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Original Title:
Iri

South Korea 2007

Genre:
Drama

Director:
Zhang Lu

Cast:
Yun Jin-seo
Uhm Tae-Woong
Yoo Yeong-gyoo
Mohammed Jano
Go Wol-hwon
Choi Eun-jeong
Kim Joon-seong
Hong Ji-yeon


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Iri

Story: Jin-seo (Yun Jin-seo) ist kurz nach der verheerenden Explosion 1977 im Iksan-Bahnhof geboren. Wegen des Unfalls hat sie den intellektuellen Horizont eines Kindes. Sie arbeitet als Hausmeister und kümmert sich in einem Altenheim um die Bewohner. Ihr Bruder Tae-Woong (Uhm Tae-Woong) ist Taxifahrer und macht sich große Sorgen um seine Schwester. Jin-seo wird oft Opfer von Vergewaltigungen und hatte schon einige Fehlgeburten, doch sie kümmert sich nicht viel darum, da sie Sexualität nicht genau versteht. Ihr Bruder leidet jedoch sehr darunter. Jin-seo ist derweil fasziniert von der chinesischen Sprache und versucht an der örtlichen Schule nebenher Chinesisch zu lernen. Die Menschen um sie herum scheinen alles verletzte Individuen und emotional distanziert zu sein, doch ihr Bruder, den sie sehr liebt, macht sich ernsthafte Sorgen um ihr weiteres Leben.

Kritik: Es ist nicht leicht, eine Zusammenfassung über einen Film zu schreiben, der dermaßen wenig Story bietet wie "Iri". Tatsächlich gibt es hier nicht wirklich einen Handlungsverlauf, die Ereignisse entfalten sich nicht, sie bleiben stehen. Eine ungeheuere emotionale Distanz baut sich zwischen Zuschauer und den Charakteren auf dem Bildschirm auf, die vom Regisseur augenscheinlich gewollt ist, aber "Iri" damit zu einem wahren Geduldserlebnis macht. Die Charaktere werden uns ebenfalls nicht vorgestellt, sondern wir werden einfach in den Film geworfen und müssen dann unsere Informationen aus den wenigen Informationseinschüben, die versteckt untergebracht sind, herausarbeiten. Viel ist das ohnehin nicht und einen Anreiz uns Mühe bei der Informationsauswertung zu geben, bekommen wir auch nicht. Den gesamten Film durchzieht eine Gleichgültigkeit und Kälte die ermüdend bis abweisend ist. Eine Botschaft sucht man hier ebenfalls vergebens und so können die Bilder und Individuen lediglich ein großes Gefühl der Hoffnungslosigkeit vermitteln, die beim Zuschauer in Frustration mündet.

"Iri" schneidet thematisch die Explosion an der "Iri Station" 1977 an. Eine Ladung Dynamit, die von Incheon nach Gwangju transportiert wurde, entzündete sich und riss Dutzende Menschen in den Tod. Die kleine Industriestadt änderte schließlich ihren Namen in Iksan. In "Iri" jährt sich der Unglückstag zum dreißigsten Mal, aber außer dem Titel und ein paar am Anfang des Films eingearbeiteten Interviews gibt es in dem Film keine weiteren Verbindungen, die zu dem Ereignis hergestellt werden. Wir finden also keine Charakterexploration der Menschen vor, die immer noch von diesem Ereignis gezeichnet sind, einzig das Modell des Bahnhofs, das Tae-woong baut, kann noch einen Querverweis auf das Unglück darstellen. Man muss sich da unweigerlich fragen, welchen Zweck Regisseur Zhang Lu, von chinesisch-koreanischer Abstammung, hier erfüllen will. Bis zum Ende werden wir keine Antwort auf diese Frage bekommen.

Art-House-Filme haben den Ruf besonders subtil und tiefgründig zu sein. "Iri" ist Art-House-Kino, bietet aber weder Subtilität noch erweist er sich als tiefgründig. Dem Ende mag man vielleicht ein wenig Kraft zusprechen, aber dem Rest des Films mangelt es völlig an Bedeutung. Mit statischer Kamera bekommen wir minutenlang zu sehen, wie die Hauptdarsteller ihrer täglichen Arbeit nachgehen, und schon nach wenigen Minuten wird das enorm eintönig sowie einschläfernd. Es gibt keine Bewegung oder Progression und um die Kälte des Films noch weiter zu unterstreichen, wurde ihm nicht einmal ein Soundtrack spendiert. Wir begleiten die Charaktere auf ihren stillen Wanderungen durch die Stadt und ihr tristes Seelenleben. Wirklich große Einblicke bekommen wir in letzteres aber wie gesagt nicht. Auch die anderen Personen, sei es die Chinesisch-Lehrerin, der illegale Einwanderer oder das kleine Mädchen, bleiben einzig Umrisse.

Das einzige Interessante an "Iri" ist Jin-seos Umgang mit Sexualität. Sie hat keinen richtigen Bezug dazu und sagt in einer Szene sogar, dass sie ihren Bruder selbst liebt, als eine Freundin erklärt, dass sie etwas von ihm will. Und tatsächlich schlüpft sie halbnackt unter seine Bettdecke, was dieser wiederum mit einem Tritt belohnt. Tae-woong hat es nicht leicht mit ihr und muss sie immer wieder vom Arzt abholen, nachdem sie wieder einmal eine Fehlgeburt hatte. Er versucht auf sie aufzupassen, aber immer gelingt ihm dies natürlich nicht. Ihre Vergewaltiger verprügelt er, eine Anzeige kommt aus welchen Gründen auch immer wohl nicht in Frage, und ein Mädchen, das indirekt Mitschuld an der Vergewaltigung hat, vergewaltigt er einfach zur Strafe selbst. Ein emotionales Band zu solchen Charakteren aufzubauen, ist natürlich nicht möglich.

Yun Jin-seo ("Secret Love", "Oldboy") gibt sich sichtlich Mühe und man sieht, dass sie als Schauspielerin Talent hat. Bei ihr, aber noch offensichtlicher bei Uhm Tae-Woong ("Chaw"), zeigt sich aber ganz deutlich, dass das Drehbuch einfach so gut wie nichts hergibt. Die Charaktere sind schwach bis gar nicht gezeichnet und die Personen, mit denen sie in Kontakt sind, sind natürlich noch leerere Blätter, die den Film um genau gar nichts bereichern. In "Iri" kann also nichts das Interesse des Zuschauers erwecken und so fragt sich, was Zhang Lu eigentlich mit diesem Film wollte? Ein dermaßen tristes und eintöniges Werk kann einen mit seiner depressiven Färbung selbst nur zum Selbstmord bringen. Wenn man vor dem Abspann noch nicht eingeschlafen sein sollte... Das Ende mag das einzige im Film sein, das einen tatsächlich so etwas ähnliches wie berühren kann, zumindest ansatzweise. Ansonsten erweist sich "Iri" schlichtweg als uninspirierter Art-House-Streifen, der gut als Schlafmittel funktioniert.

(Autor: Manfred Selzer)
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