Story: Amerikanische Wissenschaftler prognostizieren, dass Japan innerhalb der nächsten 40 Jahre aufgrund der Verschiebung tektonischer
Platten untergehen wird. Die Vorboten sind schon jetzt sehr deutlich zu spüren. Erdbeben ungeheuren Ausmaßes plagen das Land und der japanische
Wissenschaftler Tadokoro (Etsushi Toyokawa) weiß auch warum. Die Berechnungen seiner Kollegen sind falsch. Japan wird schon innerhalb der nächsten
338 Tage untergehen. Anfangs glaubt ihm die Regierungsführung nicht, aber nachdem weitere verheerende Erdbeben und Vulkanausbrüche das Land
verwüstet haben, werden schließlich Verhandlungen mit anderen Ländern aufgenommen, Flüchtlingen eine neue Heimat zu gewähren.
Inmitten dieses Chaos finden die Feuerwehrfrau Reiko (Kou Shibasaki) und der Untersee-Pilot Toshio (Tsuyoshi Kusanagi) zueinander. Doch während
Reiko bis zum Schluss in ihrem Land Leben retten will, überlegt sich Toshio, ein Forschungsangebot in England anzunehmen. Die Zeit rennt
den Flüchtlingen jedoch davon und so ist die letzte verzweifelte Maßnahme die tektonische Platte, die Japan ins Meer zieht, mit Hilfe mehrerer
Sprengladungen abzusprengen. Dazu müssen viele tausend Meter tiefe Löcher in die tektonische Platte im Meer gebohrt werden. Ein Unternehmen, das
wegen seiner enormen Ausmaße zum Scheitern verurteilt scheint.
Kritik: "Japan Sinks" macht nicht viel anders als so viele seiner Hollywood-Pendants. Groß, gewaltig, Special-Effects-beladen und
bestenfalls noch mit einer interessanten Ausgangsidee. Der Rest kommt jedoch einfach zu kurz. Da fragt man sich wieder einmal, warum es nicht
möglich ist, einen Katastrophenfilm mit einer ansprechenden Story zu drehen. Dementsprechend hat "Japan Sinks", bei dem es sich um ein Remake
des gleichnamigen Films von 1973 handelt, große Probleme bei der Charakterausarbeitung, überzogen dramatische Szenen scheinen nicht vermieden
werden zu können und eine Liebesgeschichte findet ihren Weg in den Film, die zu keiner Zeit überzeugend ist, sondern vielmehr äußerst unbeholfen
präsentiert wird. Zum Glück gibt es die Special-Effects, auf die noch genauer eingegangen werden wird, da sie das Highlight des Films darstellen.
Eigentlich sollten diese ja nur ein Mittel darstellen, um einen Film überzeugend rüberbringen zu können, doch in einem Katastrophenfilm muss
sich die Prioritätensetzung diesbezüglich natürlich etwas verlagern. Trotzdem fehlt dem Film wegen mangelnder Ausgestaltung auf menschlicher
und storytechnischer Ebene einfach die Substanz.
Als störend erweist sich auch, dass der Film keine ausgewogene Mischung aus Katastrophenszenen und Dialogen bietet. Oftmals zieht sich der
Film unnötig hin und scheint mit seiner Laufzeit von etwas über 130 Minuten ohnehin viel zu lang. Anfangs stellt das noch kein Problem dar,
weil die verschiedenen Charaktere vorgestellt werden und wir tatsächlich noch die Hoffnung haben, dass wir für diese auch Sympathien entwickeln
können. Ab der Hälfte des Films wissen wir jedoch, dass wir keine ausgefeilte Charakterentwicklungen zu erwarten haben und das ist auch der
Punkt, an dem dann Langeweile aufkommt. Ab diesem Zeitpunkt rettet man sich als Zuschauer eigentlich nur von einer Special-Effects Szene zur
nächsten. Das liegt auch daran, weil der Film voll von Charakterclichés ist, die eben so typisch für dieses Genre sind. Ebenfalls gibt es
unwahrscheinlich an den Haaren herbeigezogene Beziehungen zwischen den einzelnen Personen, nur damit der Film einigermaßen zusammengehalten werden
kann und der Fokus nicht auf 100 verschiedenen Menschen liegen muss. So war die zukünftige Regierungsführern z.B. zuvor mit dem Wissenschaftler
Tadokoro verheiratet.
Am plattesten ist jedoch die Darstellung von Toshio, gespielt von Tsuyoshi Kusanagi. Er soll als Held der Geschichte dienen, aber sowohl er
als auch Kou Shibasaki ("Dororo", "Battle Royale", "One Missed Call") bleiben farblos. Gerade bei Shibasaki hätte man anderes erwarten können.
Sie versucht zwar ihre emotionalen Momente, so gut wie möglich zu tragen, aber da hier einfach das Fundament fehlt, funktioniert das natürlich
auch nicht. Die ganze Beziehung zwischen Reiko und Toshio wirkt enorm künstlich und scheint dem Zuschauer als Identifikationsmittel dienen zu
wollen, damit man wenigsten irgendwie Zugang zum Film bekommt, und nicht nur über die untergehenden Städte staunt. Etwas mehr Mühe hätte aber
sicherlich Wunder bewirkt. So bleibt das Ganze nur kitschig und wird in einer Szene, in der eine unwahrscheinlich schmalzige Ballade von BOA
eingespielt wird, noch auf die Höhe getrieben. In "Japan Sinks" sterben viele Menschen, auch die Unschuldigen. Deswegen ist uns von Anfang an
klar, dass es auch unsere beiden Hauptcharaktere treffen könnte. Doch das interessiert uns nicht. Wenn so etwas der Fall ist, dann hat ein
Katastrophenfilm eindeutig etwas falsch gemacht.
Jetzt aber noch einmal zu den Spezialeffekten. Die Produzenten haben natürlich mit einem limitierten Budget auskommen müssen, doch was Japan mit
seinen Geldern anstellt, steht auf einem Niveau mit Hollywoodproduktionen. Tatsächlich kann "Japan Sinks" in diesen Belangen sogar einiges
besser machen! Das liegt daran, dass in Hollywood heutzutage alles nur noch am Computer generiert wird. Leider kann man dies an einigen Stellen
aber immer noch erkennen, was die Illusion zerstört. Japan dagegen mischt CGI-Effekte mit physischen FX-Effekten, d.h. das auch mal kleine
Miniaturmodelle in die Luft gesprengt und dann noch mit CGI-Effekten bearbeitet werden. Dadurch wirkt das physikalische Verhalten der
Körper einfach realistischer. Letztendlich sind es die Effekte, die einfach auf kindliche Weise Spaß machen. Einem ganzen Film kann man damit
aber eben nicht seine Daseinsberechtigung geben. Über die Logik darf man sich in dem Film auch nicht streiten. Eine tektonische Platte absprengen?
Ja, warum nicht!? Das ist jedenfalls nur halb so hanebüchen wie Hollywoods "The Core", in dem sich ein Team von Wissenschaftlern in den
Erdkern bohrt...
"Japan Sinks", der auf dem Roman von Sakyo Komatsu beruht, verkauft sich auch nicht optimal. Der eigentlich ziemlich gute Soundtrack von
Taro Iwashiro z.B. wirkt im Zusammenspiel mit der im Film erzeugten Stimmung oftmals irgendwie etwas zu billig.
Letztendlich kann man auch nie die Entscheidungen der Personen nachvollziehen, was das gesamte Bild des Films stört. Die Aufopferungsbereitschaft
von so manchem Helden ist keineswegs durch irgendetwas motiviert und so wundert man sich irgendwann auch gar nicht mehr über irgendwelche
merkwürdigen Entscheidungen. Dass es am Ende ein Happy End geben muss, ist hier allerdings nicht wirklich klar. Das ist erfrischend, zumal es
selbst bei einem Happy End immer noch genügend Opfer geben würde, dass man nicht wirklich von "happy" reden könnte.
Es wäre schön gewesen einige der angedeuteten interessanteren Aspekte wie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes oder die Aufnahme der
Flüchtlinge durch andere Länder mehr in den Vordergrund gerückt zu sehen. So bleibt nur die Action, viel Pathos, Patriotismus und unnötig
erscheinende Dialoge, die den Film in die Länge ziehen. Es ist fraglich, ob man da eine Empfehlung aussprechen darf, aber der Reiz eines
Katastrophenfilms ist es ja eben auch, alles auf besonders "ästhetische" Weise untergehen zu sehen. Und hier kann der Film durchaus punkten.
Fans des Genres werden also durchaus zufrieden sein können.