Story: Young-goon (Lim Su-jeong) arbeitet in einer Fabrik, in der sie Radios zusammenbaut. Eines Tages hört sie
jedoch eine Stimme aus dem Radio, die ihr sagt, dass sie sich den Arm aufschneiden, einige Kabel hineinstecken
und diese dann in die Steckdose stecken soll.
Young-goon überlebt und wird daraufhin in eine psychiatrische Anstalt
eingewiesen. Sie spricht nur mit dem Getränkeautomat, ihrem Radio und Leuchtstoffröhren, da sie glaubt, dass sie
ein Cyborg ist. Außerdem hat sie einen großen Hass auf die Männer und Frauen in Weiß, da diese vor Jahren ihre
Großmutter mitgenommen haben, die glaubte, dass sie eine Maus sei. Seit jenem Tage trägt Young-goon das künstliche
Gebiss ihrer Großmutter bei sich und will ihr dieses bringen. Doch die Männer in Weiß lassen sie nicht und so
befiehlt die Stimmen ihrer Großmutter, dass sie diese alle töten soll. Allerdings kann Young-goon dies nicht, da sie
immer noch Mitleid mit den Menschen hat.
Il-sun (Rain/Jung Ji-Hoon) ist ebenfalls ein Patient und glaubt, dass er die Fähigkeit besitzt anderen ihre Seelen
oder zumindest ihre Talente zu stehlen. Er fängt an sich für Young-goon zu interessieren und schließlich wird er von
dieser auch darum gebeten, dass er ihr ihr Mitleid stiehlt. Il-sun muss sich jedoch noch um etwas anderes kümmern,
denn da das Mädchen glaubt, dass sie ein Cyborg ist, hat sie schon seit Wochen nichts gegessen und wird bald sterben,
sollte er sie nicht dazu bringen können endlich etwas zu sich zu nehmen.
Kritik: Park Chan-wook Fans sollten diesen Film meiden. Dass "I'm a Cyborg but that's ok" ein etwas anderer
Film ist, war von Anfang an klar, und diese Idee ist an sich auch nicht schlecht, denn wo hätte Park auch
nach seiner großartigen "Vengeance-Trilogie" ansetzen sollen? Etwas Neues musste her und der Regisseur versuchte sich
schließlich an einer etwas anderen Romantikkomödie. Was dabei herauskommt ist allerdings eine der enttäuschendsten
Filme der letzten Jahre und dass obwohl meine Erwartungen schon zurückgeschraubt waren. Woran liegt das? Nun,
bestimmt nicht an den großartigen schauspielerischen Leistungen oder den wieder einmal tollen Bildern, sondern
vielmehr an einem sehr platten Script, einer äußerst abgedrehten Welt zu der wir nie wirklich Zugang finden und einem
ungemein frustrierenden Ende.
Von einem künstlerischen Standpunkt aus gesehen ist "I'm a Cyborg but that's ok" ein kleines Meisterwerk geworden.
Ganz im Gegensatz zu der Cinematografie in seinen Filmen wie "Oldboy" oder "Sympathy for Lady Vengeance" sind die
Bilder hier bonbonbunt, grell und fröhlich. Die Wände der Gummizellen sind da schon mal grün und die Fliesen der
Gänge in einem künstlerischen Muster gehalten. Selbst der Speisesaal sieht aus wie aus "Alice im Wunderland"
entlehnt. Das alles ist zwar sehr schön anzusehen, aber entfremdet doch etwas. An sich wäre das kein Problem, da einen
die Charaktere oder ein gutes Drehbuch schnell in diese Welt hätten entführen können. Leider hat man aber auch bei
diesen nicht dafür sorgen können, dass ein Band zum Zuschauer geknüpft wird, so dass man sich schlussendlich einfach
unwohl fühlt und sich mehr als einmal einfach nur am Kopf bzgl. einiger merkwürdiger Szenen kratzen muss.
In einer kurzen Szene sehen wir wie eines der Namensschilder der Patienten ausgetauscht wird. Der Name der zu lesen
ist: Park Chan-wook. Und so muss man sich, auch wenn es sich hier wohl nur um einen Gag am Rande handelt, doch fragen,
ob Park nun völlig durchgedreht ist. Seine Liebeskomödie hat nämlich kaum Substanz, auch wenn eben genau diese auf
Biegen und Brechen vermittelt werden soll. Die Story ist unwahrscheinlich wirr und ohne jegliche Struktur erzählt und
am Schlimmsten ist, dass der Film lustig sein soll, aber es die meiste Zeit eben nicht ist, sondern einfach nur
befremdlich wirkt. Klar, einige abgedrehte Szenen können durchaus zum Lachen anregen, aber der Großteil des Humors
will einfach nicht beim Publikum ankommen. Selbst "Sympathy for Lady Vengeance" war im Gesamten lustiger als
Parks neuester Film, und das heißt etwas.
Es scheint fast so als wenn das Wichtigste aus den Augen gelassen wurde und man sich nur darauf konzentriert hätte
abgedrehte und schöne Bilder auf die Leinwand zu bringen. Nun, das ist gelungen, allerdings zu einem viel zu hohen
Preis.
Irgendwie scheint es so als wenn der Film selbst nicht wissen würde, wo er eigentlich hin will. Wir begleiten
Young-goon auf ihrer heiteren Reise durch den Wahnsinn, die keinen weltlichen Regeln mehr zu folgen scheint. Wir
bekommen die Welt aus ihren Augen oder aus Il-suns zu sehen, was zwar durchaus interessant ist, aber es eben sehr
schwer macht in den Film zu finden. Von einigen sehr gut umgesetzten Special-Effects unterstützt stürzt Young-goon
so z.B. in das Schwesternzimmer und schießt alles in bester "Terminator"-Manier um. Hier zeigt sich dann eben doch
wieder Parks Handschrift der plötzlichen Gewaltexzesse, genauso wie in dem Fakt, dass auch hier wieder "Sympathy" eine
Rolle spielt, denn diese muss Young-goon erstmal loswerden um überhaupt ihre Mission starten zu können.
Es gibt aber noch viele andere Szenen, von Socken, die aneinander gerieben zum Fliegen befähigen, bis zu einer
Patientin, die das Jodeln übt um eines Tages in den Alpen leben zu können. Aber es wird noch besser:
K-Popstar Rain gibt in einer Gesangseinlage ebenfalls seine Jodel-Fähigkeiten zum Besten - und er ist wirklich nicht
schlecht darin!
Was die Schauspieler betrifft so hat man hier alles richtig gemacht. Lim Su-jeong ("A Tale of Two Sisters", "Sad Movie")
ist kaum wiederzuerkennen mit ihren blond gefärbten Augenbrauen und ihrer perückenähnlichen Frisur. Irgendwie scheinen
es dem Regisseur wirre Haarprachten angetan zu haben...
Lim stellt ihre Rolle mit der nötigen ernsten Abgedrehtheit
dar und weiß auch subtilere Emotionen zwischen den Zeilen darzustellen.
Erstaunlich sind auch die Fähigkeiten des K-Popstars Rain, der seine Rolle des Diebes mit einer guten Prise Witz und
Charisma darstellt. Eine tolle Leistung für seine erste Rolle in einem Film.
Schade ist nur, dass ihre Charaktere nicht so gut ausgearbeitet sind, wie sie es hätten sein müssen. Wir erfahren
nur wenig über die Hintergründe ihres Krankheitsbilds. Anscheinend ist bei beiden das Fehlen der Mutter verantwortlich
dafür, dass sie sich in ihre eigene Welt flüchten. Ein paar kleinere Hinweise bekommen wir zwar noch, so hat
Young-goons Großmutter ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen, dass das Mädchen glaubt sie sei ein Cyborg, aber
hier hätte man eindeutig noch mehr rausholen können. Il-suns Hintergrund scheint da schon etwas besser ausgearbeitet,
so definiert er sich durch die Fähigkeiten anderer, setzt sich Masken auf und befürchtet einen Tages unsichtbar zu
werden und in einem winzigen Punkt zu verschwinden. Einige interessante Fakten kann man also durchaus aus dem Film
ziehen, wenn man ein wenig analysieren möchte.
Schlussendlich erweist sich die Story allerdings als ungemein platt, die Liebesgeschichte zwischen den beiden
Charakteren mag auch nur in einem geringen Maße überzeugen, aber am schlimmsten ist das Ende. Dieses kommt einfach
viel zu unerwartet und abrupt. Dabei werden auch einige Fragen im Raum stehen gelassen, was zugegeben aber nicht so schlimm ist,
da man sich diese auch selbst beantworten kann. Trotzdem ist man nach dem Film einfach unwahrscheinlich unzufrieden
und frustriert. Man kann einfach nichts aus dem Film für sich mitnehmen wie es sonst bei Parks Werken der Fall ist.
Besonders schlimm ist allerdings, dass "I'm a Cyborg but that's ok" eigentlich eine Komödie sein will, dabei aber so
abgedreht ist, dass kaum einer der Gags richtig zündet, was dem Film schließlich zusammen mit dem befremdlichen
flair so vieler Szenen den Todesstoß gibt.
Ich sehe mich nach wie vor als ein Park Chan-wook Fan, aber "I'm a Cyborg but that's ok" werde ich von meiner
gedanklichen Liste der Park-Werke streichen. Wären da nicht die schönen und ausgefallen Bilder, sowie einige nette
Ideen und deren Umsetzung, so hätte meine Frustration mich vielleicht sogar zu einer noch schlechteren Wertung
verleitet.