Story: Die drei Mädchen Yamada (Aki Maeda), Kei (Yu Kashii) und Nozomi (Shiori Sekine) sind in einer
Band und haben ein Problem. Es sind nur noch wenige Tage bis zum Schulfestival und genau jetzt ist nicht nur die
Sängerin Rinko (Takayo Mimura), sondern auch die Gitarristin Moe (Shione Yukawa) abgesprungen. Interne Streitigkeiten
waren der Grund dafür und es scheint unmöglich wieder in der alten Besetzung aufzutreten. Kei übernimmt also Moes
Posten, obwohl sie eigentlich Keyboarderin war, und nun fehlt nur noch eine Sängerin. Die drei sind so verzweifelt, dass
sie beschließen den nächsten zu nehmen, der um die Ecke kommt. Interessanterweise handelt es sich dabei um die
koreanische Austauschstudentin Song (Bae Du-na). Diese spricht zwar nur sehr wenig japanisch und hat auch noch nie
vorher in einer Band gesungen, dennoch erklärt sie sie schließlich bereit mitzumachen.
Lange Zeit wird überlegt was man spielen könnte und letztendlich entscheidet man sich für Stücke der japanischen
80er Jahre Punk-Rock-Band "The Blue Hearts".
Es werden ein paar Songs eingeübt und auch wenn die Mädchen alle mit ihren
eigenen kleineren Problemen zu kämpfen haben und es außerdem ein paar Kommunikationsschwierigkeiten gibt, so laufen
die Vorbereitungen recht gut und der ersehnte Auftritt rückt immer näher...
Kritik: In Japan scheint es ein Faible für Rockband-Filme, bzw. Sportfilme, auf jeden Fall aber Filme zu geben,
die darauf bedacht sind, erfolglose Jugendliche in den Vordergrund zu stellen und sie schließlich auf irgendeinem Gebiet
(eben Musik oder einer Sportart) endlich Erfolg haben zu lassen. Dafür ist zwar viel Fleiß nötig, aber dennoch scheint
es, als wollten die Filmemacher den depressiven Jugendlichen Mut machen und sie dazu animieren, endlich ihren Platz in der
Welt zu finden. "Linda Linda Linda" ist nur bedingt einer dieser Filme. Auch wenn er auf den ersten Blick genau so aussehen mag.
Dafür ist Regisseur Nobuhiro Yamashitas ("No one's Arc") Werk aber weitaus ehrlicher mit sich und dem Zuschauer, was mal
etwas erfrischend anderes ist.
Es dauert nicht lange und uns wird bewusst, dass Yamashitas Film im eigentlichen Sinne keine Story hat. Wir werden in den
Film hineingeworfen und müssen uns ersteinmal in einer Geschichte orientieren, die augenscheinlich schon etwas
fortgeschritten ist. Doch wenn wir die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen, sowie die Vorgeschichte der Band und
Moe, sowie Rinko überblickt haben wird uns immer mehr klar, dass wir einfach nur einen Ausschnitt aus dem Leben dieser
vier außergewöhnlichen Mädchen bekommen. Genauso wie wir es von einem Drama gewohnt wären. Nur das dies kein Drama ist,
da auch immer wieder trockener und eben oft sehr von der Situation abhängiger Humor seinen Weg in den Film findet.
Es ist außerdem ungewöhnlich, dass unsere Protagonisten augenscheinlich gar nicht so große Probleme mit der Beherrschung
ihrer Instrumente haben, so wie es in "Swing Girls" oder neuerdings "Check it out, Yo!" der Fall war. Ungewöhnlich auch,
dass es auch ansonsten keine großen Hindernisse gibt, die unsere Band von ihrem Auftritt abhält. Vielleicht davon
abgesehen, dass auch hier die Band sich einer ungewollten Verspätung in letzter Minute nicht entziehen kann.
Die meiste Zeit spielt "Linda Linda Linda" in der Schule oder irgendwelchen Proberäumen. Wir bekommen die unterschiedlichsten
Charaktere vorgestellt, so dass eben nicht nur die Hauptprotagonistinnen wie aus dem wahren Leben gegriffen scheinen,
sondern eben auch scheinbar unbedeutende Personen, wie Keis Ex-Freund oder einer der Lehrer. Dennoch stehen die vier
Mädels ohne Zweifel im Vordergrund, auch wenn es uns oftmals schwer fällt zu sagen, wer von ihnen denn jetzt eigentlich
die Hauptrolle hat. Aki Maeda dürfte vielen wegen ihrer Rolle in "Battle Royale" bekannt sein und sie scheint lange
Zeit das Sprachrohr bzw. die Anführerin der Gruppe zu sein. Als Schlagzeugerin scheint sie nicht nur an ihrem Instrument
den Rhythmus anzugeben. Doch das ändert sich schon bald als Kei, dargestellt von Yu Kashii mehr Facetten bekommt. Sie
scheint in der Tat den komplexesten Charakter der vier zu haben. Kleinere Geschichten wie ihre Beziehung zu ihrem
Ex-Freund oder Yamadas heimliche Liebe zu dem Jungen Kazuya, ja, selbst Song hat einen heimlichen Verehrer, der ihr
versucht mit gebrochenem Koreanisch den Hof zu machen, verdeutlichen, dass es in dem Film durchaus auch um die Liebe
geht, auch wenn diese erfrischend stark in den Hintergrund tritt und eigentlich nur wie ein Nebenmotiv am Rande
behandelt wird.
Heimlicher Star des Films ist eindeutig Bae Nu-da. Die koreanische Schauspielerin, die sich schon mit Filmen wie
"Barking Dogs never Bite" oder "Sympathy for Mr. Vengeance" einen Namen gemacht hat, zeigt hier eindeutig ihre
schauspielerische Überlegenheit den anderen gegenüber und spielt diese oftmals an die Wand. Dabei ist Baes Rolle eigentlich
gar nicht mal so anspruchsvoll, doch sie bringt das Kunststück zustande, das Motiv der Kommunikationsprobleme fast
alleine in den Film zu bringen. Außerdem sorgt sie damit dafür, dass es zu einigen guten Lachern kommt. Warum aber
eine koreanische Schauspielerin in einem japanischen Film? Sicher, Marketing-Gründe mögen mit reingespielt haben, denn
Bae ist bei weitem kein No-name, aber interessanterweise rührt das wohl hauptsächlich an Japans immer stärker werdendem
Interesse an Korea und seiner Kultur. Für Bae Nu-da bedeutet das, dass sie sich durchs Japanisch kämpfen muss und
gleichzeitig auch noch singen darf. Man merkt ihr zwar an, dass sie keine ausgebildete Sängerin ist, aber sie macht ihren
Job doch ziemlich gut.
Einen großen Kritikpunkt gibt es jedoch. Nozomi, die Bassistin, unterwandert fast vollständig unser Radar. Ihr
Charakter scheint keine größere Bedeutung zu haben und manchmal hat man das Gefühl, dass sie sich fast schon vor der
Kamera versteckt. Soll dies einfach nur Ausdruck dafür sein, dass sie von der schüchternen Sorte ist? Jedenfalls ist es
oft ziemlich irritierend.
Regisseur Nobuhiro Yamashita bevorzugt es seinen Film recht simpel und oft auch mit vielen langen und unbewegten Bildern
zu erzählen. Das raubt dem Film zwar etwas von seiner Dynamik, dennoch wirkt er dafür auch umso ernster. Gleichzeitig
kommt der zuweilen trockene Humor auch besser zur Geltung. Etwas störend ist es aber schon, wenn unsere Protagonistinnen
oft aus ungewöhnlich großer Entfernung aufgenommen werden, da so unnötig viel Distanz zwischen ihnen und dem Zuschauer
aufgebaut wird.
Noch ein paar Worte zur Musik: Diese ist keinesfalls aufdringlich und sehr gut in den Film eingearbeitet. Großen
Respekt auch an die Darstellerinnen, die ihre Instrumente alle selbst spielen! Der Musikstil ist dabei auch dem
westlichen Publikum zuvorkommend, denn Rock spricht wohl jeden an. Und wer nach dem Film nicht mindestens noch ein
paar Tage lang das Titellied "Linda Linda Linda" im Kopf hat, der hat mehr Glück als ich. Ein wahrer Ohrwurm.
Kleine Bemerkung am Rande: Im Moment muss man leider noch auf Fansubs aus dem Netz zurückgreifen, denn keine der
bisher veröffentlichten DVD-Versionen bietet englische Untertitel.
Manchmal wirken die Bilder etwas unterkühlt, doch das warme Gefühl der Freundschaft zwischen den Mädchen macht das wieder
wett. Außerdem gibt es auch einige farbenfrohere Szenen, sowie eine gute Portion Humor. Fragt sich am Ende nur in
welches Genre der Film fällt. Ein bisschen ins Drama und ein wenig ins Comedy-Genre, ist die eher unbefriedigende
Antwort. Fakt ist jedoch, dass wir die vier Mädels schon nach kurzer Zeit in unser Herz geschlossen haben. Die
Personen sind größtenteils sehr gut ausgearbeitet und die Darstellerinnen geben eine glaubwürdige und ehrliche
Performance ab.
Trotzdem mag man nicht herumkommen zu bemerken, dass der Film eigentlich keine Story hat. Das ist umso frustrierender,
wenn plötzlich der Abspann einsetzt und wir uns denken, dass da doch noch mehr sein müsste. Vielleicht sind wir auch
nur enttäuscht, dass wir nicht noch länger in dem wohlig-warmen Gefühl baden können, das uns die außergewöhnliche
Freundschaft der Mädchen beschert.
"Linda Linda Linda" ist einfach ein Film zum Wohlfühlen. Es geht um Freundschaft, Musik,
Liebe und das Ende eines Lebensabschnitts, ohne dass der Film dabei auch nur ansatzweise in Gefahr läuft
kitschig zu werden. Mit seinem Charme kann der Film seine paar Schwächen größtenteils wieder aufwiegen und so kann
dieses sehr schöne Comedy-Drama jedem nur wärmstens empfohlen werden.