Story: Min-ah (Kim Mun-sun) geht auf eine Mädchenschule und findet eines Tages ein Tagebuch. Sie findet heraus,
dass dies das Tagebuch von Hyo-shin (Park Yeh-jin), einem eher ruhigen aber intelligenten Mädchen, und Shi-eun (Lee
Young-jin), einer sehr sportlichen Schülerin ist. Die beiden haben sich in dem kleinen Buch Nachrichten geschrieben
und ihre Gefühle auf Papier gebracht. Die Freundschaft der beiden Mädchen scheint die normaler Freundinnen überschritten
zu haben, doch von ihrer Liebe zu einander ist nun nicht mehr viel zu sehen, wie Min-ah feststellen muss. Die zwei
gehen sich aus dem Weg wo sie nur können. Schließlich begeht Hyo-shin plötzlich an der Schule Selbstmord.
Gerüchte gelangen in Umlauf, dass Shi-eun zum selben Zeitpunkt auf dem Dach gestanden hat, als Hyo-shin von diesem
gesprungen sei. Obwohl Min-ah dies selbst gesehen hat nimmt sie Shi-eun in Schutz und versucht herauszufinden was
wirklich geschehen war. War Hyo-shin etwa schwanger? Hatte sie eine Affäre mit einem der Lehrer? Min-ah kommt der
Antwort immer näher, doch plötzlich hat sie das Gefühl, dass sie beobachtet wird. An der Schule wird erzählt, dass
man Hyo-shins Geist gesehen hätte und Min-ah glaubt immer mehr, dass daran etwas dran ist. Aber was verheimlicht
Shi-eun und was will Hyo-shins Geist?
Kritik: "Memento Mori" ist der Nachfolger des koreanischen Horrorfilms "Whispering Corridors". Schon in diesem
stand neben dem Horror-Motiv an einer Mädchenschule vor allem der sozialkritische Unterton im Vordergrund. Dieser
wurde nun im Nachfolger noch etwas verschärft und ist für den Film im Gesamten noch gewichtiger. Kein Wunder also, dass
dieser Nachfolger, der weder von den Charakteren, noch von der Geschichte auf den Vorgänger aufbaut, durchaus als mehr
als ein Horrorfilmchen bezeichnet werden muss. Wirkliche Horror-Fans werden hier nämlich nur sehr geringfügig auf ihre Kosten
kommen. Die Schockmomente sind sehr spärlich über den Film verteilt und dennoch gibt es ein paar wenige Szenen, die
einem mit ihrem subtilen Horror durchaus eine Gänsehaut bescheren können. Trotzdem, das Zielpublikum ist hier
keinesfalls der Horrorfan, sondern eher der Liebhaber von tiefgreifenden Dramen mit Hang zum Übernatürlichen.
So schwierig wie der Film in ein Genre einzuordnen sein mag, so schwierig ist es manchmal auch ihm zu folgen. Das liegt
daran, dass die beiden Regisseure Kim Tae-Yong und Min Kyu-Dong in ihrem Film gerne Flashbacks benutzen und dabei nicht
wirklich sehr eindeutig sind, in welcher Zeitebene wir uns gerade befinden. Irgendwann hat man gar das Gefühl, dass einem
die Geschichte auf drei Zeitebenen gleichzeitig erzählt wird und so sollte man hier auf jeden Fall einen wachen Geist
und viel Aufmerksamkeit mitbringen um bis zum Ende am Ball bleiben zu können. Nichtsdestotrotz wird es einem fast
schon unmöglich gemacht beim ersten Mal Schauen den Film in seiner Gänze zu fassen. Auch nach dem 2. Mal gibt es noch
etliche Fragen, die offen bleiben, aber vieles ist dann einfach klarer und vor allem weiß man dann vorher schon bei
welchen Szenen man besonders acht geben sollte. Viele Szenen mögen nämlich anfangs unwichtig erscheinen, erweisen sich dann
aber als essentiell um
den Film überhaupt verstehen zu können!
Dennoch, so faszinierend die Erzählstruktur auch sein mag, für den Zuschauer ist sie erst einmal nur verwirrend, was
die Story im Endeffekt fast schon unauflösbar in sich selbst verstrickt macht. Dabei bekommen wir hier wirklich Außergewöhnliches
zu sehen. Homosexuelle Liebesbeziehungen sind nämlich auf dem koreanischen Bildschirm nichts Alltägliches oder
werden zumindest nicht gerne gesehen. Kein Wunder also, dass hier einige Szenen der Schere zum Opfer gefallen sind.
Trotzdem wird niemals ein Zweifel an der Qualität der Liebesgeschichte gelassen, was spätestens in der Kussszene
zwischen den beiden Hauptprotagonistinnen offenbar wird. Der Plot ist außerdem erstaunlich vielschichtig und es gibt
immer wieder etwas Neues zu entdecken, auch wenn vieles einfach nur angedeutet bleiben muss. Wer sich ganz in die
Tiefen dieses Films begeben will, der sollte sich vielleicht die fast 90 Minuten längere Directors-Cut Version zu
Gemüte ziehen, die zum Zweck dieses Reviews allerings nicht herangezogen werden konnte.
"Memento Mori" ist in vielerlei Hinsicht sozialkritisch. Da wäre natürlich einmal die Liebesbeziehung zwischen den
beiden Mädchen, die von der Gesellschaft nicht geduldet wird. Dann bekommen wir wieder einmal einen Blick auf den harten
und konkurrenzkampfartigen Alltag in der Schule zu sehen, sowie Lehrer, die ihre Schüler schlagen und Schülerinnen,
die sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Manchmal, wenn auch selten, bringen die Regisseure diese Szenen auch
mit ein wenig Humor in den Film ein, wie z.B. in dem Abschnitt, in dem die Mädchen gewogen und ihre Körpermaße
gemessen werden. Was "Memento Mori" aber so gut funktionieren lässt ist sein Auge für die Charaktere, die allesamt sehr
lebendig wirken. Gerade aus den beiden Hauptprotagonisten wird man zwar anfangs nicht schlau, aber nach einiger
Zeit lernen wir ihre Motivationen kennen oder zumindest sie zu erraten. Die Darsteller geben alle eine Top-Leistung
ab und sorgen dafür, dass wir uns schnell in dem Film zurechtfinden.
Von der schon genannten anfangs recht konfus wirkenden Story abgesehen hat der Film leider noch mit seinem gemächlichen
Tempo zu kämpfen, das einem ganz schön zu schaffen macht, wenn man sich nicht auf ein Drama einstellt. Denn das ist es,
was "Memento Mori" ist - ein vielschichtiges Drama, das hier und da erstaunlich guten subtilen Horror zeigt. Von dem
letzten längeren Showdown, der irgendwie zu konstruiert und abgehoben Art-House-cinemaartig daherkommt, gibt es
nämlich einige Szenen, die einem mit ihrem subtilem und atmosphärischem Horror durchaus in ihren Bann ziehen können.
Vor allem der schönen Cinematographie und dem gelungenen Setting an der Mädchenschule ist das zu verdanken.
Intensiviert wird die tolle Atmosphäre auch noch von einem wunderbaren Soundtrack, der chorale Klassik mit Horror-Score
vermischt.
Schlussendlich wird "Memento Mori" für Horror-Fans und Zuschauer ohne viel Geduld und ohne Bereitschaft zum extremen
Mitdenken ziemlich frustrierend sein. Trotzdem herrscht kein Zweifel daran, dass einem dieses Horror-Drama so viel
mehr bietet als die Konkurrenz. Ausgefallen und verworren, gibt es hier vieles, das einen zum Nachdenken anregen
kann. Das fängt schon beim Titel des Films an, der so viel wie "Gedenke des Todes" heißt. Filmliebhaber, die sich gerne
auf ein etwas gemächlicheres, übernatürliches Drama einlassen, werden hier einen außergewöhnlichen Film vorfinden,
der in gewisser Weise seinem Vorgänger sogar überlegen ist.