Story: Yu Ji-su (Kim Hye-soo) hat Wahnvorstellungen und erleidet einen nervlichen Zusammenbruch. Der sie im
Krankenhaus behandelnde Psychiater Seok-won (Kim Tae-woo) diagnostiziert eine Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Ji-su bräuchte dringend weitere Behandlung, doch sie verlässt das Krankenhaus wieder. Ji-sus Mann Min-seok (Yoo Chan)
fühlt sich mitschuldig am Zusammenbruch seiner Frau, da er sie mit einer anderen betrügt, was ihn aber nicht davon
abhält seine heimliche Geliebte weiter zu treffen.
Ein Jahr vergeht. Seok-won hat mittlerweile beim Krankenhaus gekündigt und seine eigene Privatklinik eröffnet. Durch
Zufall treffen sich Seok-won und Ji-su wieder. Nun sucht Ji-su bei dem Psychiater als Freund Hilfe und erzählt ihm
von ihrer großen Liebe vor ihrem Ehemann, sowie dem tragischen Ausgang der Geschichte. Seok-won schafft es mit
Hilfe von Hypnose auch tatsächlich Ji-su wieder auf den Weg der Besserung zu bringen. Da der Psychiater aber in
Ji-sus Leben sein eigenes wieder erkennt, entwickelt er eine Besessenheit gegenüber Ji-su. Er kann sie nicht gehen
lassen, selbst als sie geheilt ist und geht sogar so weit Ji-su unter Hypnose zu vergewaltigen. Seine Obsession wird
bald sehr gefährlich für Ji-su...
Kritik: "Hypnotized" ist ein Film über die menschliche Psyche, Wahnvorstellungen, Schuldgefühle und Besessenheit.
Regisseur Kim In-shik setzt fast schon neue Maßstäbe, was die Verbildlichung des Wahnsinns und der Verwirrung angeht.
In beeindruckenden Bildern lässt er immer wieder die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen und bedient
sich dabei allerlei stilistisch gelungener Mittel, wie z.B. diverser Symbolik oder Farben. Kim macht allerdings einen
großen Fehler. Er versucht die Wirrungen der menschlichen Psyche in einen Film zu packen ohne auf einen narrativen
roten Faden zu achten. Das Endprodukt ist daher durchgehend chaotisch und ohne Bezugspunkt für den Zuschauer, was
"Hypnotized" freundlich ausgedrückt zu keiner leichten Kost macht.
Schon in den ersten Szenen wird uns deutlich gemacht, dass wir einen künstlerisch anspruchsvollen Film zu erwarten
haben. Wenn sich die Hauptprotagonistin an ihrem PC regelrecht in einen Wahn hineinschreibt und dabei alle möglichen
Gegenstände im Raum anfangen zu levitieren, dann sind das nicht nur berauschende Bilder, sondern es wird auch gleichzeitig
der psychische Zustand Ji-sus widergespiegelt. Als dann alle Gegenstände mit einem Mal auf dem Boden zerschellen,
und uns bewusst wird, dass es sich bei der Szene nicht um die Realität handelt, wird uns klar, dass für Ji-su das
Fass übergelaufen ist. Dieser Nervenzusammenbruch markiert aber nur den Anfang der Symbolik und Bilder, die uns
Aufschluss über das Innenleben der Protagonisten geben.
Da wären zum Beispiel auch noch die tristen schwarz-weißen Bilder im Büro des Psychiaters, die dessen Einsamkeit
und Isolation zum Ausdruck bringen. Aber auch Kleinigkeiten, wie die Treppe zum Büro Seok-wons, die beim Betreten
der einzelnen Stufen wie ein Tonleiter fungiert und deren Geräusche depressive Menschen aufheitern soll, zeugen von
der unheimlichen Originalität von "Hypnotized".
Das Problem von Kim In-shiks ("Road Movie") neuestem Werk ist allerdings, dass die Isolation und Melancholie, die im
Film zum Ausdruck gebracht wird eine gewisse Distanz zum Zuschauer schafft. Verschlimmert wird das noch durch die
nicht immer ganz nachzuvollziehenden Zeitsprünge und vor allem dem Verschwimmen von Realität und Fiktion. Das geht
sogar so weit, dass wir uns noch nichtmal sicher sein können, dass Seok-won Ji-su unter Hynpnose tatsächlich
vergewaltigt hat, oder ob es sich dabei nur um eine Wunschvorstellung handelt. Ji-su, die ihre Geschichten dem
Psychiater gegenüber selbst als Lügenmärchen bezeichnet, hilft uns auch nicht sehr viel weiter Traum von
Wirklichkeit zu unterscheiden. Zumindest in letzterem Fall können wir aber davon ausgehen, dass Ji-sus Geschichten
tatsächlich wahr sind und es ihr einfach leichter fällt diese zu erzählen, wenn sie sie als unwahr betitelt. In
den meisten Fällen fällt uns diese Beurteilung aber nicht so leicht.
Die Story ist zwar nicht sonderlich neu, hat aber ein paar nette Wendungen. Interessant ist, dass das Unheil seinen
Lauf nimmt, weil Seok-won eine der obersten Regeln der Psychiater missachtet: Man darf sich nicht in den Geschichten
seiner Patienten spiegeln. Da Seok-won aber genau das macht und nun glaubt jemanden gefunden zu haben, der genau so
fühlt wie er, entwickelt er Wahnvorstellungen während Ji-su langsam geheilt wird. Ihr Leben kommt wieder in
geordnete Bahnen und auch ihr Mann kümmert sich wieder um sie und unterlässt seine Seitensprünge.
Während wir also vorher mehr in die Abründe der Seele Ji-sus geschaut haben, werfen wir nun einen Blick in Seok-wons
Innenleben. Was wir dabei vorfinden wird für viele das Vorurteil bestätigen, dass Psychiater selbst die größten
Psychosen und Neurosen haben...
Bei einem Film, der sich um die Psyche der Protagonisten dreht, sind die Schauspieler natürlich von größter
Bedeutung. Während meistens eher die Nacktszenen von Kim Hye-soo ("Kick the Moon") im Gespräch sind, begeistert doch
aber vor allem ihre schauspielerische Leistung, obwohl sie zugegeben eine super Figur hat. Mit
Leichtigkeit und größter Glaubwürdigkeit stellt sie eine Frau dar, die am Rande des Wahnsinns steht und immer
mal wieder einen Schritt über diese Grenze setzt.
Neben ihr verblassen dann auch die anderen Darsteller, wie z.B. Yoo Chan als ihr Ehemann, aber auch Kim Tae-woo, der
Psychiater. Letzterer kann mit seiner introvertierten Darstellung aber immerhin ein geheimnisvolles Flair aufbauen.
"Hypnotized" bietet dem Zuschauer viel. Mit tollen Farben und behutsam komponierten Bildern schafft Regisseur Kim
Szenen, die einem noch lange in Erinnerung bleiben werden. Selbst die Sexszenen zeugen von einer gehobenen Ästhetik.
Daneben gibt es aber auch einige düster-gruselige Momente. Fragt sich nur, warum man bei der großartigen Form nicht
auch auf den Inhalt geachtet hat. Dieser wird einem nämlich allzu wirr präsentiert und lässt den Zuschauer zu oft im
Dunkeln tappen. Das Ende selbst mag dann sogar für einige enttäuschend sein. Worum geht es in "Hypnotized" überhaupt?
Schuldgefühle oder doch einfach nur um den ganz normalen Wahnsinn? Antworten wird nur derjenige finden, der Gefallen
daran findet, in die Psyche der Menschen zu schauen und diese zu analysieren. Leider werden aber auch jene sich an
etlichen Längen des Films stören.
"Hypnotized" ist ein hypnotischer Film. Im positiven, wie im negativen Sinn. Die grandiosen Bilder entführen einen in
eine Welt der Melancholie und faszinieren. Gleichzeitig ist es aber auch kein weiter Schritt von "hypnotisch" zu
"einschläfernd"...