Story: Kim Eun-ju (Jeon Ji-hyun) lebt in einem großen Haus am Meer, das den Namen "Il Mare" trägt. Als sie
auszieht hinterlässt sie in dem Briefkasten eine Nachricht an ihren Nachfolger, dass dieser doch bitte Briefe, die
an sie gerichtet sind, an ihre neue Adresse nachsenden soll.
Im Jahre 1997 zieht Han Sung-hyun (Lee Jung-Jae) gerade in sein neu gebautes Haus "Il Mare". Er wundert sich über den
Brief eines angeblichen Vorbesitzers und vor allem über das Datum 1999. Er schreibt Kim Eun-ju zurück und die
beiden stellen fest, dass sie tatsächlich zeitlich durch zwei Jahre getrennt werden. Für Sung-hyun befindet sich
Eun-ju zwei Jahre in der Zukunft. Irgendwie scheint der Briefkasten auf magische Weise ihre beiden Zeitebenen
miteinander zu verbinden. Während sich Sung-hyun und Eun-ju weiterhin Briefe schreiben, entwickelt sich langsam
eine Beziehung zwischen den Zwei. Doch Eun-ju hängt immer noch einer alten Liebe nach. Außerdem scheint es für die
Beiden unmöglich sich zu treffen...
Kritik: Die Story von "Il Mare" hört sich vertraut an und das wundert einen umso mehr, als dass der Film im gleichen
Jahr herauskam wie "Ditto", der eine ähnliche Problematik behandelte. Hier haben wir kein altes Funkradio, das
unsere zwei Hauptcharaktere miteinander in Verbindung treten lässt, sondern einen Briefkasten. Obwohl nie geklärt wird,
wie und warum dieser Briefkasten ein kleines Tor durch die Zeit darstellt, schafft es der Film dennoch dieses Thema
relativ schnell abzuhaken. Es ist halt einfach so und der Zuschauer nimmt diesen Fakt dann auch erstaunlich schnell
und ohne sich beklagen zu müssen als gegeben hin.
Leider kämpft der Film aber gezwungenermaßen mit einigen Logiklöchern. Filme, die sich in welcher Form auch immer um
Zeitreisen drehen, sollten mit Bedacht erzählt werden, denn das Thema birgt viele Probleme und Paradoxen. "Il Mare"
nimmt sich das nicht so ganz zu Herzen und so wirkt der Schluss, trotz einiger schöner Denkansätze ein wenig halbgar.
Da es sich aber nicht um einen Sci-Fi-Thriller handelt, sondern in erster Linie um einen Liebesfilm, sei dies verziehen.
Stars des Films sind Lee Jung-Jae und Jeon Ji-hyun ("My Sassy Girl"). Lee gibt eine gute Vorstellung als einsamer und
melancholischer junger Mann ab, dessen Verältnis zu seinem Vater schwierig ist und der zurückgezogen in einem
außergewöhnlichen Haus am Meer lebt.
Jeon Ji-hyun darf zeigen, dass sie mehr kann als in Romantikkomödien das taffe Mädchen zu spielen. Sie überzeugt als
introvertierte liebenswürdige junge Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdient Cartoons zu synchronisieren.
Die Chemie zwischen den beiden Darstellern stimmt, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas. Man vermisst die
Tiefe der Charaktere. Gerne hätte man etwas mehr von deren Leben oder Person erfahren. Stattdessen bekommen wir viele
Monologe oder verträumte einsame Spaziergänge gezeigt. Das hat zwar auf jeden Fall seinen Reiz, aber wirklich viel
über die beiden Liebenden erfahren wir nicht. Obwohl dieser Kritikpunkt zugegebenermaßen eher auf Sung-hyun zutrifft.
Über Eun-ju erfahren wir schon etwas mehr, denn ihre Szenen mit ihrer Freundin, die in einem Comicbuchladen
arbeitet, oder ihre Momente mit ihrem Freund, verraten ein wenig mehr über ihren Charakter.
Was die Bilder angeht hat Regisseur Lee Hyun-seung tolle Arbeit geleistet. In verträumt-melancholischen Aufnahmen
fängt er das Meer, den Strand, Alleen und die Gefühle der Schauspieler ein. Beeindruckend sind dabei auch die Sets,
vor allem das Haus "Il Mare", das einen mit seiner Architektur wirklich in Erstaunen versetzen kann.
Begleitet von ruhiger Klaviermusik, tauchen wir in Szenen, die gleichzeitig freundlich, aber auch kühl und voller
Sehnsucht sind. Das immer präsente Motiv des Meers unterstreicht diese Gefühle zusätzlich.
Mit interessanten Kameraeinstellungen und netten Blendings zwischen Vergangenheit und Zukunft schafft Lee Hyun-seung
einen schön anzusehenden Bilderteppich, auf dem sich die Gefühle der beiden Protagonisten langsam entfalten können.
Die Story ist interessant und hält einige Überraschungen bereit. Wenn Sung-hyun in seiner Gegenwart Eun-ju am
Bahnhof besucht, welche ihn noch gar nicht kennen kann und Eun-ju somit nur einen Fremden sieht, dann sind das Momente,
die einer gewissen Intensität nicht entbehren können. Es gibt ein paar dieser gelungenen Momente und einige schöne
Twists und Aha-Effekte. Die Liebesgeschichte ist dabei schön erzählt und hat ihren Reiz. Gegen Ende, als sich die
Beiden dann endlich persönlich treffen wollen, ergeben sich aber einige Logikfehler.
Auch wenn mit Sicherheit die Mehrheit der Zuschauer nicht meiner Meinung sein wird, hätte ich mir ein anderes Ende
gewünscht, welches dem Film mit Sicherheit mehr Gewicht gegeben hätte. Tatsächlich beinhaltet der Film auch dieses
Ende, doch wird es uns nicht wirklich gezeigt. Jetzt fragt ihr euch sicherlich, wie ein Film zwei verschiedene Enden
haben kann. Die Zeitreiseproblematik macht es möglich!
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Man nehme die
altbekannte Geschichte. Person A reist in der Zeit zurück und tötet seinen Ur-Großvater. Dementsprechend kann Person
A aber niemals geboren worden sein, ergo auch nicht in der Zeit zurück reisen und seinen Ur-Großvater umbringen. Wir
haben hier ein Paradoxon, das schon viele Wissenschaftler versucht haben zu klären. Die meiner Meinung nach
vernünftigste Erklärung ist die der Paralleluniversen. Mit Hilfe dieser Theorie könnte Person A seinen Ur-Grovater
töten und trotzdem weiterleben. Er würde nämlich nicht seine Gegenwart ändern, sondern die eines anderen Universums!
Das eine Universum würde immer unverändert durch Person As Vergangenheitsreisen bleiben. Die Veränderung durch A
würde lediglich bewirken, dass ein neues Universum/Parallelwelt geschaffen werden würde, in der dann z.B. A nicht
existieren würde.
Wenn wir das im Hinterkopf behalten, besitzt "Il Mare" eigentlich zwei Enden, von denen uns nur das eine gezeigt wird
und dann auch noch das nicht so naheliegende.
Auch wenn nach wie vor die berechtigte Frage bleibt, warum die beiden Protagonisten im Lotto kein Vermögen gemacht
haben, kann der Film mit einigen schönen Ideen aufwarten. Das Ende wirkt zwar wie gesagt ein wenig halbgar und nimmt
dem Film etwas von seinem Zauber, dafür wird uns aber auf ausgefallene Art und in ruhigen melancholischen Bildern
eine nette Liebesgeschichte erzählt. Da "Il Mare" kaum Längen hat, obwohl manchmal sehr wenig passiert und er trotz
den Gefühlen von Einsamkeit und Sehnsucht auch eine fröhliche und lebensbejahende Stimmung beim Zuschauer erzeugt, kann
der Film nicht nur Freunden von außergewöhnlichen Liebesgeschichten empfohlen werden.