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Original Title:
Gongdong gyeongbi guyeok JSA

South Korea 2000

Genre:
Drama, Thriller

Director:
Park Chan-Wook

Cast:
Song Kang-ho
Lee Byung-hun
Shin Ha-kyun
Kim Tae-woo
Lee Yeong-ae
Christoph Hofrichter
Herbert Ulrich
Kim Myoeng-su
Kim Tae-hyeon


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JSA - Joint Security Area

Story: Panmunjeom, Joint Security Area: Ein bisher nicht geklärter Vorfall in der demilitarisierten Zone (DMZ) an der süd-/ nordkoreanischen Grenze hat zwei nordkoreanische Soldaten das Leben gekostet. Der südkoreanische Soldat, der dafür verantwortlich ist behauptet von den Nordkoreanern entführt worden zu sein und sich seinen Weg zurück über die Grenze freigeschossen zu haben. Nordkorea spricht jedoch davon, dass einer der Südkoreaner eines der Wachtpostenhäuser gestürmt und wild um sich geschossen habe.
Um eine Eskalation und einen eventuellen Krieg zu vermeiden wird eine neutrale Ermittlerin eingesetzt. Die schweizerische Halbkoreanerin Sophie (Lee Yeong-ae) soll den Fall aufklären ohne dabei einen der beiden Seiten vor den Kopf zu stoßen. Sophie entdeckt aber einige Ungereimtheiten in den Aussagen des verantwortlichen südkoreanischen Soldaten Lee Soo-hyeok (Lee Byung-hun) und dem überlebenden nordkoreanischen Seargent Oh Kyeong-pil (Song Kang-ho). Haben die beiden sich etwa öfters getroffen und sind trotz verschiedener Ideologien Freunde geworden? Doch warum kam es dann zu einem Feuergefecht?
Für Sophie ist außerdem klar, dass die beiden nicht die einzigen waren, die in den Vorfall involviert waren. Allerdings muss sie ihre Ermittlungen mit großer Vorsicht voranbringen, denn die Spannungen zwischen den beiden Ländern könnten durch diesen Vorfall tatsächlich zu einem Krieg führen.

Kritik: "JSA" ist ein Militärthriller, der ein gewisses internationales Flair hat, dabei aber gleichzeitig über die komplizierte Beziehung zwischen Nord- und Südkorea aufklärt. Regisseur Park Chan-wook hat sich mit dem Erfolg dieses Films das Recht gesichert, Filme wie "Oldboy" oder "Sympathy for Mr. Vengeance" drehen zu dürfen. Doch bedeutet dies keineswegs, dass "JSA" einfach nur Popkorn-Kino ist, das so viel wie möglich Geld in die Kassen bringen soll. Im Gegenteil erkennt man schon hier Parks Auge für kleine Details und die Hingabe mit der er seine Charaktere zeichnet. Auch plötzliche Gewaltausbrüche finden schon hier ihren Weg in seinen Film. Mit der Zeit entpuppt sich sein Werk dann aber keinesfalls als Politthriller, sondern als ein Drama, das die Freundschaft im Mittelpunkt des Interesses hat und die Belanglosigkeit unterschiedlicher Ideologien beleuchtet.

Die Ermittlerin Sophie ist wie sich herausstellt gar nicht so wichtig für den Film wie am Anfang angenommen, denn glücklicherweise driftet der Film nicht in die Gefilde eines typisch amerikanischen Gerichtsdramas ab, sondern entführt uns mit Rückblenden in die Geschehnisse, die schließlich zu dem blutigen Vorfall geführt haben. Hier liegt allerdings auch eine der Schwächen des Films, denn Park nimmt seinem Film etwas an Spannung, da wir schon von Anfang an wissen, wer am Ende überlebt und wer nicht. Hier dreht sich alles nur um das Warum und es dauert einige Zeit bevor wir der Wahrheit näher kommen.
Die wenigen Verhörszenen von Sophie bilden nur den Erzählrahmen der Geschichte, denn tatsächlich findet der Hauptteil der Geschichte in der Vergangenheit statt. Regisseur Park springt gekonnt zwischen den Zeitebenen hin und her und verpasst es dabei auch nicht schöne Überblendungen einzubauen. Ab einem bestimmten Punkt im Film fühlen wir uns allerdings so sehr in die Geschehnisse der Vergangenheit involviert, dass wir es fast schon als störend empfinden, wenn wir wieder in die Gegenwart zurückgeholt werden.

Lee Soo-hyeok wird bei einem Übungseinsatz von seiner Einheit getrennt und tritt zu allem Überfluss auch noch auf eine Mine. Als ihn zwei Nordkoreaner finden, wird ihm bewusst, dass er wohl versehentlich die Grenze überschritten hat. Sgt. Oh rettet Lee allerdings das Leben und lässt ihn gehen. Dies ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft, die sich über jegliche politische Propaganda hinwegsetzt und nur das Wichtigste im Kern beibehält - Menschlichkeit und Liebe.
Nachdem Lee mit Oh und dessen Kameraden Jeong Woo-jin, gespielt von Shin Ha-kyun ("Save the Green Planet"), einige Briefe ausgetauscht hat, steht er plötzlich bei ihnen vor der Tür. Schließlich holt Lee auch noch seinen Kameraden Nam dazu und von da an vertreiben die vier sich die Zeit beim Kartenspielen und Herumalbern. Wenn man sieht wie unbeschwert sich die vier Freunde mit den dümmsten Spielen die Zeit vertreiben, dann müssen sie einem unweigerlich wie kleine Kinder vorkommen, die noch nichts von den Wirren der Politik und der Propaganda ihrer Länder gehört haben. Dem entgegengesetzt ist aber der Fakt, dass sich die vier immer in ihrer Militäruniform gegenüberstehen und gerade anfangs noch mit ihrer Bereitschaft zum gegenseitigen Vertrauen zu kämpfen haben. Eine kleine adrenalinhaltige Szene mit an den Kopf gehaltenen Waffen beweist dies. Aber auch später zeigt Park noch, dass die Soldaten nur schwer vergessen können, was ihnen in der Militärschule über ihre "Feinde" eingetrichtert wurde. Doch trotz aller widerer Umstände blüht diese außergewöhnliche Freundschaft auf.

Regisseur Park lässt hier zwar nur sehr dezent seine künstlerische Ader durchscheinen, wie sie z.B. später in "Sympathy for Lady Vengeance" zu bestaunen ist, aber es gibt dennoch einige sehr schöne Aufnahmen zu bewundern. Szenen wie jene, in der sich die nord- und südkoreanische Armee im Schnee gegenüberstehen während die beiden Anführer Zigaretten austauschen, beinhalten eine nicht beschreibbare Magie.
Park ist außerdem sehr darum bemüht seinen Film so neutral wie möglich zu erzählen. Er nimmt weder die Position der Nord- noch die der Südkoreaner ein und verzichtet ebenso darauf die einen "gut" und die anderen "böse" darzustellen. Beide Parteien lassen ihre Propaganda-Sprüche los, doch der Regisseur ist ebenfalls darauf bedacht den Wunsch auf Wiedervereinigung in sein Werk einfließen zu lassen. Dabei verzichtet er aber auch nicht darauf, die Ängste beider Seiten anzuschneiden.
An Humor mangelt es dem Film auch nicht. Park Chan-wook benutzt diesen auch sehr gekonnt um die Abstrusität gewisser Szenen zu unterstreichen. Wenn sich der Seargent der Nord-Seite und der der Süd-Seite gegenüberstehen und einer von ihnen meint, dass der Schatten des anderen über die Grenze ragt, dann muss man einfach schmunzeln. Wenn sie dann auch noch später anfangen sich gegenseitig über die Grenze zu bespucken, dann wird einem noch stärker bewusst wie lächerlich es doch von Nationen ist sich mit selbst geschaffenen Grenzen voneinander zu isolieren.

Die Beziehung zwischen Nord- und Südkorea ist natürlich doch etwas zu kompliziert, als dass "JSA" die volle Zeit dafür widmen könnte, jedoch schafft es der Regisseur gekonnt uns den Unsinn verschiedener Ideologien vor Augen zu führen. Möglich ist dies vor allem dank Seargent Oh, der wegen seiner Erfahrung in Auslandseinsätzen einen doch etwas weiteren Horizont hat als seine "Mitgenossen". Dennoch ist er seinem Land treu und identifiziert sich in gewissem Maße mit diesem. Darsteller Song Kang-ho ("The Host", "Sympathy for Mr. Vengeance") gibt eine hervorragende schauspielerische Leistung ab, genauso wie sein Freund, dargestellt von Lee Byung-hun ("A Bittersweet Life"). Man hat hier nichts dem Zufall überlassen und namhafte Stars an Bord geholt, was sich im Endeffekt absolut auszahlt. Nur Lee Yeong-aes Charakter bleibt viel zu flach, was nochmal verdeutlicht, dass im Mittelpunkt des Films die wunderbare Freundschaft der Protagonisten steht und nicht die Ermittlungen um die tödlichen Vorfälle.

Natürlich gibt es im Laufe der Ermittlungen und Rückblenden einige interessante Twists und der Thrill kommt gegen Ende ebenfalls nicht zu kurz, auch wenn das Tempo anfangs doch eher etwas gemächlich ist. Die wahre Stärke von "JSA" liegt jedoch in der Tragik der Geschichte und dem resultierenden Drama. Dank eines hervorragenden Soundtracks, sehr guter Darsteller und schöner Dialoge erweist sich der Film als ungeheuer bewegend und tiefgehend. Gerade das Ende kann mit seinem letzten Bild nochmal eine tolle Gänsehaut hervorrufen, bringt alles auf einen Punkt und unterstreicht die Aussage des Films nochmal umso deutlicher, die zwar nicht ungeheuer originell anmuten mag, aber selten so gut übermittelt wurde: Unnütze Ideologien, unbegründeter Hass und selbsterbaute Grenzen können eine tiefe Schlucht zwischen ansonsten enge Freunde reißen.
Regisseur Park schafft es seine Botschaft neutral, sehr menschlich und ohne Stereotypen zu überbringen, was "JSA" eben so bewegend, tragisch und außergewöhnlich macht.

(Autor: Manfred Selzer)
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