Story: Woo-jae (Sol Kyung-gu) wird von seiner Freundin verlassen. Er ist am Boden zerstört und betrinkt sich des
Öfteren ohne zu sehen, dass eine gute Freundin von ihm, Yeon-soo (Song Yun-ah), nicht nur mit ihm leidet, sondern
schon seit längerem heimlich Gefühle für ihn hegt. Jahre vergehen und als Woo-jae seinen Armee-Dienst leistet bekommt er
Besuch von Yeon-soo. Diese hofft die Nacht mit ihm zu verbringen und ihm endlich ihre wahren Gefühle offenbaren zu
können. Doch sie ist einfach zu schüchtern und Woo-jae ist zu blind um zu erkennen, dass sie sich mehr als nur eine
platonische Freundschaft mit ihm wünscht.
Es vergehen wieder einige Jahre bis sich die zwei erneut über den Weg laufen. Yeon-soo ist mittlerweile Veterinärin und
Woo-jae arbeitet als High School Coach. Die zwei nähern sich aneinander an und schließlich scheint auch Woo-jae
diesmal mehr für Yeon-soo zu empfinden. Doch nachdem die beiden eine Nacht miteinander verbracht haben, bricht Woo-jae
die Beziehung plötzlich ab. Als er sich seiner wahren Gefühle bewusst wird und Yeon-soo aufsucht muss er feststellen,
dass diese nun schon einen anderen Freund, Sang-shik (Lee Ki-woo), hat, der ihr in Zeiten der Not und der Trauer ein
guter Freund war.
Kritik: "Lost in Love" ist keine der von vorneherein bis ins kleinste Detail durchschaubaren Romantikdramen,
sondern kann erstaunlich bewegend und ernst sein. Kein Film also mit bunter Korea-Optik und derbem oder
frechem Humor, sondern ein seriöses Drama über die Liebe und verpasste Gelegenheiten. Regisseur Chu Chang-min
erzählt mit seinem zweiten Film, nach "Mapado", eine ruhige und realistische Geschichte über zwei Menschen, die sich
immer wieder einander annähern, nur um sich dann wieder voneinander zu entfernen. Dabei wird nie versucht zu sehr auf
die Tränendrüse zu drücken und so kann einen "Lost in Love" mit seiner subtilen und dennoch romantischen Art durchaus
einnehmen.
Die ruhigen Bilder und Vorgänge auf dem Bildschirm haben einen schon bald in ihren Bann gezogen. Das Tempo des Films
ist meistens gemächlich, aber wirkt nie zu langsam, da immer etwas zu passieren scheint. Und das, obwohl tatsächlich
eigentlich nicht wirklich viel passiert. Diese Genügsamkeit des Films gepaart mit der intensiven Darstellung der
Schauspieler sorgt allerdings gerade dafür, dass das Drama im Endeffekt so gut funktioniert und man sich gerne darauf einlässt.
Hier gibt es keine Krankheit der Woche und keinen plötzlichen Unfall (nun, zumindest nicht was die Hauptprotagonisten
betrifft) und dafür alleine muss man den Machern des Films schon dankbar sein. Denn nur allzu gerne verlässt man sich auf diese
altbekannte Formel. "Lost in Love" geht allerdings in eine leicht andere Richtung, auch wenn im Endeffekt nichts
wirklich Originelles passiert. Leider hat man auch hier schon vieles woanders gesehen, aber das subtile Liebesdrama
funktioniert trotzdem ziemlich gut und wirkt keineswegs so abgegriffen wie die schon erwähnten "Krankheit der Woche"
-Vertreter des Genres.
Die Erzählstruktur des Films ist auch so ein Fall: Immer mal wieder gibt es ein paar mehrjährige Zeitsprünge in die
Zukunft und wir sehen die Protagonisten in ihren Charakteren leicht verändert sich wieder einander annähern. Gerade
in letzter Zeit scheint das ein sehr beliebtes Stilmittel. Als Beispiel sei hier z.B. "Love Phobia" genannt. Auch
hier hat man versucht der Liebesgeschichte etwas Episches zu geben indem man sie sich über mehrere Jahre erstrecken
lässt. Komischerweise hat man aber nicht wirklich das Gefühl, dass sich die Hauptcharaktere stark weiterentwickeln.
Das spiegelt sich auch im Aussehen der Personen wider. Gerade Woo-jae wirkt zu Anfang einfach viel zu alt für einen
High School Schüler und so kann man ihn erst in den späteren Jahren wirklich ernst nehmen.
Die stellenweise ereignislose Story wird allerdings von den Schauspielern um einiges wieder aufgepeppt. Darsteller
Sol Kyung-gu ("Peppermint Candy", "Public Enemy") darf diesmal seine weiche Seite zeigen und vor allem später im Film
darf er nochmal richtig aufdrehen. Song Yun-ah ("Face") überzeugt ebenfalls und stellt mit Yeon-soo eine Frohnatur dar,
die aber nie viel davon zeigen kann, da sie immer in konstanter Trauer ist. Die Beziehung zwischen den beiden Charakteren
ist schön anzusehen und lebt von dem subtilen und unaufdringlich emotionalen Szenen zwischen ihnen. Gerade die Dialoge
zwischen ihnen stellen die Highlights des Films dar. Denn hier ist das wichtig was eben nicht gesagt wird oder nur
durch einen Gesichtsausdruck oder eine Gestik vermittelt wird. Irgendwie kann man aber nicht drum herum die Charaktere
an manchen Stellen dafür ohrfeigen zu wollen, dass sie nicht das sagen, was sie eigentlich meinen. Aber genau darum geht
es ja wie gesagt - um verpasste Gelegenheiten.
Ein paar kleinere Nebenstorys bereichern den Film noch zusätzlich, wie z.B. Sang-shik und seine Liebe zu Yeon-soo oder
die Mutter Yeon-soos und deren Freund. Hier wird nochmal auf anderer Ebene vermittelt, was eigentlich die Grundaussage
des Films ist: Nutze den Moment und verschenke keine Gelegenheiten, denn das Leben ist sowieso kurz genug. Schöne
Worte, an die man sich halten sollte, doch sie wurden eben nicht zum ersten Mal gesprochen. Außerdem wirkt "Lost in Love"
mit seiner fast 2-stündigen Laufzeit manchmal ein wenig zu breit getreten. Ein paar der Charaktere im Film treten einfach
zu plötzlich hinzu und verschwinden dann einfach wieder ohne einen tatsächlichen Nutzen für die Story zu haben. Als
Beispiel kann man hier z.B. Woo-jaes Vater anführen. Das mag ja ok sein für Filme die einfach Augenblicke des Lebens
bestimmter Individuen einfangen wollen, aber eben nicht für einen Film, der mit seiner dramatischen Liebesgeschichte
ruhig etwas kompakter gestrickt hätte sein können.
Schlussendlich ist "Lost in Love" wirklich empfehlenswert, doch ihm fehlt noch das gewisse Etwas.
Das Ende erweist sich übrigens insofern als gelungen, als dass hier die selbe traurige bitter-süße Note
eingearbeitet wurde wie sie im gesamten Film durchscheint. Herzerwärmend und herzzereißend zugleich. Wenn der
Drehbuchschreiber und Regisseur Chu Chang-min qualitativ genauso überragende Arbeit abgeliefert hätte wie die
Schauspieler, hätte etwas Besonderes aus "Lost in Love" werden können. Doch auch so ist das Endprodukt noch
versöhnlich genug um ihm ohne Bedenken einen Daumen nach oben geben zu können.