Story: Ip Man (Donnie Yen) ist ein angesehener Meister des Wing Chung, der eines Tages seinen Sohn von der Schule abholen muss, weil dieser
sich mit jemand anderem geschlagen hat. Der Vater des anderen Jungen ist der Rikscha-Fahrer Cheung Tin-Chi (Zhang Jin), der ebenfalls Meister des Wing Chun
ist, aber bisher in der Stadt nicht Fuß fassen konnte. Um sich und seinen Sohn über die Runden zu bringen, kämpft er bei illegalen Auseinandersetzungen für den
Gangster Sang (Patrick Tam). Dieser erhält wiederum von seinem Boss Frankie (Mike Tyson) den Auftrag, den Rektor einer Grundschule zum Verkauf seines
Grundstücks zu überreden. Als Sang mit seinen Leuten den Rektor angreift, ist Ip Man zur Stelle, da auch sein Sohn auf die Schule geht. Fortan
müssen der Meister und seine Schüler die Grundschule rund um die Uhr bewachen, da die Polizei korrupt ist und nichts unternimmt. Auch Cheung, der eigentlich
seine eigene Wing Chun Schule eröffnen will, hilft Ip Man, doch ist er sich immer noch nicht sicher, auf wessen Seite er steht. Denn Sangs Geld kann er gut
gebrauchen und überdies will er Ip Man sein Wing Chung beweisen. Schließlich wird auch noch Ip Mans Frau Cheung Wing-Sing (Lynn Xiong) krank...
Kritik: Meine Begeisterung für eine weitere Fortsetzung der Geschichte um den Großmeister Bruce Lees hielt sich nach dem sehr enttäuschenden
"Ip Man 2" in Grenzen. Doch Fans des ersten Teils können beruhigt sein. "Ip Man 3" arbeitet auf beinahe dem gleichen hohen Niveau
wie der erste Film der Reihe, die mittlerweile zur Trilogie angewachsen ist, aber vielleicht noch nicht ihr Ende gefunden hat. Grund dafür sind einige der
besten Kämpfe, die man seit langem gesehen hat und eine Geschichte, die zwar ihre Schwächen hat, aber gegen Ende angenehm nachdenklich wird. Überdies
funktioniert der Film auch auf emotionaler Ebene überraschend gut. Letzten Endes muss sich Ip Man mit einem Gegner auseinandersetzen, gegen den er keine Chance
hat: den Krebs seiner Frau. Das Feingefühl, dass Regisseur Wilson Yip hier beweist, macht den Film auch für ein Publikum interessant, das sich eigentlich
keine Kampfkunstfilme ansieht.
Trotz all des gut eingefangenen Dramas, auf das an späterer Stelle noch eingegangen werden soll, kommt man aber nicht umhin, die Kämpfe im Film als Essenz
zu betrachten. Und von diesen gibt es eine Menge! Eigentlich hat man kaum eine Pause. Daher hätte es leicht dazu kommen können, dass dies zu Ermüdungen führt.
Choreograph Yuen Woo-Ping vermag es allerdings, wie nicht anders zu erwarten, viel Abwechslung in die Auseinandersetzungen mit einzubringen. So darf sich
Ip Man gegen ganze Heerscharen von Bösewichten kämpfen, dabei auch die Umgebung mit in seine Kämpfe einbeziehen, oder beeindruckende Zwei-Kämpfe zeigen, wobei
seine Gegner unterschiedliche Stile beherrschen. Und während wir es gewohnt sind, Donnie Yen in seiner Paraderolle nicht mal ins Schwitzen kommen zu sehen -
schlussendlich wird Ip Man mehr als Nationheld als ein Normalsterblicher dargestellt -, muss er sich diesmal gegen seine Gegner fast schon anstrengen.
Fast.
Um für den Film auch im Westen ordentlich die Werbetrommel zu rühren, wurde natürlich besonders die kleine Nebenrolle des ehemaligen Schwergewichtsboxers
Mike Tyson herausgestellt. Er ist einer der Bösewichte, aber interessanterweise hat er auch Frau und Tochter, sodass er tatsächlich ein paar
zusätzliche Facetten bekommt. Damit werden die Westler auch weitaus weniger im Film verteufelt, als man hätte annehmen können, und es gibt auch keinen
unerträglichen Nationalismus. Tysons Rolle erweist sich weiterhin als gar nicht so unpassend und sein Kampf gegen Donnie Yen ist anders als erwartet wirklich
gelungen. Ein Lob gebührt dabei auch der Kameraführung, denn der Kampf wird oft aus der Nähe eingefangen, man hat aber nie das Gefühl irgendetwas von der
Action zu verpassen. Überdies erweist sich die Choreographie um Längen intelligenter, als man hätte annehmen können. Entgegen aller Erwartungen stellt
der Kampf Tyson gegen Yen damit ein kleines Highlight des Films dar.
Ein kleines Highlight, weil neben Donnie Yens hervorragenden Kämpfen vor allem Zhang Jin ("SPL 2: Time for
Consequences") einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Er ist jung, schnell und kraftvoll und man kann nur hoffen, dass er bald den Durchbruch hat, den
er verdient. Sein Kampf gegen Donnie Yen, bei dem auch einige Waffen zum Einsatz kommen, ist einfach atemberaubend. Vor allem der Kampf mit den
Schmetterlingsschwertern kommt beinahe in die Nähe des Gassen-Kampfs in "SPL". Für die vielen Kämpfe muss es natürlich auch storytechnisch
ein paar Gründe geben. Diese sind aber sehr genre-typisch und nicht der Rede wert. Irritierend ist, dass die eigentliche Geschichte nach gut 70 Minuten
abgeschlossen ist. Doch erst dann wird "Ip Man 3" tatsächlich interessant, weil er die Beziehung des Großmeisters zu seiner Frau in den Mittelpunkt
rückt.
Die Chemie zwischen Yen und Lynn Xiong stimmt im Film und die emotionalen Momente können äußerst bewegend sein, auch dank eines schönen Soundtracks von Kenji Kawai. Besonderes Lob gebührt Wilson Yip dafür, dass er dort, wo andere Dramen sich minutenlang in Tränen ergehen würden, einfach zum nächsten Abschnitt übergeht, ohne dass man dadurch das Gefühl hätte, das Drama würde vernachlässigt werden. Der Krebs seiner Frau lässt Ip Man auch erkennen, was wirklich wichtig ist im Leben, und so wird dieser Kampfkunststreifen am Ende recht reflektierend, was ihm sehr gut zu Gesicht steht! Zwar kann die Geschichte davor nicht vollständig überzeugen, aber davon abgesehen können das Drama, die grandios choreographierten Kämpfe und die gelungene Regie "Ip Man 3" zu einer würdigen Fortsetzung des ersten Teils machen, der den Ausrutscher des zweiten Teils fast vergessen macht und auch als Abschluss der Trilogie gut funktionieren würde. Aber vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung. Schließlich hat man Bruce Lee hier zwar in einigen kurzen Szenen zu sehen bekommen, aber Ip Mans Schüler ist er immer noch nicht...