Story: Oh Dong-gu (Ryu Deok-hwan) ist ein dicklicher Junge, der nur einen Traum hat. Er möchte wie sein Idol Madonna sein. Das bedeutet
natürlich auch, dass er sich in seinem Körper nicht wohl fühlt, und so beschließt Dong-gu über Nebenjobs das Geld für eine Geschlechtsumwandlung
aufzutreiben. Seine Schulkameraden machen sich über Dong-gu lustig und der Lehrer, in den er verliebt ist, erwidert seine Gefühle nicht. Dazu kommt
noch, dass der Vater des Jungen ein ehemaliger Boxer ist, der sich wegen einer Verletzung vom Sport zurückziehen musste, nun im Alkohol seinen
Trost sucht und ab und zu seine Kinder schlägt. Seine Mutter ist überdies schon seit Jahren geflohen und führt nun ihr eigenes Leben.
Eines Tages hört Dong-gu von einem Ssireum-Wettkampf, ein koreanischer Ringkampf, der dem Sumo ähnelt, und überlegt sich daran teilzunehmen, um
mit dem Preisgeld seine Operation zu bezahlen. Überraschenderweise zeigt sich, dass er großes Talent in dem Sport hat. Sein etwas merkwürdiger
Coach (Baek Yoon-shik) unterstützt ihn und auch seine Mitstreiter im Team lehren ihn, was er wissen muss, um sich seinen Traum endlich
erfüllen zu können.
Kritik: Es wäre wohl nur ganz natürlich bei diesem Film einen Sportfilm zu erwarten, in dem ein Heranwachsender über den Sport seinen Platz
in der Welt findet und mit Gewinn und Niederlage umzugehen lernt, um sich dann im großen Finale selbstverständlich seinen Traum erfüllen zu können.
"Like a Virgin" geht allerdings in eine etwas andere Richtung und kann damit positiv überraschen. Der Sport steht nicht wirklich im Mittelpunkt, ist
dagegen sogar mehr Mittel zum Zweck und hält sich auf sehr angenehme Weise mit dem persönlichen Drama des Films die Waage. Wir haben hier also
keinen typischen Sportfilm vor uns, was eben auch den Zuschauern den Film leichter zugänglich macht, die nichts mit dem koreanischen Ringen
anfangen können. Viel wichtiger ist allerdings, dass der Film in seinem Mittelpunkt ein koreanisches Tabu-Thema - Transsexualität - stellt, welches
es auf sehr lustige und leichtherzige Art präsentiert, dabei aber auch das Drama nicht vernachlässigt und damit im Gesamten einen überraschend
gut funktionierenden Genre-Mix darstellt, der aber hauptsächlich als Komödie verstanden werden will.
"Like a Virgin" funktioniert vor allem dank seinem großartigen Hauptdarsteller Ryu Deok-hwan ("Welcome to Dongmakgol") so gut. Seine Darstellung
ist überaus mutig und er schafft es tatsächlich, dass der Zuschauer ihm abnimmt, er sei im falschen Körper geboren. Normal ist es jedenfalls nicht, dass
ein Mann so gut tanzen kann wie er. Nicht nur, dass er seinem Hobby zu jeder möglichen Zeit nachgeht, nein, auch seine Ringer-Mitstreiter sind
fasziniert davon. Einer von ihnen möchte das Tanzen sogar ebenfalls lernen, was zu einer großartigen Szene führt, in der die beiden sich miteinander
unterhalten und dabei eine typische koreanische (weibliche!) Popstar-Choreographie präsentieren, die sich wirklich sehen lassen kann!
Dong-gu ist trotz allem irgendwie ein etwas merkwürdiger Geselle und es hätte leicht passieren können, dass man sich mit seinen Eigenheiten nicht
anfreunden kann. Aber Ryu Deok-hwan gibt seinem Charakter das nötige Herz, damit wir zu jeder Zeit mit ihm fiebern können.
Löblich ist jedoch vor allem, dass der Film keine falschen Kompromisse eingeht. Er schafft es zu Zeiten auch Drama zu sein, ohne dass sich das
wie ein Fremdkörper in der Komödie anfühlen würde. Die leichte Natur des Films trägt den Film auch über die etwas schwereren Teile hinweg.
Vor allem Dong-gus Vater (großartig gespielt von "The Chaser"-Star Kim Yoon-seok) muss da erwähnt werden. Er hat seine ganz eigene Geschichte,
warum er zu dem Mann geworden ist, der er heute nun einmal ist,
und "Like a Virgin" verpasst auch nicht, immer wieder auf die Familienprobleme einzugehen. Der Vater ist besonders hassenswert. Das kommt
vor allem in einer Szene stark zur Geltung, in der er seinen Sohn regelrecht zusammenschlägt. Irgendwie mag sich ja letztendlich zeigen, dass
er seinen Sohn doch auf eine gewisse Weise liebt, aber das ändert nichts daran, dass wir ihm nicht verzeihen können, wie er ihn behandelt. Außerdem
scheint er bis zuletzt auf erfolgreiche Art auszublenden, dass sich sein Sohn in seinem männlichen Körper gefangen fühlt. Doch auch Dong-gus Mutter
bekommt angemessenen Raum in dem Film. Sie weiß, dass sie selbstsüchtig war, die Familie einfach so zu verlassen, und ihr Sohn hasst sie auch dafür,
wie er sagt, aber dass dem nicht wirklich so ist, zeigt sich in den Szenen, die sie gemeinsam haben. Sie ist auch offener, was Dong-gus Indentitätsproblem
angeht.
Die meiste Zeit wird jenes Identitätsproblem jedoch mit einer gehörigen Portion Humor getragen. Es gibt einige wirklich lustige Szenen, die aus der
Situation entstehen, besonders jene mit seinen Wrestling-Kollegen, die man ebenfalls schnell ins Herz schließen kann. Einziges Problem ist, dass
manche Charaktere doch etwas karikativ gestaltet sind. Hier fällt vor allem der großartige Baek Yoon-shik ("Save the Green Planet") ein, dessen Charakter
unwahrscheinlich faul ist und die meiste Zeit auf dem Klo verbringt. Was soll das? Baek wirkt damit irgendwie fehl am Platz. Besser funktioniert da
schon Dong-gus Freund, der bei jedem Treffen ein neues Ziel hat. Er sucht, wie in seinem Alter typisch, nach seinem eigenen Traum, kann ihn aber
nicht so einfach wie Dong-gu finden. Ein weiterer eher störender Aspekt innerhalb der lustigen Einschübe ist die Liebesgeschichte mit dem
Japanischlehrer, gespielt vom japanischen SMAP Popgruppen-Mitglied Tsuyoshi Kusanagi. Um die Homosexualität Dong-gus zu betonen, mag diese Anhimmelei des
Lehrers vielleicht ganz sinnvoll gewesen sein, aber die Traumszenen mit der störenden Musik, konnten qualitativ nicht wirklich mit dem Rest des Films
mithalten.
Der koreanische Ringkampf kommt selbstverständlich auch nicht zu kurz. Auch wenn selbst beim Finale niemals wirklich der enorme Druck besteht,
unbedingt gewinnen zu müssen. Tatsächlich fehlt es dem Film sogar völlig an einem richtigen Widersacher und so treten am Ende zwei Personen
gegeneinander an, denen wir beide den Sieg gönnen würden, wenn auch dem einen mehr als dem anderen. Als Zuschauer lernt man also etwas über
Ssireum - und wer schon einmal etwas in Richtung Ringen gemacht hat, weiß, wie unglaublich kräfteraubend das ist, auch wenn es nicht sonderlich
spektakulär aussehen mag - und es muss dabei noch einmal gelobt werden, dass sich das Ringen niemals in den Vordergrund drängt, sondern die
Geschichte unterstützt. Eine Geschichte, die voller Höhen und Tiefen ist, einen durch die unterschiedlichsten Emotionen führt, aber am Ende den
Zuschauer mit einem zufriedenen Lächeln zurücklässt. Regisseur Lee Hae-jun (und Lee Hae-yeong) zeigt damit schon sein Talent, außergewöhnliche
Geschichten zu erzählen, welches er ein paar Jahre später mit seinem tollen "Castaway on the Moon" noch verfeinern sollte.