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Original Title:
Dyut meng gam

Hong Kong 2011

Genre:
Crime, Drama

Director:
Johnnie To

Cast:
Lau Ching Wan
Denise Ho
Richie Ren
Myolie Wu
Lo Hoi Pang
Keung Ho Man
Felix Wong
JJ Jia
Ben Wong
So Hang-Suen


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Life Without Principle

Story: Inspector Cheung (Richie Ren) und seine Frau Connie (Myolie Wu) wollen eine Wohnung kaufen. Zu diesem Zweck geht Connie zur Bank und will ein Darlehen aufnehmen. Die Bankangestellte Teresa (Denise Ho) muss ihr allerdings mitteilen, dass es wegen der finanziellen Lage im Land unmöglich für sie ist, sich die Wohnung zu leisten. Die Griechenlandkrise hat Hong Kongs Börse enorme Verluste eingebracht. Auch Triadenmitglied Panther (Lau Ching Wan) bekommt das zu spüren. Bisher war er immer nur darauf bedacht, seinem Chef loyal zur Seite zu stehen und seine Kumpels aus dem Gefängnis zu holen. Für letzteres will er sich von seinem alten Freund Lung (Keung Ho Man) Geld leihen. Dieser weiht Panther in Aktienspekulationen ein. Doch Lung zieht wegen der plötzlichen Wirtschaftskrise das große Verliererlos. Um wieder an Geld zu kommen, beschließt er mit Panther einen Kredithai (Lo Hoi Pang) zu berauben. Etwas geht jedoch schief, der Kredithai stirbt und die Bankangestellte Teresa hat noch die Hälfte des Geldes, das der Mann sich kurz zuvor bei ihr hat auszahlen lassen. Niemand weiß, dass sie im Besitz des Geldes ist und da sie in ihrem Team die schlechtesten Ergebnisse des Quartals abgeliefert hat und somit mit ihrer baldigen Kündigung rechnen muss, muss sie sich ernsthaft überlegen, ob sie das Geld nicht einfach behält...

Kritik: Dies ist bisher der mit Abstand sozialkritischste Film von Johnnie To. Ein Thriller mit einer Botschaft, der weniger auf die Fanbasis zugeschnitten ist, die sich an "The Mission" oder "Exiled" nicht satt sehen konnte, sondern neue Gebiete erschließt. Es gibt zwar auch hier ein wenig Triaden, Bruderschaft und Verrat zu sehen, aber im Großen und Ganzen geht es um das ganz alltägliche Hong Kong. Und das, so wissen wir spätestens seit "Overheard", dreht sich um den Aktienhandel, an dem sich selbst die Oma mit ihrer mageren Rente beteiligt. Alles dreht sich um Geld, Gewinnen und Verlieren, den ultimativen Kampf ums Überleben in einer Welt, in der sich jeder selbst der Nächste ist. In "Life Without Principle" zeichnet Regisseur To ein düster-amüsantes Bild einer geldversessenen Gesellschaft, indem er drei Charaktere aus verschienden sozialen Milieus nimmt und durch diese oft mit dem ihm typischen ironischen Blick das moderne Hong Kong betrachtet.

Die Erzählperspektive ist sehr abwechslungsreich, da wir Einblicke in das Leben dreier verschiedener Individuen bekommen, die alle durch das große Thema Geld und einen rätselhaften Mord miteinander verbunden sind. Es gibt auch ein paar Szenen, die aus verschiedenen Perspektiven gezeigt werden und damit minimale Wiederholungen darstellen, aber das wirklich Faszinierende ist, dass die Geschichten der drei Protagonisten parallel zueinander verlaufen, ohne dass sie auf den ersten Blick miteinander zu tun haben und dennoch sind sie durch ein Band miteinander verknüpft, das nur der Zuschauer zu sehen bekommt. Ein wenig problematisch mag das sein, weil es mit gängigen Sehgewohnheiten bricht, aber das macht auch gerade den Reiz aus. Schade ist allerdings, dass die Geschichte um Cop Cheung etwas zu wenig Zeit bekommt.

"Life Without Principle" ist sehr dialoglastig. Zu Anfang bekommen wir Teresa gezeigt, wie sie ihren Kunden versucht, alle möglichen Aktien- und Investitionspakete schmackhaft zu machen. Doch sie ist nicht aggressiv genug für den Beruf und wird so von ihren Kollegen ausgestochen. Johnnie To entblößt mit dieser Geschichte aufs Bitterste die Kaltblütigkeit der Banken, die nur an ihrer Bearbeitungsgebühr interessiert sind und dafür mit dem Geld ihrer Kunden zocken. Denn auf diese Weise bleiben die Gewinner so oder so die Banken. Anders sieht es da mit dem Rest von Hong Kong aus. Aktienhandel ist zum Volkssport geworden und jeder will das große Geld machen, obwohl es eben genau so viele Verlierer wie Gewinner geben muss. Diese Form des verbitterten Konkurrenzkampfes korrumpiert die Menschen und erhebt Geld zu ihrem neuen Gott.

Die Spannung darf in einem Johnnie To-Film natürlich nicht fehlen. Diesmal ist es der Gewinn oder der Verlust von Geld, der über die Existenz entscheidet und nicht ein paar Auftragskiller im Anzug. Schnelle Investionen, verhängnisvolle Entscheidungen, der Kampf mit dem eigenen Gewissen, alleine damit schafft es To, echte Spannung zu erzeugen, ohne auch nur einen Schuss in seinem Film abzufeuern. Das verdankt er seiner vielschichtigen Geschichte, in der vieles Wichtige, wie wir es von ihm gewohnt sind, gerade da passiert, wo nichts gesprochen wird. Zu bemängeln ist aber, dass die drei Charaktere des Films etwas mehr Farbe hätten vertragen können. Cheung bleibt sehr flach als aufrechter und nachdenklicher Cop, Panther hätte dagegen oft wie eine Karikatur gewirkt, wenn Lau Ching Wan nicht extrem viel aus seinem Charakter herausholen würde und ihn damit zum Star des Films macht, obwohl er erst nach gut einer halben Stunde seinen ersten Auftritt hat, aber die interessanteste und leider auch undurchsichtigste Person ist Teresa, die man mit der Zeit nichtsdestotrotz lieb gewinnt.

"Life Without Principles" droht mit seinem schwarzen Humor und diversen Absurditäten immer wieder in eine Komödie abzugleiten, aber Johnnie To hält seinen Film sicher auf Kurs und zeigt daher mit diesen Szenen seinen scharfen und entblößenden Blick auf eine korrupte Gesellschaft. Das Drehbuch ist clever, aber die einzelnen Geschichten scheinen nicht vollständig zu sein. Sie sind eher wie ein kleiner Ausschnitt. Das bedeutet nicht, dass der Film Probleme mit seinem Ende hat, im Gegenteil, dieses erweist sich als äußerst gelungen, aber mehr Tiefe hätte den einzelnen Individuen und Geschichten nicht geschadet. Das Schicksal geht seltsame Wege und wird bei To immer fast schon zu einem lebendigen Wesen, welches das Leben der Protagonisten auf immer verändert. Das macht auch "Life Without Principle" zu einem erfolgreichen To-Film. Daneben vermag sein ironisches Gespür diesmal aber auch einen tiefsinnigen und sozialkritischen Ton zu treffen. Damit bleibt sich der Regisseur treu und entwickelt sich zugleich weiter.

(Autor: Manfred Selzer)
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