Story: Ichi (Haruka Ayase) ist eine blinde wandernde Musikantin, die als Kind oft von einem Schwertkämpfer
besucht wurde, der sie in einer ganz speziellen Form des Schwertkampfes ausgebildet hat. Nun durchreist sie das
Land auf der Suche nach diesem Mann, den sie für ihren Vater hält. Auf ihrer Wanderschaft wird sie von ein paar Gangstern
der Banki-Gang attackiert, doch der Samurai Toma Fujihira (Takao Osawa) kommt ihr zu Hilfe. Leider erweist er sich
nicht wirklich als Retter in Not und so ist es Ichi, die sich um die Gangster kümmern muss. Fortan reisen die zwei,
gegen Ichis Willen, zusammen, bis sie in eine Stadt kommen, die von der Banki Gang terrorisiert wird. Ichi besiegt
bei einer weiteren Attacke ein paar der Bankis, allerdings wird Toma für den neuen Retter der Stadt gehalten, sodass
er als Bodyguard des lokalen Stadtvorstands und seines hitzköpfigen Sohnes Toraji Shirakawa (Yosuke Kubozuka)
angeheuert wird. Banki (Shido Nakamura), der Anführer der Gangster-Organisation
erkennt jedoch den Schwertkampfstil Ichis wieder, und setzt nun alles daran sie in die Finger zu bekommen. Auch Ichi
ist daran interessiert Banki zu treffen, da er anscheinend ihren Vater getroffen haben muss.
Kritik: Die Geschichte um Zatoichi, einen blinden wandernden Samurai, ist schon unzählige Male verfilmt worden,
gerade in den 60ern und 70ern umspannte eine ganze Serie die Geschichte dieses außergewöhnlichen Helden. Nachdem jüngst
Takeshi Kitano den blinden Meister der Schwertkunst wiederbelebt hat, versucht sich nun Regisseur Fumihiko Sori ("Ping
Pong") ebenfalls an der Story. Seine Protagonistin ist aber eine blinde SchwertkämpferIN! Da fragt man sich doch, was
das soll? Soll die Geschichte dadurch aufgepeppt werden, aktueller oder gar hipper werden? Mit viel Skepsis wurde
diese Entscheidung des Regisseurs unter den Fans der Reihe aufgenommen, tatsächlich gibt es aber keinen Grund zur
Beunruhigung. "Ichi" zerstört nicht das Bild des Klassikers, indem es eine peinlich moderne Variante davon ist,
sondern stellt eine gelungene Homage an die Chambara-Filme dar. Dabei schafft es "Ichi" zu jeder Zeit auf seinen eigenen
Füßen zu stehen.
"Ichi" grenzt sich dann auch gleich vom Original ab, indem es den Helden der Geschichte, die junge Ichi, zu einer
tragischen Person macht, die auf der Suche nach ihrem vermeintlichen Vater und eigenem Selbst ist. Sie ist
reserviert und kühl, die Probleme anderer interessieren sie augenscheinlich nicht und sie versucht Konfrontationen so gut
es geht aus dem Weg zu gehen. Das funktioniert bei ihrer Schönheit natürlich nicht immer und so zeigt sie uns, dass sie
im Kampf eine unbarmherzige Kämpferin sein kann. In farbloseren Flashbacks bekommen wir nach und nach ihre tragische
Hintergrundgeschichte präsentiert und so sollte es nicht wundern, dass sich "Ichi" oftmals wie ein Drama anfühlt.
Das ist wirklich gerne gesehen, gibt es dem Film doch das gewisse Etwas, zumal verstärkt mit den Charakteren gearbeitet
wird, was normalerweise in solchen Filmen oft zu kurz kommt. Diese vermeintliche Stärke kann sich der Film aber leider
nicht immer angemessen zu Nutze machen.
Das größte Problem von "Ichi" ist, dass er nicht immer den gleichen Ton oder vor allem ein durchgängiges Tempo
beibehalten kann. So kommt das Drama oftmals nicht richtig zum Tragen und die Entwicklung der Charaktere wirkt zum
Teil auch etwas sprunghaft. Besonders überraschend ist, dass Ichi irgendwann vermehrt in den Hintergrund tritt und
sich herauskristallisiert, dass Toma der eigentliche Protagonist der Geschichte ist. Auch Nebencharaktere wie
Toraji treten plötzlich verstärkt in den Vordergrund. So richtig passen mag das nicht, auch wenn Toma sogar eine
eigene Hintergrundgeschichte spendiert bekommen hat und Toraji der vielleicht am plastischsten dargestellte Charakter
des Films ist. Sollte nicht Ichi der eigentliche Star des Films sein? Nun, zum Teil ist sie das tatsächlich, aber eben
nicht zu jeder Zeit und diese Entscheidung des Regisseurs wirkt gelinde gesagt etwas fragwürdig, zumal der Titel uns
dementsprechend in die Irre leitet.
Schön ist jedoch, dass Ichi nicht einfach ein weiblicher Zatoichi ist, sondern dass ihr Meister/Vater aller
Wahrscheinlichkeit nach, denn sein Name wird nie erwähnt, der legendäre Zatoichi ist! Damit ist ein schöner Bogen geschlagen, der
jeden Fan versöhnlich stimmen sollte. Außerdem können sich die Schwertkampfszenen wirklich sehen lassen, obwohl diese
leider auch etwas unbedacht über den Film verteilt wurden und durchaus etwas zahlreicher hätten sein können.
Wunderschön sieht dagegen das zum Großteil computergenerierte Blut aus, das in vielen Slow-motion Sequenzen fast schon
künstlerisch anspruchsvoll und keinesfalls sparsam über den Bildschirm spritzt.
Schauspielerisch bekommen wir durchgehend solide Leistungen. Haruka Ayase konnte schon in "Cyborg Girl" an ihrem
kühlen Schauspiel feilen und das kommt ihr bei der Darstellung der blinden Kämpferin zu Gute. Wirklich Beeindruckendes
kann sie aber nicht abliefern, auch wenn sie die dramatischen Szenen ebenfalls zufriedenstellend trägt. Takao Osawa ("Sky High",
"Aragami", "Crying Out Love in the Center of the World") kann da schon etwas mehr leisten, aber auch bei ihm hätte man
sich etwas mehr gewünscht. Nur Yosuke Kubozuka ("Ping Pong", "Samurai Resurrection") kann als Freiheitskämpfer
herausstechen.
Probleme gibt es dann wieder bei den Bösewichten, die einfach zu klischeehaft gehalten sind. Besonders schade ist
jedoch, dass die Narration zu oft den Fokus verliert und dementsprechend das Drama nur an wenigen Stellen wirklich
bewegend ist. Dabei trägt gerade der Soundtrack von Michael Edwards und Lisa Gerrard sehr schön zum Film
bei und bietet eine erfrischend andere, sowie gefühlvolle Filmuntermalung. Auch die Kinematographie von Keiji Hashimoto
hat sich ein Lob verdient. Oftmals gibt es schöne Bilder zu sehen, die einen schnell in den Film abtauchen
lassen. Ein wenig scheint es also eine verpasste Gelegenheit, die Regisseur Fumihiko Sori hier abliefert, denn eine
schöne Varation der Zatoichi-Geschichte hat er allemal im Kopf gehabt, nur hapert es oft an der unfokussierten
Umsetzung und der etwas mangelnden Charakterarbeit, die in einem Film, der eben diese in den Vordergrund stellt,
einfach besser hätte ausfallen müssen. Wenn auch nicht mehr, so bietet "Ichi" doch eine nette und ruhige Abwandlung der
bekannten Geschichte um Japans beliebten blinden Samurai.