Story: Yui (Eason Chan) und Ching (Niki Chow) sind schon seit geraumer Zeit ein Paar. Ihre Beziehung hat
schön angefangen, doch mittlerweile streiten sich die beiden immer mehr über unwichtige Kleinigkeiten. Um ihre
Beziehung noch zu retten beschließen die zwei eine Reise nach Europa zu unternehmen. Am Abreisetag müssen die beiden
allerdings feststellen, dass jemand ihren Wagen und ihr darin befindliches Gepäck gestohlen haben. Yui will daraufhin
die Polizei alarmieren, Ching will jedoch den Flug nicht verpassen. Es entbrennt ein heftiger Streit an dessen Ende sich
die beiden trennen.
Durch Zufall entdeckt Yui kurz darauf sein Auto in einer Seitenstraße. Unglücklicherweise wurde sein Auto von einer
Räuberbande vom Festland gestohlen und so wird Yui von ihnen als Geisel gefangen genommen. Der Anführer der Bande
Wah (Wang Zhiwen) weiß, dass Yui in einem Krankenhaus arbeitet und so zwingt er ihn dazu einen Verletzten in der
Gruppe zu behandeln. Falls dieser sterben würde, würde auch Yui nicht mehr lange leben. Aber irgendwann wird Yui
klar, dass er diesen Tag wohl sowieso nicht überleben wird.
Ching bekommt durch einige Zufälle mit, dass irgendwas nicht mit Yui stimmt, und dass er in Gefahr zu sein scheint.
Die Polizei will ihr allerdings nicht helfen und so macht sie sich selbst auf die Suche nach ihm...
Kritik: Die Zeiten in denen HK-Kino düster, tragisch und emotional mitnehmend war sind schon seit längerem
vorbei. Ab und zu gibt es zwar ein paar Filme wie "One Nite in Mongkok" oder "SPL", die einen an jene gute Zeiten
zurückerinnern lassen, aber solche Werke sind doch eher selten gesäht. In diesen schlechten Zeiten, in denen
Johnnie To fast im Alleingang das HK-Kino versucht am Leben zu erhalten, kommt tatsächlich ganz unerwartet ein kleines
Juwel zum Vorschein: "Love Battlefield"!
Ein Film, der sich anfühlt wie gutes altes HK-Kino und einen sofort in seinen Bann zieht. Bewegend und mit einer guten
Portion düsterem Nihilismus verbindet hier Regisseur Cheang Pou-Soi auf beeindruckende Weise einen typischen
HK-Thriller mit einer schönen Liebesgeschichte, die ohne jegliche Klischees auskommt.
Regisseur Cheang Pou-Soi konnte mit seinem packend-abstoßenden "Dog Bite Dog" mein Interesse für seine früheren Werke
wecken und zu meiner Überraschung erweist sich "Love Battlefield" als wesentlich unterhaltsamer und packender, wenn
auch nicht als ganz so düster wie "Dog Bite Dog". In vielen Belangen ist "Love Battlefield" ein beeindruckender Film.
Nicht nur, dass wir hier eine Rückkehr zum geliebten HK-Thriller-Genre haben, nein, es wird auch noch eine Liebesgeschichte
in den Vordergrund gestellt, die perfekt eine Einheit mit dem Rest des Films eingeht. Die Emotionen sind zu jedem
Zeitpunkt glaubwürdig und intensiv, die Darsteller, von den Nebendarstellern abgesehen, geben eine tolle Vorstellung
ab und das Drehbuch ist erfrischend unvorhersehbar. Hier kann alles passieren und das ist es auch was den Film so
ungemein spannend und packend macht.
Szeto Kam-Yuen ist einer der besten Drehbuchschreiber der ehemaligen britischen Kronkolonie, der schon die Storys zu
etlichen großartigen Filmen wie, "The Longest Nite", "Expect the Unexpected", "SPL" oder eben neuerdings Johnnie
Tos "Exiled" lieferte. Seine Stories sind zwar immer nihilistisch und bei den wenigsten darf man ein Happy End
erwarten, aber Szeto verpasst es eben auch nicht den emotionalen Impact seiner Geschichten besonders intensiv zu
gestalten. Das gelingt ihm auch hier wieder durch wunderbar ausgearbeitete Charaktere, deren Verhalten zu jedem
Zeitpunkt nachvollziehbar ist.
Eason Chan spielt Yui, einen Mann, der seine Freundin für selbstverständlich hinnimmt und erst weiß was er für Fehler
in der Beziehung begangen hat und was er überhaupt an dieser hatte, als alles den Bach runterzugehen scheint. Als
er als Geisel bemerkt, dass er von den Gangstern gebraucht wird bringt er sich manchmal fast schon auf furchtlose Weise in die
Pläne mit ein und konfrontiert seine Kidnapper immer wieder um seine Freundin zu schützen, die Gefahr läuft von den
Gangstern umgebracht zu werden, falls sie ihren Freund tatsächlich finden sollte.
Ching, gespielt von Niki Chow, hat einige sehr überzeugende emotionale Szenen, ihr Charakter ist vielschichtiger als man
es anfangs für möglich gehalten hat, und als Yui gekidnappt wird, wird auch sie sich schließlich bewusst wie
stark ihre Liebe zu Yui immer noch ist. Also begibt sie sich ohne groß nachzudenken auf die Suche nach Yui um ihm auf eigene
Faust zu helfen. Ihre Aussichten auf Erfolg mögen zwar bestenfalls gering sein, aber genau darum geht es eben: die
Macht der Liebe. Das mag sich alles ungemein kitschig anhören und das wäre es in den Händen eines anderen Regisseurs
mit Sicherheit auch geworden, aber in "Love Battlefield" stellt sich das alles als äußerst natürlich dar, ohne dass man
das Gefühl hätte, dass der Regisseur versuchen würde den Zuschauer auf irgendeine Art und Weise in seiner Gefühlswelt
zu beeinflussen. Das passiert einfach ganz automatisch.
Ebenfalls großartige Arbeit leisten Wang Zhiwen als Bösewicht und Qin Hailu als seine Ehefrau. Wah kann äußerst
kaltblütig sein und bietet sich somit als alles andere als eine Identifikationsfigur an, dennoch verkommt er nicht zum
Klischee des Bösewichts, sondern mutet trotz allem noch sehr plastisch an. Es wird zwar niemals versucht seine Taten
moralisch zu rechtfertigen, aber trotzdem wirkt er nicht einfach nur wie einer jener Bösewichte, denen man sofort den
Filmtod wünschen würde. Zum Teil liegt das auch an seiner Frau Qin, die eine weitere Ebene in den Film einbringt, denn
auch zwischen ihr und Wah ist das Liebesmotiv des Films verkörpert.
Neben diesem Vierergespann wirken die restlichen Charaktere natürlich äußerst blass. Raymond Wong kann trotz Verkleidung
nicht wirklich überzeugen, Kenny Kwan ebensowenig und auch der Rest der Besetzung scheint nur eine Dreingabe zu sein.
Es gibt aber noch weitere Kritikpunkte, denn perfekt ist "Love Battlefield" dann doch nicht. Die Story beinhaltet
einfach viel zu viele Zufälle, einige von ihnen wirken etwas zu sehr erzwungen, und überdies wirken auch einige der
Zeitlupen und Musikuntermalungen etwas zu aufgesetzt. Das ist schade, denn gerade hier gibt es auch einige schöne
Dinge zu erwähnen. Der Soundtrack ist grundlegend sehr passend und mitnehmend, aber vor allem einige schöne
Kameraeinstellungen wissen zu überzeugen. Oftmals bekommen wir in einigen schnell eingeworfenen Bildern gezeigt, welche
Auswirkungen einige der gerade stattfindenden Taten auf die Zukunft haben. Beispielsweise machen wir während einer
Schießerei kurze Sprünge in die Zukunft, in der von Polizisten der Tatort untersucht wird. Das alles wirkt sehr stylish
und überdies sind einige der Sets sehr schön gestaltet. Gerade das Auto auf dem Grund des Hafens wirkt mit dem
Lichteinfall durchs Wasser fast schon verträumt.
"Love Battlefield" erweist sich, um es nochmal zu betonen,
als ungemein packend und spannend. Die Liebesgeschichte ist bewegend, die Charaktere
glaubwürdig, die Darsteller leisten Großartiges und die Story, von einigen Zufällen abgesehen, ist sehr gut gelungen.
In Cheangs Film wird um die Liebe gekämpft, ohne dass wir dabei auf düsteren HK-Thriller verzichten müssten. Die
Charaktere verhalten sich dabei zu jedem Zeitpunkt den Situationen angemessen und wachsen oder verändern sich durch
diese. Aber das wirklich faszinierende an dem Film ist, dass wir nie wissen was als nächstes passiert. Wir wünschen
uns zwar ein Happy End, aber am Ende kann dann doch alles möglich sein. Das erfahren wir schon nach wenigen Minuten
im Film und das macht auch den Reiz dieses äußerst gelungenen Genre-Mix aus. Spannend bis zur letzten Minute und ein
Muss für jeden Thriller-Fan!