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Original Title:
Malaton

South Korea 2005

Genre:
Drama

Director:
Jeong Yoon-chul

Cast:
Cho Seung-woo
Kim Mi-suk
Baek Seong-hyeon
Lee Gi-yeong
Ahn Nae-sang
Park Mi-suk


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Marathon

Story: Cho-won (Cho Seung-woo) ist Autist. Seine Mutter (Kim Mi-suk) hat sich nach anfänglichen Fehlern in seiner Erziehung aufopferungsvoll um ihn gekümmert, was allerdings zur Folge hatte, dass ihr Ehemann (Ahn Nae-sang) ausgezogen ist und sie ihren zweiten Sohn (Baek Seong-hyeon) sträflichst vernachlässigt hat.
Sie bringt den nun 19-Jährigen mit dem Rennen in Berührung. Cho-won, der eine außerordentliche Liebe für die Natur und Tiere entwickelt hat scheint sich nur beim Rennen wiklich frei zu fühlen und sich anderen öffnen zu können. Seine Mutter lässt ihn bei einem Marathon mitlaufen und er wird sogar tatsächlich Dritter. Nun hat sie große Ziele für Cho-won und sie engagiert einen Trainer für ihn, der früher selbst ein namhafter Marathonläufer war. Mittlerweile ist Jung-wook (Lee Gi-yeong), der Trainer, allerdings nur noch ein Schatten seiner selbst, der wegen Trunkenheit am Steuer Sozialarbeit in einer Behindertenschule leisten muss. Er ist nicht sonderlich motiviert, doch nach einiger Zeit mit Cho-won erkennt er dessen Potenzial und die beiden freunden sich sogar an.
Cho-wons Mutter kommen allerdings Zweifel, ob das Marathon-Rennen wirklich etwas für ihren Sohn ist oder ob er nicht einfach das macht, was sie von ihm möchte. Sie verwirft ihre Träume von Cho-won als Marathonläufer wieder, doch ihr Sohn entwickelt langsam seine eigenen Wünsche...

Kritik: "Marathon" ist ein bewegendes und außergewöhnlich gut gelungenes Drama, das trotz seiner oftmals manipulativen Art mehr als überzeugen kann. Ab und zu verliert sich Regieneuling Jeong Yoon-Chul mit seinen Bildern zwar in einigen Klischees, dafür gibt es aber auch viele Momente, denen eine ungewöhnliche Magie innewohnt.
Gleichzeitig zeigt man uns, dass der Hauptcharakter keinesfalls an Autismus leidet, denn "leiden" würde auf eine Krankheit zutreffen, nicht aber auf diese Art der Behinderung. Cho-won nimmt vielmehr die Welt einfach anders wahr. Auch wenn natürlich viele Emotionen mit einspielen, da er seiner Umwelt durchaus zur Last fällt, so zeichnet Regisseur Jeong doch durchwegs ein äußerst positives Bild, das nicht anders als herzerwärmend und nahegehend beschrieben werden kann.

Autismus wird unter den Menschen immer bekannter, doch gibt es immer noch viele Missverständnisse. Vielen durch den Film "Rain Man" vorgestellt, glauben die meisten, dass diese Behinderung immer mit unwahrscheinlicher Rechenbegabung oder ähnlichem einhergeht. Dem ist nicht immer so, auch wenn viele Autisten tatsächlich anderweitig äußerst begabt sein können. Auch in "Marathon" wird auf belustigende Weise eine Anspielung auf dieses Vorurteil gemacht. Als der Coach bemerkt, dass Cho-won wortgetreu eine Tierdokumentation nacherzählen kann, stellt er ihm eine Matheaufgabe. Nun, da hat er nicht sehr viel Erfolg...
Tatsächlich erfahren wir auf interessante Weise sehr viel über Autisten. So halten sie sich z.B. gerne an altbekannte Muster, d.h. sie haben gerne ihren Stammplatz in der Kantine, sie sind schwierig für etwas zu motivieren und verstehen manche Dinge in ihrer fast kindlichen Naivität einfach anders als sie gemeint sind. Doch der größte Unterschied von ihnen gegenüber Nicht-Autisten ist, dass sie nicht in der Lage zu sein scheinen zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen oder echte Emotionen zu zeigen. Wie sollte es anders sein, in diesem Drama belehrt man uns bzgl. des letzten Punkts natürlich eines besseren.

Die schauspielerische Leistung von Cho Seung-woo ("The Classic", "Who are you") ist wirklich beeindruckend. Er scheint immer ein wenig geistig abwesend zu sein, erweckt aber mit seiner lebhaften Art schnell Sympathien. Besonders stark muss hervorgehoben werden, dass sich Cho niemals versucht in den Vordergrund zu spielen oder der Star des Films sein zu wollen. Er ist einfach wer er ist und das macht seine Darstellung eben so glaubwürdig.
Ebenfalls noch zu erwähnen ist Kim Mi-suk, die Cho-wons Mutter darstellt. Sie ist hin- und hergerissen und weiß oft einfach nicht, ob das was sie macht auch wirklich das Richtige ist. Hat Cho-won tatsächlich Spaß am Marathon-Laufen oder ist das einfach etwas, das sie ihm eingeredet hat. Sicher kann man sich da bei Cho-won nicht sein und ihre Fürsorge für ihren Sohn entwickelt sich oftmals zur Obsession. Kein Wunder, will sie doch einen Fehler wiedergutmachen, den sie vor etlichen Jahren als junge Mutter beging.
Die Beziehung zwischen Cho-won und seiner Mutter ist interessant und man zeigt uns, dass sich die Beteuerungen der Mutter, dass ihr Sohn wie jeder andere sei am Schluss eben doch als falsch herausstellen. Cho-won ist anders, wie sie erkennen muss, doch macht ihn das eben noch lange nicht zu einem schlechteren Menschen.

Die Obsession der Mutter sich um ihren Sohn kümmern zu müssen und der Fakt, dass sie ihre Wünsche auf ihn projiziert, haben natürlich die Familie auseinandergebracht. Der Vater ist fast immer weg und kommt selten zu Besuch und der jüngere Bruder Cho-wons wird von seiner Mutter vernachlässigt. Schade, dass der Film gerade hier zu wenig von den interfamiliären Problemen zeigt. Das Ganze wird einfach nur angeschnitten, im Vordergrund bleibt aber das Sportdrama um Cho-won.
Sportdrama? Ja, genau so fühlt sich "Marathon" manchmal an, was auch einer der großen Kritikpunkte ist. Da hätten wir den unmotivierten Coach, der sich dann aber mit seinem Schüler anfreundet und ihn zu Höchstleistungen bringt, sowie das vorhersehbare Ende als plötzlich ein Twist dafür sorgt, dass Cho-wons Mutter nun doch nicht will, dass ihr Sohn an dem Marathon teilnimmt und dieser schließlich dennoch aus eigenem Willen dort auftaucht. Alles ziemlich vorhersehbbar und einfach zu stereotyp für den Film, denn hier hatte man eigentlich besseres erwartet.

Sehr gut gelungen ist der Humor, denn mehr als einmal darf man hier richtig gut lachen, z.B. als der Coach Cho-won seine Pflaumen wegisst und dieser dann verzweifelt nach ihnen sucht, seinen Lehrer schließlich verdächtigt und fortan mit seiner Sporttasche seine Runden dreht. Meistens beruht der Humor aber auf den eulenspiegelartigen Verhaltensweisen Cho-wons. Er versteht die Dinge so wie sie gesagt werden und wenn einmal die Dinge nicht so laufen wie er es sich gedacht hat oder es ihm aufgetragen wurde, dann benimmt er sich fast wie ein Computer, der eine Error-meldung anzeigt. Tatsächlich scheinen Cho-won die meisten Gefühle fremd zu sein, doch seine Liebe zur Natur und zum Rennen scheinen ein Ausnahme darzustellen. Auch wenn viele Szenen ein wenig kitschig anmuten sollten, was auch teilweise wegen der typischen zu Tränen rühren wollenden Klaviermusik so ist, so gibt es doch genügend Momente, die eine außergewöhnliche Magie besitzen. Wenn Cho-won mit den Fingern das Gras beim Rennen streift oder am Ende durch die Menschenmengen schreitet, dann ist dies für ihn die Brücke zu anderen Menschen. Hier kann er fühlen, frei sein und zwischenmenschliche Gefühle aufbauen. Dabei gewährt uns der Regiseur am Ende auch einen Blick in Cho-wons Kopf und zeigt uns wie er die Dinge sieht. Es sind diese Momente, die "Marathon" zu etwas besonderem machen.

Regisseur Jeong Yoon-chul verbindet hier auf recht gelungene Weise ein Sportdrama mit einem Drama über einen Autisten. Er stellt uns auf ehrliche und manchmal äußerst witzige Weise die Welt dieser außergewöhnlichen Menschen vor und schafft es dabei niemals ins Melodramatische abzugleiten. Auch wenn es der Film schafft in manchen Belangen tatsächlich besser als "Rain Man" zu sein, so wirkt die Sportstory mitsamt seinen Klischees doch manchmal etwas abgedroschen. Außer Cho-won und seiner Mutter bleiben die Charaktere etwas unausgearbeitet und wie schon erwähnt hat man das Gefühl als wenn die Gefühlswelt des Zuschauers zu oft manipuliert wird. Immerhin führt man uns aber nicht zu einem tränenreichen, sondern herzerwärmenden Ende hin. Ein empfehlenswertes Drama, das nur knapp eine höhere Wertung verpasst hat.

(Autor: Manfred Selzer)
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