Story: Der Pfarrer Joo Yeong-soo (Kim Myung-min) muss eine große Summe Lösegeld an den Kidnapper (Uhm Ki-joon) seiner Tochter
zahlen. Da Joo allerdings die Polizei, entgegen den Befehlen des Kindnappers, einschaltet, geht die Übergabe schief und der Pfarrer sieht seine
Tochter nicht mehr wieder.
Acht Jahre vergehen und obwohl Joo von dem Tod seiner Tochter überzeugt ist, sucht seine Ex-Frau Min-kyeong (Park Joo-mi)
immer noch verzweifelt nach ihrer gemeinsamen Tochter. Joo hat sich mittlerweile von Gott abgewendet und versucht als heruntergekommener
Geschäftsmann irgendwie über die Runden zu kommen. Seine Ex-Frau leitet währenddessen immer wieder Fälle von vermissten Kindern an den
Ermittler Koo (Lee Byeong-joon) weiter, doch scheint nie ein Zusammenhang zwischen dem Verschwinden ihres Kindes und den neuen Fällen zu bestehen.
Eines Tages erhält Joo jedoch einen Anruf von dem Kidnapper von damals. Seine Tochter ist am Leben und gegen eine große Summe Lösegeld soll
er sie wiederbekommen. Unglücklicherweise hat Joo erhebliche Probleme, das Geld aufzutreiben. Diesmal will er aber nicht den gleichen Fehler wie damals
begehen und so lässt er die Polizei aus dem Spiel und ermittelt stattdessen selbst.
Kritik: Irgendwie muss man unweigerlich an Park Chan-wooks Rache-Trilogie denken, wenn man die Story von "Man of Vendetta" liest. Dementsprechend
erweist sich der Film als besonders enttäuschend. Das größte Problem von Woo Min-hos Regiedebüt ist die unausgefeilte Geschichte, die selbst nicht
so genau weiß, wo sie ihren Schwerpunkt legen möchte. Offensichtlich nicht auf dem Rachemotiv und da erweist sich eben der internationale Titel
als irreführend, denn der koreanische Titel "A Destroyed Man" führt uns schon eher in die richtige Richtung. In Woo's Thriller geht es um den
Pfarrer Joo und wie er mit seiner Schuld umgeht, bzw. darum, wie weit er gehen würde, um seine Tochter wiederzubekommen. Gerade das anfangs sehr gemächliche
Tempo macht früh deutlich, dass es sich bei dem Film eigentlich um ein Charakterdrama handelt, welches sich um den Pfarrer Joo dreht,
der seinen Glauben verloren hat und eben ein innerlich zerstörter Mann ist. Um aber auf dieser Ebene überzeugen zu können, mangelt es dem Film einfach
an Glaubwürdigkeit und guter Charakterzeichnung.
Kim Myung-min ("Return", "Beethoven Virus") ist ohne Zweifel ein herausragender Darsteller und wenn es dabei auch nur um seinen Fleiß geht, da er
sich immer intensiv auf seine Rollen vorbereitet. In "Man of Vendetta" gibt es immer wieder ein paar schauspielerische Ausbrüche seinerseits, die
uns davon überzeugen können, dass er sein Handwerk versteht, aber sein Charakter bleibt im Gesamten ziemlich flach. Das Drehbuch versäumt es, uns
dieser gequälten Seele näher zu bringen und so bleibt die emotionale Anteilnahme des Zuschauers an seinen Entscheidungen auf einem Minimum. Genauso
verhält es sich mit den anderen Charakteren, obwohl diese stellenweise tatsächlich sogar mehr Sympathie für sich gewinnen können als Joo. Joos Ex-Frau,
die dem Drehbuch eigentlich nur als Werkzeug dient, und Ermittler Koo können in ihren wenigen Szenen oftmals mehr Farbe zeigen als Joo selbst,
und das obwohl sie eigentlich nur recht zwei-dimensional dargestellt sind. Kommen wir aber zum Killer, der doch mit das größte Problem verkörpert.
Womöglich ist das Problem um die Figur des Killers aber auch nur ein rein subjektives. Denn es handelt sich bei diesem schlicht um ein Monster.
Irgendwie mangelt es da doch aber am Motiv. Böse sein nur des Böse-Sein willens? Es mag ja noch in Ordnung sein, dass der Killer Kinder entführt,
Lösegeld fordert und diese dann doch umbringt. Da gibt es Parallelen zur grausamen Realität, aber da hört es bei dem Killer nicht auf. Man könnte
meinen, dass jemand, der es über Jahre hinweg geschafft hat, nicht gefasst zu werden, eine gewisse kriminelle Intelligenz an den Tag legt. Nicht
aber dieser Killer. Seine impulsiven Handlungen wie Mord am hellichten Tag im Freien, wenn auch zugegeben an einem leicht abgelegenen Ort, machen
es total unglaubwürdig, dass er so lange auf freiem Fuß bleiben konnte. Überdies zeigt ihn das Drehbuch oft überzeichnet böse, wenn es um Joos
Tochter geht. Immerhin hat man sich einen ziemlich guten Grund einfallen lassen, warum er das Mädchen so lange hat am Leben lassen.
Leider mangelt es dem Thriller auch an einer nachvollziehbaren Struktur. Am Anfang werden uns Joos neue Lebensumstände präsentiert und sein Charakter
näher vorgestellt. Zumindest sollte dieser Teil des Films genau jene Funktion erfüllen. Dummerweise verwendet der Regisseur viel Zeit auf diese
Charakterausleuchtung, ohne dass der Zuschauer tatsächlich eine ausgearbeitete Figur präsentiert bekommt. Dementsprechend macht sich schnell
Desinteresse breit. Dann bekommen wir nach einiger Zeit ganz unerwartet mehr Einblick in das Leben des Killers, nur dass wir auch hier wieder
eigentlich nicht wirklich etwas Herausragendes erfahren. Vielmehr mangelt es den Charakteren an der Tiefe, die einen solchen Thriller überhaupt erst
spannend machen. Gegen Ende wird es dann zumindest ein wenig nervenaufreibender, aber nach den sich dann gegebenen Umständen scheint es schlichtweg
unbegreiflich, warum sich Joo nicht Hilfe von der Polizei holt. Allerdings erweist sich "Man of Vendetta" an vielen Stellen nicht wirklich
logisch.
Es scheint in Korea ein Handbuch zu geben, wie man optisch einen Thriller zu drehen hat. Dementsprechend kann man auf technischer Ebene selten einen guten
von einem schlechten koreanischen Thriller unterscheiden. "Man of Vendetta" ist solide gemacht und zeigt genau da seine Schwächen, wo sie bei
einem Thriller nicht liegen sollten - beim Drehbuch. Die Figuren sind starre Holzpuppen, denen das Leben und die Glaubwürdigkeit fehlt und das
Motiv des am Boden zerstörten Mannes wird einfach nicht glaubwürdig über den gesamten Film getragen. Thriller dürfen außerdem auch kürzer als
zwei Stunden sein und gerade "Man of Vendetta" hätte davon profitiert. Nebenmotive wie Schuld und Sühne, die gerade durch die christliche
Religion guten Raum im Film gefunden hätten, werden kaum angeschnitten, was noch einmal mehr die Mängel des Films herausstellt. Das Ende bietet
zwar einen überraschend emotionalen Moment - dank einer einzigen simplen Frage, die aufgeworfen wird -, aber es würde zu viel guten Willen brauchen,
um nur deswegen dem Film als Gesamtes mehr als ein "durchschnittlich" zu attestieren.