Story: In einem heruntergekommenen Krankenhaus haben Dr. Akiba (Koichi Sato) und Dr. Uozumi (Masanobu Takashima)
alle Hände voll zu tun, die Patienten zu versorgen. Seit Tagen ist ihr Gehalt schon überfällig, ihnen gehen die Spritzen
und Medikamente aus und auch sonst ist der Krankenhauszustand nicht mehr vertretbar. Auch die Schwestern haben mit
Problemen zu kämpfen und da eine angemessene Behandlung der Patienten nicht mehr gewährleistet ist, nimmt das
Krankenhaus keine neuen Patienten mehr auf.
Als durch einen Behandlungsfehler einer der Patienten stirbt, beschließen die Ärzte und Schwestern ihren Fehler zu
vertuschen. Kurz darauf wird ein neuer Patient eingeliefert, der einen merkwürdigen Virus zu haben scheint. Seine
Innereien lösen sich zu einem grünen Matschhaufen auf. Panik bricht aus, als der wahrscheinlich hochansteckende
Patient verschwindet. Die Suche nach seinem Verbleib ist erfolglos, doch das Krankenhauspersonal hat ganz andere
Probleme, als sich bei der Oberschwester die ersten Symptome zeigen. Die Ärzte und Schwestern sehen plötzlich
Geister, scheinen nicht mehr allein zu sein und es gibt die ersten Toten...
Kritik: "Infection" startet relativ harmlos in einem Krankenhaus, in dem es einige Probleme gibt. Während wir
uns hier noch vorstellen können, dass der Film in Richtung eines "Emergency Room" gehen könnte, werden wir schon
bald eines besseren belehrt. Die Beleuchtung und Farbgebung verändert sich, merkwürdige Dinge geschehen, Geister tauchen
auf, das Krankenhaus wird zu einem Ort des Todes.
Mag es nur meine Angst vor dunklen Krankenhäusern sein, die durch viele Horrorfilme und Videospiele, wie "Silent Hill"
geschürt wurde, oder eher wahrscheinlich die Art auf die Regisseur Ochiai eine unwahrscheinlich klaustrophobisch-düstere
Atmosphäre schafft, "Infection" ist unwahrscheinlich gruselig und zwingt einen dazu im Zimmer das Licht anzuschalten.
Wenn auch nicht wirklich absolut neu, werden wir hier nicht vom schwarzhaarigen Mädchen heimgesucht, sondern von einem
Virus, der zu übernatürlichen Geistererscheinungen und mordlüsternen Ärzten/Schwestern führt. Das macht den Film
zu einer willkommenen Abwechslung zum J-Horror-Alltag, doch darüber hinaus bietet er noch einiges mehr.
Ein Haufen unterschiedlicher Personen ist gezwungen unter Extrembedingungen auf engem Raum miteinander zu agieren.
Wenn dazu noch Geister und ein mysteriöser Virus kommen, ist das Gruseln fast perfekt. Diese bedrückende,
klaustrophobische Stimmung wird sogar geschaffen, obwohl jeder der Akteure zu jedem Zeitpunkt die theoretische
Möglichkeit hat aus dem Krankenhaus zu fliehen. Allerdings werden sie alle durch einen ähnlichen Grund davon
abgehalten.
Niemand von den Ärzten oder Schwestern scheint besonders gut auf seinem Gebiet zu sein. Kein Wunder also,
dass durch sie sogar ein Patient ums Leben kommt. Sie müssen also Zeit erkaufen, um den Körper des toten Patienten zu
erhitzen, damit die Substanz, die letztendlich zu seinem Tod geführt hat, abgebaut wird, bevor er ins Leichenschauhaus
gebracht wird. Davon abgesehen scheint der neue Patient, der an einem merkwürdigen Virus leidet, der ihn in grünen
Schleim verwandelt, ein Patient X zu sein. Niemals zuvor wurden derartige Symptome beschrieben und falls es den Ärzten
gelingt ein Krankheitsbild zu zeichnen, haben sie sogar eine Zukunft nachdem ihr Krankenhaus geschlossen wurde. Was
bestimmt nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Vertuschung und Egoismus sind es also, was die Ärzte sich selbst in diesen Albtraum katapultieren lässt. Wir sehen
früh genug, dass sie dem Virus nicht gewachsen sind und alles was dann passiert scheint wie eine Bestrafung für
ihre Fehler zu sein.
Genau hier liegt auch einer der großen Schwachpunkte des Films. Jeder der Protagonisten hat einen Fehler begangen und
von dieser Prämisse ausgehend ist es schon schwierig sich mit einer der Personen zu identifizieren. Leider kommt aber
auch noch hinzu, dass die Charaktere alle durchgehend schwach und eindimensional gezeichnet sind. Da hätten wir einen
selbstsüchtigen Arzt, eine arrogante Krankenschwester, eine Krankenschwester, die nichts wirklich hinkriegt, eine
auf den ersten Blick verantwortungsbewusste Oberschwester und Dr. Akiba, der vielleicht noch am interessantesten von
allen ist, aber dennoch nicht unser Interesse wecken kann. Dafür steht dieser auch viel zu wenig im Vordergrund.
Wir kümmern uns nicht wirklich darum, wer von dem Personal stirbt oder nicht, was dem Horror doch ein wenig von
seiner Intensität nimmt. Nur wenige Charaktere können uns schauspieltechnisch wirklich überzeugen. An dieser Stelle
muss aber die Darstellerin der geistig verwirrten alten Dame erwähnt werden, die wirklich großartige Arbeitet leistet
und viel zum Horror beiträgt, da ihr Charakter Dinge zu sehen scheint, die anderen verborgen bleiben.
Regisseur Ochiai kann diese Schwächen wieder wettmachen, indem er ein unglaubliches Gespür für Beleuchtung und
Farben aufbringt. Viele Szenen bekommen durch einen Grünstich einen besonders gruseligen Touch. Doch auch andere
Farben, wie Blau und Orange, werden in der Ausleuchtung mancher Szenen gekonnt eingesetzt.
Das Krankenhaus als Setting ist perfekt in Szene gesetzt und zusammen mit nervenaufreibender Musik, bekommen die
dunklen runtergekommenen Gänge des Gebäudes eine so intensiv gruselige Atmosphäre, wie man sie selten erlebt hat.
Ebenfalls interessant ist, dass Ochiai viel Wert auf Metaphern und Symbolik zu legen scheint. Beispiele für letzteres
seien hier nur die vielen Spiegel, die öfters auftauchen und sogar teil einiger netter Kameraeinstellungen sind, oder
die grüne Farbe des Blutes und später auch einiger anderer Gegenstände. Selbst der kleine Junge mit der Fuchsmaske hat
eine Bedeutung, die einem allerdings nur zuteil wird, wenn man sich ein wenig mit der japanischen Mythologie auskennt.
Viele Kleinigkeiten sorgen dafür, dass der Film umso interessanter wird, allerdings verliert sich das Script auch des
Öfteren in unwichtigen Details und Nebencharakteren, die nicht viel zur Handlung beitragen.
Von welcher Metapher die Rede ist, wird man gegen Ende des Films erfahren, wenn die überraschende Auflösung kommt. Diese
haut einen zwar nicht vom Hocker, aber wir stellen erfreut fest, dass Ochiai die ganze Zeit über mit der Wahrnehmung
gespielt hat und plötzlich bekommt das "Grün" eine ganz neue Bedeutung.
Viele Fragen werden am Ende nicht beantwortet, stattdessen muss der Zuschauer selbst seine Schlüsse ziehen, was
aber nicht allzu schwer ist. Ein paar Sachen scheinen aber dennoch nicht wirklich ins Bild hineinzupassen. Da wären
zum Beispiel die Geister auf der Schaukel oder Dr. Akai. Es scheint, als hätte man versucht zu viel auf einmal in den
Film hineinzupacken, was die Story stellenweise unnötig verwirrend macht.
"Infection" hat seine Schwächen und das ist schade, denn mit interessanteren Charakteren und einem besser ausbalancierten
Drehbuch hätte unter der Regie Ochiais ein wahres Horrormeisterwerk daraus werden können. So bleibt der Film ein
guter Horrorfilm, der sich dem Flair eines B-Movies mit der grünen Schleimgeschichte nicht erwehren kann, aber
darüber hinaus noch etwas mehr zu bieten hat. Da der Film mich seit längerem mal wieder so richtig hat gruseln lassen,
kann er anderen Horrorfans nur empfohlen werden!