Story: Shinnojo Mimura (Takuya Kimura) ist Samurai eines niedrigen Ranges. Sein Traum ist es eines Tages ein
Dojo zu eröffnen und Kindern unabhängig von ihrer Herkunft den Schwertkampf beizubringen. Doch seine jetzige Aufgabe
bringt ihm und seiner Frau Kayo (Rei Dan) ein gesichertes Einkommen, so dass er noch nicht den Mut fassen konnte sein
Leben zu ändern. Allerdings soll ihn seine Anstellung als Gifttester für den hiesigen Lord bald ins Unglück stürzen,
denn eine der Mahlzeiten, die Mimura vortesten muss, ist vergiftet, und so fällt der Samurai in ein Koma mit starkem
Fieber. Seine Leben kann zwar gerettet werden, aber als er Tage später die Augen wieder aufschlägt muss er feststellen,
dass er nun blind ist.
Mimuras Familie findet sich schließlich zusammen und berät, wie Mimura zukünftig seine Frau und sich versorgen kann.
Man beschließt, dass Kayo die Hilfe des hochrangigen Samurai Toya Shimada (Mitsugoro Bando) annehmen soll, damit dieser
beim Lord ein gutes Wort einlegt und Mimura bis an sein Lebensende sein Gehalt als Samurai bekommt. Für diesen Gefallen
muss Kayo jedoch Shimadas Geliebte werden. Als Mimura davon erfährt will der blinde Samurai seine Ehre retten und
fordert Shimada zum Duell...
Kritik: Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, was ein fähiger Regisseur aus einer altbekannten Geschichte
herausholen kann. Die Motive, die Yoji Yamada in "Love and Honor" bearbeitet, sind denen aus "The Twilight Samurai" und
"The Hidden Blade" nicht unähnlich, und das sollte auch nicht verwundern, schließt dieser Film doch eben Yamadas
"Samurai-Trilogie" ab. Hat die Serie denn nun einen würdigen Abschluss erfahren? Auf jeden Fall!
Woran es genau liegt, dass
Yamada seinen Werken etwas Besonderes verleihen kann, ist nicht leicht zu definieren, aber vielleicht ist das genau
Teil der Filmmagie, die er in seine Werke verwebt. Ein Grund für den Erfolg von "Love and Honor" ist aber sicherlich,
dass der Film sehr charakterorientiert ist. Wer mit Yamadas Filmen nicht vertraut ist, sollte hier also auf keinen
Fall einen typischen Samurai-Film mit etlichen Schwertkämpfen erwarten. "Love and Honor" ist, wie es der Titel schon
sagt, ein Drama über Liebe und Ehre - und den Weg des Samurai.
Der Zuschauer wird langsam, aber stetig in die Welt und das Leben des Samurai Mimura hineingezogen. Der noch recht
junge Samurai hat seine eigenen Träume, ist manchmal erstaunlich kindisch, und dennoch sind in ihm fest die Wertvorstellungen
eines Samurai verankert. Gerade seine manchmal etwas lockere Art macht es für den Zuschauer aber sehr einfach sich mit
ihm zu identifizieren. Das Bild, das von Mimura gezeichnet wird, wird im Verlauf des Films immer komplexer, und Schauspieler
Takuya Kimura gibt dabei eine wahrlich beeindruckende Darstellung ab. Das ist für manche vielleicht umso erstaunlicher,
als dass er bisher doch hauptsächlich durch die sehr bekannte JPop Gruppe "Smap" Ruhm erlangte. Allerdings hat Takuya
schon in einigen TV-Serien oder Wong Kar-Wais "2046" Erfahrungen sammeln können. Hier hat er jedoch das erste Mal eine
Hauptrolle auf der großen Leinwand und er macht wirklich das Beste daraus. Seine manchmal jungenhafte Art, verschmilzt
in seinem ansonsten sehr ehrenhaften und männlichen Charakter zu einer glaubwürdigen Einheit.
In "Love and Honor" herrscht eine gewisse Simplizität vor, die uns auf ehrliche Weise in das Leben des Protagonisten
einführt. Das bedeutet aber auch, dass sich die Story wie für ein Drama angemessen recht langsam entfaltet. Dennoch
muss man nicht wirklich viel Geduld mitbringen, da es Yamada perfekt versteht das Publikum am Leben der Personen auf
dem Bildschirm teilnehmen zu lassen. Somit haben auch die kleinsten dramatischen Momente einen enormen Einfluss auf uns,
eben auch, weil sie sich so ehrlich und wie aus dem wahren Leben gegriffen anfühlen.
Zu diesem angesprochenen Realismus trägt auch die Regie bei. Sie als schlicht oder simpel zu bezeichnen würde dem Regisseur
absolut Unrecht tun. Diesen Anschein mag man aber zuerst bekommen. Wenn man genauer hinsieht, wird einem jedoch die
Natürlichkeit auffallen, mit der Yamada die Geschehnisse einfängt. In dieser Natürlichkeit liegt etwas Poetisches und
Reines, das man so nur selten in einem Film vorfindet.
Die Poesie der Bilder wird auf ganz unterschwellige Art vermittelt, weshalb sie eben auch so effektiv im Zuschauer
wirken kann. Die immerwährend niederregnenden Herbstblätter im Garten von Mimura sind nur ein Beispiel für die
Schönheit der Bilder. Seinen Darstellern verlangt Yamada mit seiner Art der Regieführung ebenfalls einiges ab, denn lange
Aufnahmen ohne einen Schnitt gehören zu Yamadas Lieblingstechniken. Das unterstützt die schon erwähnte Natürlichkeit
und kreiert gleichzeitig auch eine gewisse Dynamik.
Unterstützt wird der Regisseur durch hervorragende Darsteller, von denen sich auch Neuling Rei Dan als devote Ehefrau
in die Herzen der Zuschauer spielen kann, auch wenn ihrem Charakter ein bisschen mehr Farbe nicht geschadet hätte.
Besonderes Lob verdient jedoch Takashi Sasano als Tokuhei, Mimuras Hausmädchen für alles. Seine schrullige und oft
auch ungewollt komische Art bringt dezenten Humor in den Film, der auch an anderer Stelle wiederzufinden ist.
Takuya schafft es hervorragend den Film als blinden Samurai zu tragen, und seine Kendo-Künste können sich auch sehen
lassen. Was uns aber so sehr in den Film einbinden kann, sind seine Motive. Hier geht es nicht nur um das für manche
Westler vielleicht etwas abstrakt erscheinende Ehrverständnis eines Samurai, sondern um die Liebe eines Mannes zu
seiner Frau. Mit seinem Duell gegen Shimada will Mimura nicht (nur) seine Ehre als Samurai bewahren, sondern er möchte
die Ehre seiner Frau wiederherstellen - er möchte seine Liebe retten.
Yamada beweist bei seiner Geschichte wieder einmal wahres Feingefühl, denn anstatt einfach ein paar emotionale Momente
in den Film zu packen, die beim Zuschauer ein paar Tränen hervorrufen können, geht er ehrlich mit seinem Drama und dem
Publikum um. Das hat zur Folge, dass "Love and Honor" auf einer viel tieferen Ebene wirksam werden kann, als wir es
vom Standard-Drama gewohnt sind. Genau diese Ehrlichkeit und Natürlichkeit ist es, die Yamadas Filmmagie ausmacht.