunde finden. Unter ihnen ist Jun, die uns mit ihrem draufgängerischen und rabaukenhaften Verhalten lange
an der Nase herumführt, so dass wir sie zuerst für einen Jungen halten. Hier muss der Darstellerin Mikako Tabe ein
besonders großes Lob ausgesprochen werden, denn bis zum Schluss als wir sie endlich als richtiges Mädchen samt passender
Frisur und Kleidung sehen, bleibt sie irgendwie einfach der kumpelhafte Freund von Satoru/Hinokio.
Satoru und Jun werden immer bessere Freunde, gehen miteinander angeln oder spielen kleine Streiche. Immer wenn Jun
jedoch Satoru darauf anspricht, dass sie ihn gerne einmal persönlich sehen würde und nicht nur seinen Roboter, blockt
er wieder ab. Es scheint noch ein langer Weg zu sein bis sich Satoru anderen Menschen wirklich nähern kann, doch dank
Hinokio macht er die ersten Schritte. Auch seine Beziehung zu seinem Vater macht Fortschritte, denn auch wenn er wieder
seinen Roboter benutzt, so wechselt er doch endlich einmal Worte mit seinem Vater und sagt ihm, was er von ihm hält.
Das mögen harte Worte sein, aber wie Satorus Vater selbst anmerkt sind es wenigstens einmal irgendwelche Worte von
seinem Sohn.
Die Beziehung von Satoru und seinem Vater steht zusammen mit der Freundschaft zu Jun dann auch im Mittelpunkt des
Films. Der tragische Tod der Mutter hat einen Keil zwischen die beiden getrieben und obwohl beide um den
Verlust trauern, können sie sich gegenseitig keinen Trost spenden, da Satoru in seiner fast schon kindlichen
Naivität seinem Vater Mitschuld an dem Tod der Mutter gibt. Melodramatische Momente und Tränen wird man hier also nicht
vermissen müssen.
Erstaunlicherweise bleibt der Film aber bis zum kitschigen Schluss extrem gut anzusehen. "Hinokio" geht ehrlich mit sich
und seinen Zuschauern um und bietet gut funktionierende emotionale Szenen. Am Ende trägt man dann jedoch etwas zu dick
auf: Die typische "Charakter stirbt und kehrt ins Leben zurück"- Story findet seinen Weg in den Film und am Ende ist alles
wieder gut. Irgendwie scheint es sich der Film hier leichter zu machen als er es verdient hat. Denn die Nebenhandlung um
die Abhängigkeit von Videospielen, virtuelle Realität, den Tod und die Geisterwelt mag zwar etwas konfus wirken, bringt
aber Abwechslung und Tiefe in den Film. Gerade hier hätte man noch weiter in die Materie eintauchen können, aber der
Regisseur scheint sich irgendwann bewusst geworden zu werden, dass er einfach nicht die Zeit dafür hat. Ähnlich verhält es sich
leider auch mit der sehr leicht angedeuteten Liebesgeschichte mit Eri oder vielen anderen Charakteren, die alle
äußerst interessant wirken aber niemals genügend Zeit auf dem Bildschirm bekommen.
"Hinokio" ist ein Film der es verdient hat, dass man gesondert auf die Special Effects eingeht. Regisseur Takahiko
Akiyama, der als Visual Effects Art Director für "Final Fantasy: The Spirits Within" tätig war, zeigt hier seine
Erfahrung und erschafft einen äußerst real wirkenden Roboter, der mit seinem leicht zerbrechlichen Aussehen ein
wenig an einen Außerirdischen erinnert, aber dennoch genügend menschliche Züge besitzt, dass wir kein Problem damit haben ihn
eine Weile in der eigentlichen Hauptrolle sehen zu müssen. Die Mischung aus sehr gelungenen CGI-Effekten und normalen
mechanischen Effekten ist sehr überzeugend und ist technisch auf dem allerneuesten Stand. Selbst auf Schatten und
ähnliche Kleinigkeiten hat man hier geachtet.
Der Spitzname des Roboters ist übrigens eine Anspielung auf Pinocchio. Man sollte sich übrigens nicht daran stören, dass
manche technischen Einzelheiten nicht viel Sinn ergeben mögen und das es anscheinend niemanden wirklich umzuhauen scheint,
dass in den Straßen ein laufender Roboter umherspaziert. Gerade in diesen Szenen wird einen bewusst, dass "Hinokio"
vor allem ein Sci-Fi-, bzw. Kindermärchen ist.
Akiyamas Werk bietet einige gelungene Momente, so zeigt z.B. Satorus Installation des "Force Feed Back" das er nun
bereit ist sich noch weiter anderen Menschen anzunähern. Die positiven und lebensbejahenden Botschaften, die der Film
vermittelt können ohne Zweifel sehr nützlich für kleine Kinder sein, doch können die etwas konfusen
Nebenstorys durchaus verwirren.
Nichtsdestotrotz, auch wenn "Hinokio" wegen seines Samstag-Nachmittag Filmflairs keines meiner persönlichen Favoriten
unter den Dramen ist, so ist er wegen seiner positiven
Stimmung und dem Fakt, dass es sich bei dem Werk um einen Film für die ganze Familie handelt, doch auf jeden Fall
empfehlenswert.