Story: L (Kenichi Matsuyama) hat nur noch 23 Tage zu leben, nachdem er seinen Namen in das "Death Note" geschrieben hat, um seinem Widersacher
Light das Handwerk zu legen. Er versucht die letzten Tage seines Lebens zu nutzen, um so viele Fälle wie möglich zu lösen, als ihn ein weiterer
Schicksalsschlag trifft. Sein Freund und Vaterersatz Watari (Shunji Fujimura) stirbt, gerade als er einen neuen Fall bekommt, bei dem er emotionalen
Beistand gebrauchen könnte. F, ein Kollege, stirbt in Thailand, nachdem er einen gefährlichen Virus entdeckt hat. Der Einzige, der den
Ausbruch des Virus in einem Dorf überlebt, ist ein kleiner Junge (Narushi Fukuda). Als dann auch noch das Mädchen Maki (Mayuko Fukuda) bei L
auftaucht und ihm von ihrem Vater eine Probe des Virus übergeben soll, setzt sich das Puzzlebild für den Ermittler langsam zusammen. Eine Gruppe
von Öko-Terroristen um Dr. Kujo (Youki Kudoh) versucht, die Weltbevölkerung mit dem Virus zu dezimieren, um das Ökosystem des Planeten wieder
herzustellen. Allerdings ist der Virus alleine nutzlos, solange es kein Gegenmittel gibt und die ganze Menschheit in Gefahr läuft, ausgerottet zu werden.
Maki scheint der Schlüssel zu dem Gegenmittel zu sein und so liegt es nun an L, das Mädchen zu beschützen.
Kritik: Es war nur eine Frage der Zeit, bis die erfolgreiche Live-Anime-Adaption "Death Note" ein Sequel bekommt. Nach dem Finale der beiden
Filme ist es verständlich, dass Yagami Light nicht mehr als Bösewicht auftauchen kann, aber es gibt ja noch den merkwürdig verdrehten, äußerst
intelligenten, emotional gestörten und Süßigkeiten liebenden L, der nicht nur unter den weiblichen Zuschauern eine enorme Fanbasis aufbauen konnte.
Warum also nicht diesem Charakter seinen eigenen Film geben? Da sich schon die beiden "Death Note"-Filme
ein paar Freiheiten gegenüber dem Anime-Original genommen hatten, war es auch möglich eine nunmehr komplett eigenständig geschriebene Story um den
charismatischen Detektiven auf den Bildschirm zu bringen. Leider erweist sich "L - Change the World" als all das, was "Death Note" nicht war:
uninspiriert, langatmig und witzlos. Das größte Problem ist, dass L diesmal keinen Gegner hat, der es mit seinem Intellekt aufnehmen kann, und so
geht ein enormer Spaß- und Spannungsfaktor des ursprünglichen Materials verloren.
Der Anfang lässt schon keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich hier um einen eigenständigen Film handelt, der überhaupt nicht an dem
"Death Note" interessiert ist. Der Film schlägt eine etwas holprige Brücke zum Vorgänger, indem Light ein paar Mal erwähnt wird und L seinen
Namen in das Death Note schreibt(?)! Ehrlich gesagt, wird hier nicht ganz klar, was das Ganze soll, denn wer sich an den die Vorgänger erinnert,
wird wissen, dass es sich dabei um einen cleveren Schachzug handelte, damit Light ihn nicht töten kann. Immerhin bekommen wir ein paar alte
Gesichter in ein paar Cameos zu sehen. Gegen Ende erfahren wir sogar etwas über Near, der im Original-Anime L ablöst, und selbst der Todesgott
Ryuk bekommt einen kurzen Auftritt. Doch das Schwelgen in alten Erinnerungen wird spätestens unterbunden, wenn L die Death Notes verbrennt.
Was wir dann bekommen ist eine langweilige Geschichte um einen mutierten Ebola-Virus, bei dem gerade die Nebencharaktere durchscheinen lassen, wie
unmotiviert man stellenweise bei diesem Film zu Werke gegangen ist.
Öko-Terroristen, die die Welt verändern wollen. Einigen von ihnen liegt tatsächlich daran, das Gleichgewicht der Natur auf radikale Weise
wiederherzustellen, andere sind nur an dem Geld interessiert, das sich mit dem Virus verdienen lässt, und der Rest scheint einfach Spaß daran zu
haben, Terrorist zu sein. Die unwahrscheinlich platt gezeichneten Bösewichte stellen niemals ein würdiges Gegengewicht zum Supergehirn L dar.
Den Reiz eines Katz und Maus-Spiels bekommt der Zuschauer demnach nicht präsentiert. Das hat zur Folge, dass wir äußerst eintönige Action zu sehen
bekommen, wenn denn einmal überhaupt etwas passiert. Die meiste Zeit plätschert der Film nämlich vor sich hin und rechtfertigt damit keineswegs
seine fast 130 Minuten Laufzeit. Die vielen Szenen, in denen eigentlich nichts passiert, werden dann auch noch von Darstellern getragen, die
zum überzogenem Schauspiel tendieren und damit den Film auch noch ins Lächerliche ziehen. Zusammen mit dem unspektakulären Look bekommt
"L - Change the World" einen TV-Film-Flair, der den qualitativen Gehalt widerspiegelt.
Das alles ist an sich schon schlimm genug, aber wenn man dann noch bedenkt, dass der Film von keinem Regieneuling, sondern Hideo Nakata gedreht wurde,
dem man, der solche japanischen Horrorperlen wie "Ring" oder "Dark Water" gedreht hat, dann kann man nur verzweifelt den Kopf schütteln.
Nach der besonders langatmigen ersten Hälfte des Films, wird es dann aber etwas besser. Das liegt daran, dass die vernachlässigbare Story mehr
Raum bietet, L als Charakter etwas genauer auszuleuchten. Der exzentrische, hochintellegente, aber Kind geblieben Ermittler hat augenscheinlich
einige ernsthafte Störungen, wenn es um zwischenmenschliche Kontakte geht, aber mit Maki und dem namenlosen Jungen, deren Beschützer er spielen muss,
kommen auch bei ihm einige menschliche Seiten zum Vorschein, die dank Kenichi Matsuyamas hervorragendem Schauspiel keineswegs im Kontrast zu dem
Charakter stehen, den wir normalerweise von ihm zu sehen bekommen. Dabei vergisst er natürlich keineswegs seine anderen Eigenheiten auszuspielen, wie seine
merkwürdigen Sitzgewohnheiten und sein Unvermögen einen geraden Rücken zu machen. Leider gibt es aber keinen Grund, dass er den gesamten Film
über Süßigkeiten isst, denn wie er selbst noch einmal erklärt, ist das eine Angewohnheit von ihm, weil Zucker der perfekte Energielieferant für das
Gehirn ist. In "L - Change the World" muss er nur leider überhaupt nicht seine grauen Zellen anstrengen...
Ebenfalls frustrierend ist, dass die Filmemacher oftmals nichts wissen, wohin sie eigentlich wollen und die Ermittlungsdurchbrüche durch Zufälle
geprägt sind, die eigentlich schon lächerlich wirken. Somit flüchtet L mit seinen beiden Schützlingen quer durch die Stadt, ohne dass man dabei
einen roten Faden in dem Vorgehen des ansonsten so planungsbewussten Detektiven ausmachen kann. Emotional bleiben wir leider auch sehr distanziert zu
den Vorgängen auf dem Bildschirm, was umso frustrierender ist, als dass wir wissen, dass unser geliebter Exzentriker nur noch wenige Tage zu
leben hat. Wichtig ist hierbei noch zu erwähnen, dass man bis nach dem Abspann ausharren sollte, um noch eine kleine, aber wichtige Zusatzinformation
zu bekommen.
L ist und bleibt der einzige Grund, sich diesen ansonsten sehr durchschnittlichen Krimi
anzusehen. Ein kleines Geschenk an die Fans, das jedoch kritischeren Blicken keineswegs standhalten kann und an manchen Stellen sogar frustrierend
langweilig ist. Der eine oder andere Fan mag sich vielleicht sogar so sehr ärgern, dass er sich wünscht, selbst ein Death Note in der Hand
zu halten, um ein paar der involvierten Filmemacher darin zu verewigen...