Story: Jun-young (Kam Woo-seong) arbeitet an einem College als "Englisch Literatur"-Professor. Irgendwie hat
er bisher nicht die richtige Frau finden können und das ist umso schlimmer, als dass sein jüngerer Bruder nun heiratet
und er somit nun mehr oder weniger zum Gespött der Familie wird. Doch eigentlich hat Jun-young auch gar keine Lust sich
auf die Regeln und Probleme einer Beziehung einzulassen. Um allerdings seiner Familie einen Gefallen zu tun begibt er sich
auf ein Blind Date. Hier trifft er die attraktive Yeon-hee (Eom Jeong-hwa), die aber anscheinend nach jemanden sucht,
der sie finanziell absichern kann. Ihr ereignisloses Date verstreicht, dennoch verbringen die zwei die Nacht
miteinander.
In den folgenden Tagen treffen die beiden sich erneut und müssen feststellen, dass sie nicht nur ihre gemeinsamen
Abenteuer im Bett zu schätzen wissen, sondern sich auch gut miteinander unterhalten können und gemeinsame Interessen
haben. Schlussendlich muss sich Yeon-hee aber entscheiden: Will sie Jun-young heiraten oder einen reichen Arzt? Da
Jun-young ohnehin weiß, wie sie sich entscheiden wird, bekräftigt er sie den Arzt zu heiraten. Allerdings ist
Yeon-hee jemand, der alles will und so trifft sie sich selbst als sie verheiratet ist immer noch mit Jun-young...
Kritik: "Marriage is a Crazy Thing" hört sich wie eine dieser typischen Romantikkomödien an - doch weit gefehlt.
Regisseur Yu Ha ("A Dirty Carnival", "Once upon a Time in High School") schafft hier ein außergewöhnlich realistisches
Bild einer Beziehung, wie sie das wahre Leben bereit hält. Seine Protagonisten sind dabei alle sehr menschlich, wenn auch
untypisch für das koreanische Bild des Manns und der Frau. Während sich die Beziehung der beiden Hauptprotagonisten
langsam auf dem Bildschirm entfaltet, bekommen wir auch immer mehr vom Innenleben der zwei zu sehen, auch wenn dies
zumeist auf sehr subtile Weise der Fall ist. Yu Has Werk hat mit Yeon-hee einen moralisch sehr ambivalenten
Charakter im Vordergrund, dennoch versucht er dankenswerterweise niemals ihre Taten zu rechtfertigen.
Eigentlich steht ja Jun-young im Mittelpunkt des Films. Er ist die Bezugsperson und mit seinen ab und zu eingestreuten
Dialogen geleitet er uns auch manchmal als Erzähler mit seinen trockenen und zuweilen analytischen Kommentaren durch
den Film. Doch Darsteller Kam Woo-seong ("The King and the Clown") wird allzu oft von seiner Kollegin an die Wand
gespielt. Zum Teil liegt das auch an Jun-youngs Charakter, denn dieser ist zwar nicht einfach nur verschlossen,
sondern bietet tatsächlich noch viel mehr und kann mit seinem subtilen Schauspiel seinem Charakter Grund und Boden
verleihen, dennoch ist seine Darstellung manchmal etwas zu ausdruckslos. Wie gesagt bedeutet das nicht, dass seine
Leistungen schlecht sind, im Gegenteil. Aber sein Charakter wird eben oft einfach nur benutzt und auch wenn er sich dessen
bewusst ist, so stellt es ihn doch manchmal etwas zu sehr in den Hintergrund.
Der Star des Films ist eindeutig Eom Jeong-hwa, die mir zuerst in ihrer Nebenrolle in "Singles" aufgefallen ist und dann
ihre Vielseitigkeit in "Princess Aurora" bewies. Ihr wirkliches Talent zeigt sie jedoch hier. Als manipulative
Frau, die das beste von zwei Welten will, zum einen die finanzielle Absicherung eines reichen Ehemanns und zum anderen den
Rest von einem liebenswürdigen Freund, ist sie wirklich nicht jemand, den man als moralischen Maßstab nehmen sollte.
Selbst später als sie verheiratet ist, nimmt sie noch starken Einfluss auf Jun-youngs Leben, sorgt dafür, dass dieser eine
eigene Wohnung hat und richtet diese sogar nach ihrem Geschmack ein, so dass sie sich wohl bei ihm fühlt, wenn sie ihn
besuchen kommt.
Interessanterweise empfinden wir dennoch nie Hass auf Yeon-hee. Sie mag zwar ungemein selbstsüchtig sein und eine
Frau, die weiß was sie will und wie sie es bekommt, dennoch ist sie kein schlechter Mensch. Das macht die eigentliche
Faszination der Geschichte aus und Darstellerin Eom Jeong-hwa verleiht mit ihrem grandiosen Schauspieler der Person
Yeon-hee die nötige Tiefe.
Was sich anfangs wie ein typisches Romantikfilmchen anfühlt, bei dem gegen Ende ein wenig Drama zu erwarten ist, erweist
sich als erstaunlich bedeutsam. "Marriage is a Crazy Thing" balanciert gekonnt zwischen Romantik und dem unausweichlichen
Drama, ohne dass dieses jedoch künstlich aufgeblasen wird. Als sich die beiden Liebenden nach Yeon-hees Heirat immer noch
treffen, steht zwar dank einiger Anrufe von Yeon-hees Ehemann immer im Raum, dass diese Beziehung so keine
Zukunft zu haben scheint, aber ist dem auch wirklich so? Können Jun-young und Yeon-hee so weitermachen?
Zuerst denken wir, dass Yeon-hee einfach nur blind ist und am Ende sich bestimmt gegen den Arzt und für ihren Freund
entscheiden wird, doch spätestens als sie heiratet merken wir, dass es sich der Film nicht so leicht macht. Jun-youngs
Verhalten mag zwar etwas merkwürdig anmuten, da er seine Freundin darin bestärkt den Arzt zu heiraten und manchmal
können wir seine Einstellung diesbezüglich einfach nicht nachvollziehen, aber mit der Zeit wird uns klar, dass er
Yeon-hee einfach schon seit langem durchschaut hat. Er weiß, was sie wirklich will...
Ebenfalls interessant ist der Fakt, dass die Ehe von Jun-youngs Bruder genau die Probleme und Ängste widerspiegelt, die
Jun-young von solch einer Verbindung abschrecken.
Mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich für koreanische Produktionen, aber dennoch leicht irritierend sind die etlichen
heißen Bettszenen. Natürlich bekommen wir nie wirklich explizit etwas zu sehen, aber das was wir sehen lässt doch die
Frage aufkommen, warum es nötig war so freizügig zu sein. Denn eigentlich geht es in der Beziehung zwischen den
beiden Hauptprotagonisten ja nicht um Sex, sondern um Liebe. Warum also ersteres in den Vordergrund stellen?
Andererseits besteht da ja für viele (Frauen zumindest) angeblich kein Unterschied. Dennoch wäre hier weniger tatsächlich
mehr gewesen.
Das Tempo von "Marriage is a Crazy Thing" ist zwar gemächlich, dennoch geschieht immer etwas, das unsere Aufmerksamkeit
aufrecht erhalten kann. Gerade die "Flitterwochen" von Jun-young und Yeon-hee besitzen eine unterschwellige und
äußerst simple Magie, die bezeichnend für den Film ist. Hier zeigt sich auch wieder Yeon-hees manipulativer Charakter,
die ihren Freund einfach mitschleppt. Doch Szenen wie ihre Fotografien oder das Fotoalbum gegen Ende zeigen, dass sie
eben alles andere als ein schlechter Mensch ist, sondern tatsächlich auch ein Herz besitzt.
"Marriage is a Crazy Thing" ist ein schönes Drama, das gerade deswegen so nahegehend und erfrischend ist, weil es nicht
so herzzereißend ist wie so viele andere Genre-Werke. Die beiden Darsteller, allen voran Eom Jeong-hwa, sind top und
verleihen dem Film die nötige Glaubwürdigkeit. Ein Film, der genauso faszinierend ist, wie er zugleich einfach und
tiefgründig ist.