Story: Kunsthändlerin Bae Tae-Jin (Uhm Jeong-hwa) kauft einem Rivalen das legendäre Gemälde Byeokando vor der Nase weg. Bae ist
eine rücksichtslose Händlerin, die sich mehr für das Geld als für Kunst interessiert. Bevor sie allerdings das Gemälde medienwirksam zur Schau
stellen kann, muss es erst einmal in einem langwierigen Prozess restauriert werden. Dafür holt Bae den bekannten Restaurator Lee Kang-Joon
(Kim Rae-won) ins Boot, der ein Problem mit Glücksspielen hat und den Auftrag gut gebrauchen kann. Die Kunsthändlerin hat vor, von dem fertigen
Gemälde eine Fälschung anfertigen zu lassen und das Original nach Japan zu verkaufen. Jedoch hat sie nicht mit Lee gerechnet, der eine eigene
Gruppe an Kunstfälschern um sich versammelt hat und heimlich bei mehreren Gelegenheiten Bae die Geschäfte vermiest. Sein größter Coup soll allerdings das
Byeokando werden. Während Lee versucht, seine Auftraggeberin auszutricksen, ist die Ermittlerin Choi (Hong Soo-Hyeon) sowohl Bae als auch Lee
auf den Fersen. Sie hatte mit beiden schon einmal zu tun und will sie dieses Mal auf keinen Fall wieder davonkommen lassen.
Kritik: Einen Film über Kunstrestauration und -fälschung zu drehen, ist keine schlechte Idee. Wo bekommt man dieses Thema schon sonst in
einem Film verpackt? Traurigerweise ist "Insadong Scandal" kein subtiler Thriller, sondern ein schnell geschnittener "Action"-Film, der die
breite Masse begeistern soll und dafür so angestrengt versucht, unterhaltsam und clever zu sein, dass dem Film am Ende nichts davon wirklich gelingt.
Das größte Problem stellen die eindimensionalen Charaktere dar, mit denen man sich zu keiner Zeit identifizieren kann, dazu gesellen sich noch
Verstrickungen, die uns über die Motivation der einzelnen Personen im Dunkeln lassen. Die vielen Wendungen im Drehbuch sind außerdem so sehr an den
Haaren herbeigezogen, dass man sich am Ende auch gar nicht mehr gewundert hätte, wenn alles doch wieder ganz anders gewesen wäre. Weiterhin ist
die Geschichte einfach keineswegs so intelligent, wie es einem der Regisseur vorgaukeln will. Gerade das macht "Insadong Scandal" zu einem
frustrierenden Erlebnis.
Es gibt Thriller, die mit einem hohen Tempo aufwarten und dennoch sitzt man gelangweilt vor dem Bildschirm, weil man nicht verstehen kann, warum
denn jetzt alle in Aufruhr sind. Ein Paradabeispiel haben wir hier. Doch woran liegt das genau? An skizzenhaft gezeichneten Charakteren, denen es
an einer Motivation fehlt. Bae ist die böse Kunsthändlerin, eine Femme Fatale wie sie im Buche steht, doch darüber hinaus gibt es nichts, das sie
in irgendeiner Form auszeichnen würde. Daran kann auch Uhm Jeong-hwa ("Princess Aurora", "Marriage is a Crazy Thing") nichts ändern, die aber zumindest
Spaß an ihrer Rolle zu haben scheint. Meiner Meinung nach hat sie sich aber mittlerweile einmal zu oft unter das Messer gelegt und hat deshalb visuell
selbst etwas Künstliches an sich. Zumindest zum Thema des Films passt das... Schlimmer wird es aber mit Lee, denn was sich hinter seiner
Person verbirgt, bleibt solange im Dunkeln, dass es uns am Ende auch gar nicht mehr interessiert.
Am Anfang des Films über die Motivation von Lee Bescheid zu wissen, hätte dem Zuschauer helfen können, ihn als Sympathiefigur zu akzeptieren. Leider
gibt es so jemanden nicht und man fühlt sich in "Insadong Scandal" deswegen häufig etwas verloren. Anscheinend gibt es nur Bösewichte, aber das wäre
an sich nicht schlimm, wenn sie komplexer gezeichnet worden wären, sodass man sich tatsächlich für sie interessieren könnte. Lee ist einfach ein
Kunstrestaurateur, der zu jeder Gelegenheit stylish gekleidet sein muss. Warum auch immer. Kim Rae-won ("Sunflower", "...ing") hat schon viel Besseres
abliefern können, hier verkommt er zu der Figur im Film, die am schnellsten wieder in Vergessenheit gerät, und das obwohl er der eigentliche Protagonist
der Geschichte ist. Als einzige gute Figur dient Ermittlerin Choi, die taff und selbstbewusst wirken soll, aber eher wie eine nicht überzeugende Karikatur
daherkommt. Problematisch ist auch die Fülle der Charaktere, mit der die Geschichte angereichert werden soll.
Es ist nicht zu übersehen, dass die Geschichte weitaus komplexer erzählt werden sollte, als sie eigentlich ist. Dafür werden tausend Namen und Gesichter
eingeführt, die am Ende niemand braucht. Mit anderen Worten, oftmals fühlt man sich etwas verloren, weil man glaubt der Geschichte nicht folgen zu
können. Doch schnell zeigt sich, dass die ganzen Zusatzinformationen eigentlich kaum von Belang sind und der wirkliche Storyverlauf recht simpel ist.
Die Narration erweist sich also als unnötig kompliziert und verschachtelt, um darüber hinwegzutäuschen, dass kaum etwas passiert. Die
vielen schnellen Schnitte und der Umstand, dass man glaubt, die Story sei stetig am Voranschreiten, sorgen allerdings für die Illusion von
Spannung. Unser Desinteresse an den Charakteren relativiert diese Spannung jedoch schnell wieder. Technisch erweist sich "Insadong Scandal" damit
als ziemlich gelungen, macht damit aber nur seine Schwächen im Drehbuch deutlich, in dem eine unnötige Wendung nach der anderen untergebracht wurde.
Insadong ist das Kunst- und Antiquitätenviertel Seouls und der "Skandal", um den es hier geht, sollte besonders ansprechend für ein breites Publikum
zur Schau gestellt werden. Das gelingt dem Film aber nicht und ist bei der Thematik auch etwas schwierig. Tatsächlich sind es aber die kleinen Einschübe
und Erklärungen, wie man Kunstwerke fälscht und die diversen ausgeklügelten technischen Mittel, welche dabei zur Anwendung kommen, die zum Spannendsten
gehören, was der Film zu bieten hat. Dementsprechend wäre es keine schlechte Idee gewesen, den Film weniger kommerziell zu verpacken und dafür ein
subtileres Werk über Kunstbetrug zu schaffen. "Insadong Scandal" hätte Potential gehabt, aber das künstlich angehobene Tempo, die flach wirkenden
Charaktere und ein aufgeblähtes Drehbuch, das uns unbedeutende Enthüllungen im Minutentakt an den Kopf wirft, lassen diesen Thriller zu einem
uninteressanten Werk verkommen, das man nicht gesehen haben muss.