Story: 1988: Ji Kang-heon (Lee Sung-jae) lebt mit seinem Bruder in den Slums von Seoul. Für die Olympischen
Spiele soll das Viertel allerdings gesäubert werden um einen guten Eindruck auf die Ausländer zu machen. Dabei
schreckt die Regierung auch nicht davor zurück Häftlinge anzuheuern um mit diesen gewaltsam für eine Räumung zu
sorgen. Jis Bruder nimmt in seiner Verzweiflung eine Geisel, woraufhin ihn der sadistische Cop Kim An-seok (Choi
Min-su) erschießt. Ji wird wegen Widerstandes zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
Im Gefängnis muss Ji feststellen, dass er nicht der einzige ist, über den eine bei weitem überhöhte Haftstrafe
verhängt wurde. Grund für diese Ungerechtigkeit ist ein Gesetz, das arme Gauner weitaus härter bestraft als reiche
Geschäftsmänner. Zu allem Übel ist nun auch An-seok der neue Chef des Gefängnis und so kommt es zwischen Ji und diesem
zu einigen Auseinandersetzungen an deren Ende Ji immer in Einzelhaft kommt oder anderweitig gefoltert wird.
Doch Ji kann mit seiner Beharrlichkeit und seinem Hass gegen An-seok Freunde bei seinen Zellengenossen finden.
Nachdem er selbst den Gangsterboss Dae-chul (Lee Eol) auf seiner Seite hat, schmiedet er mit einigen Verbündeten
einen Ausbruchsplan. Draußen wollen sie dann gemeinsam die Öffentlichkeit über die Ungerechtigkeit des koreanischen
Gesetzbuchs aufklären.
Kritik: Mittlerweile gibt es ja einen ganzen Haufen von Gefängnisfilmen, nur in Asien hat man sich bisher nicht
wirklich in dieses Genre vorgewagt. In seiner ersten Hälfte bedient sich "Holiday" dann auch ordentlich bei einigen
amerikanischen Vorbildern, doch das, was der Film eigentlich aussagen will, kommt erst nachdem unsere "Helden" aus dem
Gefängnis ausgebrochen sind. Hier wird der Film dann etwas langatmiger und verliert oft seinen Fokus. Wenn man
sich aber damit abgefunden hat, dass "Holiday" vielmehr ein Drama ist als ein typischer Gefängnis-Thriller, dann
wird man mit einigen schönen emotionalen Momenten entlohnt, die umso bitterer und mitreißender sind, als dass die Story des
Films auf wahren Begebenheiten im Jahr 1988 in Seoul basiert.
Schon der Auftakt des Films bereitet uns auf den sozialkritischen Unterton vor, den Regisseur Yang Yun-ho ("Fighter
in the Wind") in den Mittelpunkt seines Films stellt. Die Vorgänge wie sie damals in Seoul stattgefunden haben müssen
unweigerlich an das erinnern, von dem man heutzutage über Peking und seine Vorbereitung für die Olympischen Spiele 2008
in den Nachrichten hört. Allerdings ist dies nur am Rande des Films erwähnt, denn sein Hauptaugenmerk legt der
Regisseur auf ein umstrittenes Gesetz, das am besten mit dem Spruch beschrieben wird, der zu seiner Zeit in Korea
durch alle Nachrichten ging und von dem Helden des Films Ji in aller Verzweiflung hinausgeschrien wird: "Money buys
justice - Lack of money leads to guilt / Mit Geld kauft man Gerechtigkeit - Mangel an Geld führt zu Schuld". Erst
2005, während dieser Film noch in Produktion war, wurde das umstrittene Gesetz abgeschafft.
Regisseur und Drehbuchschreiber Yang zeichnet äußerst realistische Charaktere, die allesamt Gangster sind,
einige von ihnen neigen tatsächlich auch zu Gewalt, dennoch sind sie aber eigentlich keine schlechten Menschen.
Sie hatten einfach Pech in ihrem Leben und wurden Opfer einer Justiz, die für das wiederholte Stehlen einiger
Lebensmittel über 7 Jahre Haft verhängt. Vielleicht ist das auch der Grund warum wir kein Problem damit haben mit
den hier porträtierten Personen mitzufühlen, denn sie nehmen hier nicht die Rolle der Täter, sondern der Opfer ein.
Das wird umso deutlicher als die Gruppe rund um Ji endlich geflohen ist und Unterschlupf bei einigen
Bewohnern Seouls sucht. Ja, sie sind Gangster, doch die Geiseln merken schnell, dass von diesen keine wirkliche Gefahr
für ihr Leben ausgeht, und dass sie sogar ziemlich umgänglich sind. Das wird durch feinfühliges Schauspiel seitens
der tollen Darsteller und dem guten Drehbuch erreicht, das uns niemals an der Echtheit ihrer Gefühle zweifeln lässt.
Leider hat "Holiday" aber auch einige Probleme. Zum einen wäre da der Bösewicht An-seok, der von Choi Min-su so
überdreht und trotzdem kaltblütig gespielt wird, dass man das Gefühl hat er würde denken, dass er hier in einem
Live-Action-Anime mitspielen würde. Stellenweise kann er äußerst nervend sein, auch wenn er als sadistischer
Vollzugsbeamter durchaus den Hass des Zuschauers und damit stellvertretend für die ungerechte Justiz auf sich
ziehen kann.
Außerdem fällt das Tempo nach der ersten Hälfte rapide ab. Die Polizeiverfolgungsjagden sind nicht wirklich spannend
und einige der unweigerlichen Todesszenen diverser Charaktere wirken unnötig in die Länge gezogen, womit ihnen etwas
von ihrem emotionalen Impact genommen wird. Wo der Film dann eigentlich hin will, weiß wohl selbst der Regisseur
bis zu den letzten 20 Minuten nicht. Dann geht aber alles den Lauf der Dinge, den es nehmen muss und das wäre auch
alles ganz schön, wenn nicht ab und zu ein bisschen zu viel Pathos mit in die Dialoge einfließen würde. Die
Botschaft des Films hätte man weitaus subtiler und damit auch erfolgreicher in das Werk einarbeiten können.
Was die Bilder angeht, so ist "Holiday" handwerklich solide gemacht. Die Actionszenen werden mit hektischen aber
gestochen scharfen Bildern eingefangen, so dass auch nichts von der Brutalität einiger Momente verloren geht.
Lee Sung-jae ("Daisy", "Public Enemy") gibt eine glaubwürdige, zuweilen subtile, später aber auch etwas emotionalere
Darstellung ab. Großartig passt auch der Song "Holiday" von den BeeGees in den Film, eben gerade weil er so im
Kontrast mit dem bitteren und düsterem Rest des Films steht, dabei aber auch den Funken an Hoffnung übermittelt, den
die Charaktere noch in ihren Herzen tragen. Dem Lied hat der Film nicht nur seinen Titel zu verdanken, sondern der
Entführer, der von Lee Sung-jae gespielt wird, hatte zu seiner Zeit damals tatsächlich von der Polizei verlangt, dass
dieser Song gespielt wird.
Leider baut "Holiday" ab der Hälfte stark ab und irgendwie hat man das Gefühl, dass der Film nicht das Meisterwerk
geworden ist, das er hätte werden können. Ein paar emotionale Szenen wirken dann doch verschenkt, die Laufzeit hätte
etwas kompakter gehalten werden können und vor allem stört es, dass der Regisseur kurzzeitig den Faden verliert.
Nichtsdestotrotz ist "Holiday" ein gelungenes Action-Drama, das irgendwie an "Silmido" erinnern muss, niemals
langweilig wird und überdies auch noch eine Message hat, die es an den Zuschauer übermitteln will. Ein wenig mehr
Feinschliff hätte dem Film wirklich gutgetan, dennoch bleibt am Ende ein schönes und zeitweise auch bewegendes Werk.