Story: Han Jong-shik (Kim Seung-woo) ist ein korrupter Polizist, der oft in Kauf nimmt, einen falschen Verdächtigen ins Gefängnis
zu bringen, solange es seiner Karriere weiter hilft. Vor allem geht es ihm aber darum, so viel Geld wie möglich zusammenzubekommen. Als seine Tochter
Tochter (Kim Sae-ron) krank wird und dringend ein Spenderherz benötigt, kennt er noch weniger Skrupel. Wegen ihm landet der unschuldige
Familienvater Na Sang-man (Son Byung-ho) im Gefängnis. Zwei Jahre später findet man durch Zufall heraus, dass Na unschuldig ist. Er kommt frei, muss
allerdings herausfinden, dass seine Tochter gestorben ist und seine Frau nach einem Selbstmordversuch im Koma liegt. Nun sinnt er nur noch nach
Rache, während Jong-shik sich mit internen Ermittlungen herumschlagen muss. Außerdem hat er Probleme mit einer Gang, mit der er einige Male Geschäfte
gemacht hat. Die Polizei kommt der Wahrheit immer näher und Jong-shik's Tochter hat nicht mehr lange zu leben. Da erfährt Jong-shik, dass es einen
möglichen Spender für sie gibt: Sang-mans Frau...
Kritik: Wirklich gute spannende Thriller sind gar nicht so häufig in Korea zu finden. "I am a Dad" hätte als solcher auch nicht
optimal funktioniert, allerdings ist der Film zur Hälfte auch ein Drama, was dem Werk eine interessante Note verleiht. Die Mischung geht erstaunlich
gut auf und zwei interessante Protagonisten schaffen es, den recht düsteren Ton des Films hervorragend zu tragen. Denn in "I am a Dad" steht ein
Mann im Vordergrund, der korrupter nicht sein könnte und unseren Hass sofort auf sich zieht. Dennoch ist er ein Vater, der vieles lediglich macht,
um seine Tochter zu retten. Wer kann ihm da böse sein? Der Regisseur spielt auf gelungene Weise mit diesem Umstand und so muss man sich mehr
als einmal in diesem Thriller-Drama fragen, was gut und böse genau bedeutet.
Zu einfach kann man es sich aber auch nicht machen. Schon bevor Jong-shiks Tochter krank wurde, hat er mit Gangstern gemeinsame Sache gemacht und
ohne mit der Wimper zu zucken, Unschuldige ins Gefängnis gebracht. Genau deshalb hatte er auch schon einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften.
Doch der Ermittler lernt nicht, sondern versinkt immer mehr im Sumpf der Korruption. Sein Verhältnis zu seiner Tochter ist gestört und er ist selten
bei ihr im Krankenhaus zu Besuch, denn er muss das Geld für die Krankenhausrechnung auftreiben. Jong-shik bleibt also ein schlechter Mensch,
er war schon immer korrupt. Seine Liebe zu seiner Tochter ist jedoch ehrlich, auch wenn man sie nur selten zu sehen bekommt. Das ist es
aber, was es uns überhaupt erst ermöglicht, uns mit dem Polizisten zu identifizieren.
Es ist immer riskant, einen "Bösewicht" in den Mittelpunkt einer Geschichte zu stellen, da man dadurch zumeist eine emotionale Distanz zum Geschehen
aufbaut. Regisseur Jeon Man-bae ("The Romantic President") schafft es aber, Jong-shik dreidimensional zu zeichnen und Darsteller Kim Seung-woo
("Woman on the Beach", "Yesterday") trägt seinen Teil dazu bei, den Zuschauer darüber im Zweifel zu lassen, ob Jong-shik nicht vielleicht doch ab
und zu Gewissensbisse hat. Doch immer dann macht er etwas, das so brutal oder hassenswert ist, dass wir ihn wieder komplett abschreiben. Er ist ein Mann,
für den es kein Zurück mehr gibt. Ab einem bestimmten Punkt hat er so viel Schlechtes getan, dass er automatisch weiteres Schlechtes nach sich zieht
und er immer größere Fehler begeht. Wenn es nach dem Zuschauer ginge, müsste deshalb am Ende seiner Reise der Tod stehen.
Der eigentliche Gute des Films wird von Son Byung-ho ("Open City") dargestellt. Eine ungewöhnliche Wahl, da dieser bisher meist in Nebenrollen den Bösewicht
gespielt hat. Leider bleibt sein Charakter viel zu flach. Die Schicksalsschläge, die er zu verkraften hat, sind zahlreich. Als er ins Gefängnis kommt
zeigt sich seine Gutherzigkeit und auch seine Naivität darin, dass er nicht nach Rache an Jong-shik sinnt, wie so viele andere, die er ins Gefängnis
gebracht hat. Doch schließlich bricht auch er zusammen und will den Polizisten tot sehen. Oft hat er die Gelegenheit, aber kann es nicht über das
Herz bringen. Letztendlich ist "I am a Dad" aber dahingehend effektiv, dass Son Byung-ho auch etwas Unberechenbares an sich hat und wir uns am Ende
doch vorstellen können, dass Sang-man seine wohlverdiente Rache nimmt.
Leider ist "I am a Dad" aber etwas unstrukturiert geschrieben und hätte von einer guten Ermittlungsgeschichte profitiert. Diese ist zwar eingebettet, als
Jong-shiks korrupte Machenschaften aufzufliegen drohen, ist aber viel zu kurz geraten. Dafür weiß die Einleitung zu gefallen, da sie sich die nötige
Zeit nimmt, damit das Drama später gut funktionieren kann. Eine der Stärken des Films ist, dass er einige Szenen beinhaltet, die in ihrer
Härte und Unnachgiebigkeit an einen Hong Kong Thriller erinnern. Ein gelungenes Ende und ein schöner Soundtrack schließen die Liste der positiven
Punkte ab. Bei der Thematik des Films ist es nicht verwunderlich, dass "I am a Dad" am Ende etwas bewegender wird, aber auch das ist dem Film
gut gelungen. Ein bisher von Kritikern eindeutig unterbewertetes Thriller-Drama, wenn auch kein Meilenstein.