Story: In den 30er Jahren wird Shanghai von der Axt-Gang regiert. Nur ein kleiner Wohnkomplex hat sich dem
Einfluss der Gang bisher entziehen können. Der Möchtegernganove Sing (Stephen Chow) und sein unterbelichteter Freund
(Lam Chi Chung) ergreifen die Gelegenheit die Bewohner jener Wohnanlage aufzumischen um endlich in die Axt-Gang
aufgenommen zu werden. Doch das entpuppt sich als gar nicht so einfach. Auch die Axt-Gang selbst hat Probleme, denn
unter den Bewohnern sind drei Kung-Fu-Großmeister. Axt-Gang-Boss Sum (Chan Kwok Kuen) beauftragt zwei Profikiller diese
auszuschalten, was ihnen auch gelingt. Allerdings erweisen sich die Vermieterin (Yuen Qiu) und ihr Mann (Yuen Wah) als
noch größere Kung-Fu-Kämpfer und schlagen die Killer in die Flucht. Für Sum gibt es nur noch eine Alternative. Er
beauftragt Sing den weltbesten Kämpfer "The Beast" (Lung Leung Siu) aus einer Irrenanstalt zu befreien. Dieser ist
dort gelandet, weil er so viel trainiert hat, dass er dabei verrückt geworden ist. Doch Sing kommen mit der Zeit Zweifel
an seinen Handlungen und er fragt sich, ob er überhaupt auf der richtigen Seite steht...
Kritik: Lange mussten wir auf Stephen Chows nächsten Geniestreich warten. Die Erwartungen waren nach "Shaolin
Soccer" ziemlich hoch, doch Chow hat es geschafft, dank bewährtem Rezept die Massen zufrieden zu stellen und so steht uns
auch bald ein Sequel bevor.
Natürlich bekommen wir wieder allerlei von Chows typischen Humor geliefert, aber "Kung Fu Hustle" ist vor allen
Dingen eine Homage an alte Kung Fu Klassiker. Gerade die guten alten Shaw Brothers Streifen bekommen auf freundliche
und ehrerbietungswürdige Weise ihr Fett weg. Das bedeutet dann natürlich, dass es viele Kung Fu Szenen zu sehen
gibt. Da
wundert es dann auch nicht, dass Stephen Chow plötzlich als der "Auserwählte" dasteht und seine Kung Fu Kenntnisse, die
aller anderen in den Schatten stellen. Schon in seinem letzten Werk "Shaolin Soccer" hat uns Chow gezeigt, dass er
einige schöne Moves kann und hier setzt er noch mal einen drauf. Man sieht förmlich, wie es ihm Spaß macht endlich
seinen lang gehegten Wunsch zu verwirklichen und einen waschechten Kung Fu Film zu drehen. Natürlich mit dem
nötigen Chow-Humor...
Was die Gags angeht, so gibt es wieder mal einige sehr schöne Momente, bei denen man sich einfach wegwerfen muss. Vor
allen Dingen die zwar etwas eindimensionalen, aber schrägen und liebenswürdigen Charaktere tragen sehr zur Unterhaltung
des Zuschauers bei. Ob es die etwas beleibtere, im Schlafanzug herumstampfende Vermieterin ist, die mit ihrer dominanten
und extrovertierten Art den Mietern und ihrem Mann das Leben zur (amüsanten) Hölle macht oder die Tunte, die sich als
meisterhafter Kung Fu-Kämpfer herausstellt, hier ist kein Charakter nicht in irgendeiner Weise komisch. Natürlich hat
auch Chow seine Momente, gerade in den Szenen, in denen er es schafft mit seinem ernsten Gesicht, sich selbst durch die
komischsten Situationen zu manövrieren.
Leider sind aber eindeutig zu viele Charaktere in den Film gepackt worden. Bei einer Laufzeit von gerade mal 90 Minuten
bekommt zwar jeder seinen Auftritt, aber die Figuren bleiben dabei gezwungenernmaßen oberflächlich. Gerade Chow tritt
zu Gunsten der Nebencharaktere immer wieder zu stark in den Hintergrund und hat seinen wirklich Auftritt erst in der
letzten halben Stunde.
Neben dem Humor kommt aber vor allem die Action nicht zu kurz! Ein wahres Action-Feuerwerk, das einem kaum eine Pause
gönnt, wird hier von Chow entfacht. Kämpfe gibt es einige und da sie von Meisterchoreograph Yuen Woo Ping in Szene
gesetzt wurden, sehen sie auch noch toll aus. Hier werden alle Register gezogen und etliche Kampfstile auf die
Schippe genommen. Von Buddha's Palm bis zur Krötentechnik ist hier alles vertreten. Aber auch das gute alte Kung Fu
und Tai Ji kommt nicht zu kurz und verleiht den Kämpfen dann auch immer wieder den nötigen Ernst.
Stellenweise sind die Fights ziemlich brutal geraten. Chow setzt zwar wie in "Shaolin Soccer" wieder auf
comicartigen Look und erreicht dies mit Hilfe von CGI-Effekten, die sich diesmal richtig gut in das Geschehen
einfügen. Brutal wirkt es allerdings trotzdem wenn die Gegner meterweit in die Lüfte getreten werden oder Sings Kopf
regelrecht in den Boden eingestampft wird, zumal auch nicht auf das nötige Blut verzichtet wird. Auch vor dem Sterben
ist man trotz comicartigen Charakteren nicht gefeit!
Es gibt einige sehr schöne Ideen, die ihren Weg in den Film gefunden haben und dem Ganzen auch Fantasy-Charakter
verleihen. Kleines Highlight sind die Guqin (chinesisches Zupfinstrument) spielenden Killer, die mit ihren Tönen
Schwerter und Skelettkrieger entstehen lassen können. Daneben wird auch gerne mal in Slow Motion geflogen und
Yuen Woo Ping hat mit seiner Choreografie stellenweise auch mal mit einem Augenzwinkern seine Arbeit für "The Matrix"
zitiert.
Technisch ist der Film top. Stephen Chow ist lange genug im Geschäft um zu wissen, wie ein Film auszusehen hat. So
bringt er das Shanghai der 30er äußerst lebhaft rüber und hat auch einige Szenen, vor allem sein Auftreten mit seinem
Kumpel, stilvoll und cool umgesetzt. Auch auf einige stilistische Mittel und gekonnte Kamerafahrten und -einstellung
wird nicht verzichtet. Die Musik ist ebenfalls sehr stimmungsvoll und erinnert manchmal, nicht ungewollt, an
Hollywood-Blockbuster.
Einziges Manko bleibt die Story. Natürlich war diese noch nie die Stärke eines Stephen Chow Films, sondern lediglich
notwendig um so viel Blödsinn wie möglich aneinander zu reihen, doch störend ist es dennoch, dass wir hier einige
Subplots präsentiert bekommen, die nicht weiter geführt werden. Die Liebesgeschichte zum Beispiel wirkt irgendwie
deplatziert, da sie einfach zu kurz kommt. Sings plötzliche Verwandlung in einen Kung Fu Meister über Nacht wirkt
ziemlich holprig und auch der Rest wirkt im Nachhinein etwas gehetzt. Hätte man aus dem Film einen 2-Stunden-Film
gemacht, hätten einige Charaktere mehr Tiefe bekommen können und die Story hätte etwas mehr in den Vordergrund treten
können. Doch aus irgendeinem Grund war es den Produzenten wohl lieber so viel Action und Gags in so kurzer
Laufzeit wie möglich unterzubringen. Nun, das ist ihnen auf jeden Fall gelungen.
Stephen Chow liefert mit "Kung Fu Hustle" eine actionbepackte Komödie, mit tollen Special Effects, direkt aus Comics
entsprungenen Charakteren und dem typischen Chow Humor ab. Wegen einiger Storyschwächen mit Sicherheit kein perfekter
Film, aber Chow erweist sich dennoch wieder einmal als Meister seines Fachs. Wer einmal wieder richtig laut auflachen
oder sich an schöner Kung Fu Action erfreuen will, ist hier genau richtig aufgehoben!